Regen, Regen und noch mehr Regen. Die sechsstündige Fahrt in die Fränkische Schweiz wurde stetig von dem penetranten prasseln der Regentropfen begleitet. Dies konnte jedoch nicht unsere Vorfreude auf unsere erste Sippenfahrt fortspülen.
Kim und ich haben uns vor dieser Fahrt viele Gedanken gemacht. Es sollte unsere erste Sippenfahrt sein und wir wollten den Kindern ein unvergessliches schönes Wochenende bescheren. Um auch wirklich etwas Besonderes zu erleben haben wir uns daher beim Bundesroulette 2013 beworben. Als wir dann Gäste der Sippe Corax aus dem Stamm Raubvögel sein sollten ist es uns unglaublich schwer gefallen die Planung über weite Teile einem uns Unbekannten zu überlassen. Wir wussten nur dass es ein Hajk geben wird und organisierten die An- und Abfahrt in den Süden. Das war nicht gerade viel und die Sorgen wurden größer. Sind unsere Kinder schon in der Lage die Strecke zurückzulegen, es ist ihr erster Hajk, haben sie überhaupt Lust das ganze Wochenende zu wandern, verstehen wir uns mit den anderen und spielt das Wetter mit?
All das schwirrte uns im Kopf herum. Um wenigstens alles in unserer Macht stehende zu tun, nutzten wir die letzten Heimabende vor der Fahrt um Zeltaufbau und Rucksack packen zu üben, sowie generelle Vorbereitungen zu treffen. Doch es sollte alles anders laufen als wir es uns je hätten vorstellen können.
Doch es sollte alles anders laufen als wir es uns je hätten vorstellen können.
Als wir abends endlich ankamen, es war schon dunkel, erwartete man uns bereits am Bahnhof von Ebermannstadt. Die erste Begegnung war gar nicht so schlecht und wir verstanden uns von Anfang an gut. Gemeinsam warteten wir noch auf unsere dritte Partnersippe die unsere Gruppe vervollständigen sollte. Doch wir warteten vergebens. Nach einer Stunde beschlossen wir wenigstens schon einmal einen Schlafplatz zu suchen. Als wir gerade die ersten Schritte machten setzte der Regen ein der zu unserer Freude zwischen zeitlich aufgehört hatte. Wir waren noch nicht richtig aus der Stadt raus, da wurde der Regen stärker und die erste Waldlichtung wurde unser Schlafplatz. Der Aufbau der Kothe glich einer Tortur, der Boden war aufgeweicht und schlammig. Die Wiese, die eine leichte Neigung hatte war bereits von Bächen durchzogen. Es war stockdunkel und wir alle drohten zu verzweifeln doch gemeinsam haben wir es geschafft und die Kothe stand. Wir hockten uns alle hinein und warteten. Als man dann nicht mehr vom Abend sprechen konnte, kam die Sippe Alopex Lagopa vom Stamm Steppenwölfe, von einer Eskorte abgeholt, endlich an. Und als dann auch deren Kothe stand gingen wir alle schlafen.
Am nächsten morgen regnete es nicht mehr. Doch das war keine Erleichterung denn alles war nass. Die Kinder hatten absolut keine trockene Kleidung mehr und auch Schlaf-und Rucksäcke war nicht mehr trocken. Auch die Temperatur hatte uns im Stich gelassen. Über die kurze Nacht hatte es sich um 16 Grad abgekühlt. Aus Sorge um die Gesundheit der Kinder gaben Kim und ich ihnen all unsere Pullis, Jacken, Takelblusen sowie Schals und Mützen. Als würde das nicht schon reichen, erfuhren wir kurz darauf, dass ein Unwetter für den heutigen Abend und die Nacht angesagt war. Um diesem zu entgehen wichen wir kurzer Hand ins Heim der Raubvögel aus. Dort konnten wir alles trocknen und uns endlich etwas Vernünftiges zu essen machen. Später hatten wir bei vielen Spielen, einer Erkundungstour und einer Singerrunde Zeit, uns näher kennen zu lernen.
Unser Schicksal hatte sich anscheinend schnell herum gesprochen, denn am Nachmittag bekamen wir besuch von der örtlichen Presse. Alle fingen an, stolz zu erzählen, was uns wiederfahren war und konnten gar nicht mehr aufhören. Da wurde Kim und mir bewusst, dass trotz des Hajkabbruchs, den wir zuerst als unakzeptable Niederlage empfunden hatten, dieses Ereignis uns als noch junge Gruppe näher gebracht hat. Es hat uns gezeigt, dass wir uns in Notsituationen aufeinander verlassen können.
Natürlich ist nichts so gelaufen, wie wir es uns gewünscht hatten. Wären wir doch viel lieber gewandert, aber es lag nicht in unserer Hand. Kim und ich haben gelernt, dass Planung und Vorbereitung wichtig sind, doch ausschlaggebend ist es, allzeit bereit zu sein und das waren wir.
Mitreden!