Diesen Fall kennen wir alle: Wir sind irgendwo auf einem wunderschönen Lagerplatz, weit ab von der nächsten Stadt. Wir werden nachts geweckt mit den Worten »Mir ist schlecht.« oder »Mir geht’s gar nicht gut.« Was tun? Direkt zum Arzt? Oder dürft ihr vielleicht doch Medikamente rausgeben?
Eine schwierige Frage. Grundsätzlich gilt, dass Du von den Eltern des Kindes nur die Aufsichtspflicht übertragen bekommst. Das bedeutet, Du musst aufpassen, dass dem Kind nichts passiert. Und darüber hinaus auch, dass Dein Wölfling / Sippling anderen Menschen oder Sachen keinen Schaden zufügt.
Doch umfasst die Pflicht auch, dass Du ihm nach eigenem Ermessen Medikamente geben darfst, wenn es – vermeintlich – krank ist? Kannst Du das überhaupt beurteilen, ohne eine entsprechende Ausbildung? Aber musst Du deswegen immer gleich zum Arzt, wenn Dein Kind leichtes Fieber hat, wenn es erbricht oder Durchfall hat? Darüber hinaus ist ja auch nicht immer ein Arzt erreichbar, gerade im Ausland gestaltet sich das mitunter etwas schwieriger.
Ruhe bewahren!
In solchen Fällen gilt zuallererst: Ruhe bewahren!
Dann solltest Du überlegen: Wie lange dauern die Beschwerden schon an, wie stark sind sie? Wenn Du Dir darüber genaue Gedanken gemacht hast, solltest Du die nächsten Schritte genau abwägen. Bei einer leichten Übelkeit beispielsweise, die bisher ohne Erbrechen oder ähnliches abgelaufen ist, reicht es in jedem Fall, dem Wölfling oder Sippling zunächst abseits der Gruppe etwas Ruhe zu gönnen, einen leichten Pfefferminztee zu kochen oder nur lauwarmes Wasser zu geben. Eventuell kannst Du Zwieback oder Salzstangen anbieten, falls sich ein Hungergefühl einstellen sollte. Auch wenn Erbrechen einsetzen sollte, kannst Du das gleiche anwenden. Das gleiche gilt auch bei leicht erhöhter Temperatur bzw. Fieber. Versuch es zunächst mit einem kühlen Lappen auf der Stirn und viel Ruhe. Oft schlafen die Kinder ein, was in vielen Fällen zu einer deutlichen Besserung führt.
Wenn die Übelkeit oder das Fieber aber gar nicht abklingen, besteht die Möglichkeit, leichte Medikamente anzuwenden. Dabei gilt: Immer klein anfangen, nicht gleich in die Vollen gehen und im Zweifel lieber einmal zu viel als einmal zu wenig einen Arzt konsultieren.
Bei den Medikamenten dürfen nur solche angewandt werden, die in Apotheken oder Drogerien rezeptfrei käuflich zu erwerben sind. Bei Fieber bedeutet das Benuron oder Parcetamol, bei Übelkeit Vomex, aber beispielsweise auch Reisekaugummis und bei Durchfall darf auch Immodium angewandt werden. In allen Fällen sollte darauf geachtet werden, dass ihr es in flüssiger Form habt. Saft ist bei Kindern immer leichter anzuwenden, als Tabletten oder Zäpfchen. Bei Durchfall sollte Immodium nur im äußersten Notfall genommen werden, etwa wenn die Rückreise im Bus ansteht und ihr demnach längere Zeit keine Toilette aufsuchen könnt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Fall von Durchfall eine Art Rezept rausgegeben. Man nimmt einen Liter – sauberes – Wasser, 4 -5 Teelöffel Zucker und maximal einen gestrichenen Teelöffel Salz. Auf keinen Fall mehr Salz, da dies für Kinder in größeren Mengen sehr schädlich ist. Beim Durchfall ist der Flüssigkeitsverlust immer das größte Problem, also ist es wichtig, dass die Kinder immer viel trinken. Und natürlich gilt auch hier, keine fettiges Essen, möglichst trocken, beispielsweise Zwieback und Salzstangen und bei stetiger Besserung gekochtes Hühnerfleisch und Reis. Sobald sich ein Hungergefühl einstellt, seid ihr auf dem richtigen Weg. Aber immer schön langsam.
Letztendlich kann man folgendes sagen: Das Thema Medikamente ist ein sehr sensibles Thema und muss daher auch sehr behutsam behandelt werden. Am besten klärt man die Eltern in einem Brief auf, dass die Erste-Hilfe-Kiste um ein paar Medikamente ergänzt wird, die in kleineren Notfällen, an die Kinder gegeben werden.
Mitreden!