»Frankreich stinkt!« – Naja, ein vielleicht nicht ganz so ernst gemeinter Ausruf, der das glückliche Gefühl beschreibt, wieder Richtung Heimat unterwegs zu sein. Wir sind wieder in Deutschland. Schön. Schade – anstrengend und doch wunderschön war die Tour. Von Munster (bei Colmar) geht es stets bergauf. Nach der ersten Nacht auf dem Gaschney bis auf über 1300 Meter des Hohneck. Da schmecken die Blaubeeren am Wegesrand gleich doppelt so gut. Irgendwie schmeckt auf Touren immer alles besser als zu Hause. Sogar das Tage alte Brot. Apropos Brot: so weit sind wir nicht von Deutschland entfernt, aber richtiges Brot gibt es hier trotzdem nicht. Können die Franzosen einfach nicht. Aber das Baguette ist eine wunderbare Alternative, abgesehen von der Menge, die man mit sich herumschleppen muss. Den Brotvorrat eines ganzen, zugegeben kleinen, Ladens haben wir erstanden. Und vom Rest ließen wir auch nicht mehr viel übrig. Die Alternative – ein ganzer Tagesmarsch Umweg, nur um einkaufen zu können – erschien uns wenig sympathisch. Die wenigen Einkaufsmöglichkeiten sind das große Manko dort in den Vogesen. Am liebsten würden wir in den See an unserer zweiten Schlafstelle springen, aber sowohl das lange Ausschlafen als auch das mäßige Wetter machen uns da einen Strich durch die Rechnung. Nur wenige Wanderer sehen wir auf unseren Wegen durch die französischen Wälder. Nach einer Schlafstelle suchend, verweisen uns belgische Pfadfinder, die wir in einem Haus am See treffen, zu einem Campingplatz. Aber wer will da schon hin! Also weiter bergauf zu dem Skilift, der laut Karte in der Nähe ist.
Aus dem Nieseln entwickelt sich in der Nacht ein kleiner Wolkenbruch und spätestens als in der Kohte zentimetertief das Wasser steht, ist für Einige die Nacht nicht mehr ganz so erholsam.
Das Material wird noch einmal etwas umverteilt, damit auch jeder dieses Etappenziel in erträglicher körperlicher Verfassung erreichen kann. Es dämmert, es fängt an zu nieseln, doch während die Kohten aufgebaut werden steigt schon wohlduftender Dampf aus den Trangias empor. Aus dem Nieseln entwickelt sich in der Nacht ein kleiner Wolkenbruch und spätestens als in der Kohte zentimetertief das Wasser steht, ist für Einige die Nacht nicht mehr ganz so erholsam. Nachdem ich am nächsten Morgen draußen schon Stimmen vernehme, schaue ich aus dem Eingang und sehe: nichts! Kaum 10 Meter kann ich durch den Nebel blicken. Erst nach und nach verweht dieser und gibt den Blick frei auf Wald und Wiese. Einen kuriosen Anblick bietet das direkt neben uns stehende Stahl-Monster von Skilift. Etwa einen Kilometer weiter verlassen wir den lothringischen Teil unserer Strecke und passieren am Col de la Schlucht die Grenze zum Elsass. Dort oben pfeift uns der Wind um die Ohren und die sicherlich eindrucksvolle Aussicht bleibt uns durch den Nebel verwehrt. Einige Kilometer weiter erkennen wir von Ferne schon die Ausläufer des Münstertals. Die weite Wegstrecke lässt genug Zeit, sich Gedanken zu machen; über uns, über Pfadfinder und deren Gesetze, über Geländespiele, die wir während des anschließenden Lagers spielen können, über Fernsehserien… Das ist ja das Schöne am Wandern. Man hat so viel zu tun, dass es nicht langweilig wird und doch so wenig, um noch genug Zeit für anderes zu haben. Wir erreichen wieder erste Ansiedlungen von Häusern. Dies, und der Umstand noch immer in sehr abschüssigem Gelände unterwegs zu sein, macht unsere Schlafstellensuche erfolglos. Obwohl wir nur zu gerne im höhlenähnlichen Autounterstand übernachtet hätten, freuen wir uns über die Scheuneneinfahrt eines netten Franzosen, in der wir die beiden Kohten aufstellen dürfen. Auch die beiden Autos, die wenige Meter neben uns auf der dunklen, kurvigen Straße zusammenstoßen, verhindern glücklicherweise nicht, dass wir zu dieser fortgeschrittenen Stunde in einen besonders erholsamen Schlaf entschlummern.
Nur noch ein Tag bleibt uns, bevor wir für weitere fünf nach Rehweiler fahren, um dort ein – vorweggenommen – herrliches Rest-Sommerlager zu verbringen. Wieder in Munster angekommen, erleben wir den letzten Tag hauptsächlich im Schwimmbad, das uns einiges zu bieten hat. Lediglich die Pflicht, enganliegende Badebekleidung zu tragen, sorgt für etwas Unmut auf der männlichen und für Gelächter auf der weiblichen Seite unseres sechzehn Jungen und Mädchen starken Jungpfadfindertrupps.
Überall sehen wir Störche, die fliegen, auf Schornsteinen sitzen und hin und wieder mit ihren Schnäbeln klappern. Ein seltener Anblick. Mit viel Gelächter und einer ausgiebigen Tannenzapfenschlacht verbringen wir diesen letzten Abend in Frankreich. Keiner von uns beherrschte übrigens mehr als ein paar Brocken Französisch, und doch fand sich überall jemand, der des Deutschen mächtig war und uns weiterhelfen konnte. Von wegen, die Franzosen sind ein fremdsprachenfaules Volk! Die ersten Sonnenstrahlen lassen uns am nächsten Morgen aus den Schlafsäcken kriechen und bei allerlei französischem Aufstrich und köstlichen frischen Croissants genießen wir unser Frühstück im Stadtpark, in dem wir genächtigt haben. Dabei darf natürlich auch der berühmte, wirklich leckere Munster-Käse nicht fehlen. Und der, der stinkt. Wirklich!
Wir waren auch bei dieser Fahrt dabei und uns hat die Fahrt nach Frankreich gut gefallen. Auch danach das lager bei uns in Rheweiler war sehr schön.