Schwarze Zelte gehören wie Singerunden, Fahrt und Tschai zu den Dingen, die den Stil unseres Bundes ausmachen. Während man Kohten und Jurten auf jeder Fahrt und in jedem Lager sieht, sind Jurtenburgen den größeren Lagern vorbehalten. Eine Jurtenburg kann den Charakter eines Lagers entscheidend mitprägen – wer hat sich nicht schon an das Lager mit der grandiosen Jurtenburg oder an das Lager mit dem völlig undichten Zelt erinnert? Hier findet Ihr einige Tipps für die Planung und den Aufbau einer Jurtenburg.
Der Grundriss
Der erste Schritt beim Planen einer Jurtenburg ist die Überlegung, wofür die Jurtenburg genutzt werden soll. In bester Tradition des »Form follows Function« hat die Nutzung Auswirkungen auf den Grundriss. Singerunden mit Feuerstellen funktionieren am besten in runden Zelten, niemand will zu weit vom Feuer entfernt sitzen. Bühnen erfordern hingegen eine Ausrichtung des Grundrisses auf die Bühne hin. Als Faustregel für die Größe der Jurtenburg hat sich knapp 1/2 m2 pro (sitzender) Person bewährt. Am einfachsten ist es, den Grundriss mit ausgeschnittenen Planen zu planen – Schablonen zum Ausschneiden findet Ihr nebenan.
Rain and Wind and Weather
Spätestens wenn aus einem Grundriss ein dreidimensionales Konstrukt wird, müsst Ihr Euch Gedanken zum Wetter machen. Windanfällig sind große Flächen, die nicht durch Abspannungen oder Masten stabilisiert werden. Um größere Wassereinbrüche zu verhindern, solltet Ihr darauf achten, dass es von jedem Punkt des Jurtenburgdaches aus ein durchgehendes Gefälle nach außen gibt, so dass das Wasser nach außen abfließen kann.
Aus der Tiefe des Raums
Wie schon die großen Geister des Fußballs wissen, ist der Raum und die Nutzung desselben entscheidend. Zentrales Raumelement einer Jurtenburg ist wie schon bei den Neandertalern die Feuerstelle, um die sich alle Mitglieder des Stammes (oder Bundes) versammeln. Auch der moderne Pfadfinder fühlt sich wie der Neandertaler unwohl, wenn er sich in einem leeren Raum aufhalten muss. Daher solltet Ihr der Innenraum einer Jurtenburg strukturieren, z.B. durch einzelne Masten oder andere Objekte, so dass das Gefühl »Bahnhofshalle« gar nicht erst entsteht. Auf der anderen Seite darf der Raum natürlich nicht zu sehr zugestellt werden – wenn man die Singefestbühne vor lauter Masten nicht mehr sieht, ist auch niemanden geholfen.
Das Tragwerk
Nachdem Grundriss und Raumidee festgelegt sind, geht es an die technische Gestaltung – irgendwie müssen die ganzen Planen in der Luft aufgehängt werden. Hier hilft eigentlich nur Erfahrung weiter. Bei den ersten Konstruktionen solltet Ihr »konservativ « starten, z.B. jedes Jurtendach mit einer Mittelstange aufstellen. Später kommen dann fliegende Konstruktionen, bei der Dachteile durch äußere Seilverspannungen aufgehängt werden. Immer solltet Ihr darauf achten, dass die Kräfte bei Jurtenburgen deutlich größer als bei normalen Jurten sind, d.h. dickere Seile, Masten und Heringe sind angesagt. Bei besonders interessanten Tragekonstruktionen mag auch das Hinzuziehen eines Statikers sinnvoll sein.
Metalworks
Da die Planen bei Jurtenburgen stärker belastet werden als bei kleinen Zelten, solltet Ihr nach Möglichkeit überall, wo Planenecken aufeinander treffen, Schrauben verwenden. Ebenso solltet Ihr grosszügig mit Ringen und Karabinern sein, niemals sollten Seile übereinander laufen.
A-Ha-Effekt
Eine Jurtenburg bleibt am besten in Erinnerung, wenn sie etwas besonderes bietet. Während man bei den Nutzern der Jurtenburg am ehesten über einen gelungenen Innenraum Begeisterung wecken kann, werden die Jurtenbaukollegen eher auf ein geniales Tragwerk achten.
Planung
Zur Planung einer Jurtenburg gehört nicht nur das Aussehen der fertigen Burg, sondern auch der Weg dahin. Je besser der Aufbau vorab durchdacht wird, desto besser klappt es dann vor Ort.
Der Aufbau
Grundsätzlich solltet Ihr so viele Aufgaben wie möglich am Boden erledigen. Dann können viele Leute mithelfen. Sobald man Aufgaben in der Luft durchführen muss, sei es mit Leitern, Flaschenzügen oder Kränen, kann nur noch eine Person arbeiten. Auch beim Jurtenburgaufbau bewährt sich das System der Kleingruppe. Ihr solltet nicht versuchen, alles selbst zu machen, sondern Aufgaben in die Verantwortung von Sippen oder Roverrunden abgeben. Gegebenenfalls lohnt es sich auch, auf Heimabenden vor dem eigentlichen Aufbau die Teilaufgaben mit den jeweiligen Sippen zu planen und zu üben. Auch bei perfekter Planung bleibt immer ein gutes Stück Improvisation notwendig, irgendwas läuft immer anders, als man denkt.
Eine Jurtenburg lebt
Mit dem Aufbau endet die Aufgabe »Jurtenburg« nicht. Bedingt durch die Größe müssen Jurtenburgen regelmäßig nachgespannt und gepflegt werden. Manche sagen auch, man sollte mit den Burgen reden… Tu es. Aber wie immer ist das Wichtigste: Jurtenburgen bauen lernt man nur, in dem man es tut. Wer einmal mit Jurtenburgen angefangen hat, den lässt es nicht mehr los.
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