Jugendbewegung heißt Jugendbewegung, weil sie eine Bewegung der Jugend ist. Punkt. Und Tschüss! Bin dann mal weg! Schaue ich auf meinen Personalausweis, so brauche ich nicht lange zu rechnen, um festzustellen, dass ich schon lange kein Jugendlicher mehr, ja nicht mal mehr ein junger Erwachsener, bin. Ich habe passives Wahlrecht, bin schon lange aus der Probezeit meines Führerscheins raus und meine Wölflinge, die ich jahrelang führte, sind mittlerweile schon in ihrer zweiten Amtszeit Stammesführung. Zeit also die Koffer zu packen und vielleicht ein wenig Tauben zu züchten. Dumm nur, dass ich gar keine Lust habe. Viele meiner Freunde sind ja auch noch da. Okay, viele treffe ich nur einmal im Jahr auf dem Busife; aber besser als nichts. Und einen anderen Urlaub, als durch die Gegend zu wandern und ein Zelt im Nichts aufzuschlagen, kann ich mir gar nicht vorstellen. Habe es ja schon versucht. Zweimal habe ich eine Woche im Hotel verbracht. Und: es klappte einfach nicht! Ich langweilte mich und fand mich dann doch in einer einsamen Gegend wieder, in der ich herum lief und mich am Ende schließlich ärgerte, kein Zelt dabei zu haben und ins Hotel zurück zu müssen.
Nun gut, wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich jetzt auch nicht mehr so richtig Lust, eine Sippe durchs Leben zu führen und pubertierende Jungs davon abzuhalten sich gegenseitig in die Mädchenwaschstellen zu schupsen. Auch würde ich nicht mehr gerne für einen Stamm hauptverantwortlich sein. Aber doch will ich es nicht missen, Teil eines Stammes und Bundes zu sein und mich bei ihm aufgehoben zu fühlen. Ich finde es schön mit den anderen alten Säcken meines Stammes und Bundes noch auf Fahrt zu gehen, vielleicht etwas länger zu schlafen als mit meiner Sippe und ein Pfingstlager in heimischer Runde zu verbringen. Ich weiß, dass ich nicht mehr so oft mitfahren kann wie früher. Ich weiß aber auch, dass ich willkommen bin, wenn ich dann wieder dabei bin. Ich weiß, dass ich für das eigentliche Funktionieren der Gruppe nicht mehr gebraucht werde. Ich weiß aber auch, dass mein Stamm eine Familie ist und Onkel und Oma eben auch dazu gehören. Ich habe dort nichts mehr zu sagen – und das ist jawohl das Allerbeste! Mittlerweile werden auf dem Busife viele Windeln gewechselt, Fläschchen gegeben und Kinderwagen geschoben. Das ist auch eine Form von Jugendbewegung. Und in der bin ich zu Hause.
Mitreden!