Was macht das Pfadfindern mit mir, wie konnte ich es in meinem Auslandsaufenthalt gebrauchen, was machte der Auslandsaufenthalt mit mir und wie konnte ich es in der Pfadfinderei gebrauchen? Nun, es ist immer schwierig aus der Retrospektive (es geht um die Zeit, in der ich 16, 17 war – das ist fünf, sechs Jahre her) Einflüsse genau zu lokalisieren. Da verwebt sich vieles. Aber ich werde versuchen euch vieles Interessantes zu erzählen.
Spontan fällt mir der Effekt der Gelassenheit auf, den meine Pfadfinderei auf das Gemüt meiner Eltern hat (meine Eltern haben eh schon solch eine Anlage, keine Frage. Aber das ständige Rumtummeln der Kinder in WLAN-freien Gebirgen irgendwelcher Länder ist da zusätzlich förderlich.). Andere Eltern, deren Kinder das Nest im allerletzten Augenblick verlassen, nämlich zu Antritt des Auslandsaufenthalts, sind da nicht gerade tiefenentemnt gewesen. Das gilt natürlich häufig auch wiederum für deren Kinder. Ich hatte das Nest schon so oft verlassen, mittelschwere Horrorszenarien hatten mich schon abgebrüht und die Sorgen einiger Anderer fand ich da eher innovativ und unterhaltsam als ansteckend. Und: Allen Sorgen begegnete ich mit einer »och-das-werde-ich-schon-hinkriegen«-Attitüde. Sprache? Werde ich schon hinkriegen. Schule? Och, auch. Heimweh? An das Gefühl kann ich mich nicht erinnern. Nicht, dass diese Herausforderungen alle im Pfadfinderalltag anzutreffen wären, nein, aber die »Och […] hinkriegen«-Attitüde, die setzt sich hauptsächlich aus gemeisterten Fahrtensituationen zusammen, in denen man a) Angst vor der eigenen Courage kriegt, b) in genau so eine schwierige Lage kommt, wie man befürchtet hat und c) die Lage, och, hinkriegt. Bei zunehmendem c) verringert sich a). So war es auch bei mir.
Hilfreich war auch die Fähigkeit, meine Anforderungen runter zu dämpfen. Wessen tägliches Menü aus einer Variation von »XY mit Scheiß« (für XY ist Reis, Nudeln und Kartoffelpüree einzusetzen) besteht, der oder die meckert auch nicht, wenn im Auslandsjahr nie die gute Küche von daheim anzutreffen ist. Ähnlich verhält es sich mit Kakerlaken oder Eidechsen im Schlafzimmer.
Ähnlich verhält es sich mit Kakerlaken oder Eidechsen im Schlafzimmer.
Mutig sein, Selbstständigkeit, das Fremde einfach mal zu akzeptieren, sich nicht schnell unterkriegen lassen, nicht an Gewohnheiten festhalten, Anpassungsfähigkeit, die Lust am Reisen, solche Schlagwörter füllen die Schnittfläche beider Lebensbereiche aus. Nicht zu vernachlässigen sind übrigens auch die ganzen Spielchen, die man als Pfadfinder*in kann! In Thailand war so etwas der Renner. Auch unter Gleichaltrigen. Spiele helfen über die anfänglichen Sprachschwierigkeiten hinweg. Musik machen auch. Ein Lied, das man mit Stimme und Gitarre mitbringt, bietet ein schönes Angebot zum kulturellen Austausch!
Ein Lied, das man mit Stimme und Gitarre mitbringt, bietet ein schönes Angebot zum kulturellen Austausch!
Was ich jeder Sippe noch ans Herz legen kann, ist auf Fahrt auch den Kontakt zu den Menschen der jeweiligen Kultur zu trainieren. Zu häufig sucht man die Einöde und trifft »echte« Repräsentant*innen der Kultur nur beim Einkaufen oder Wasser holen. Kommunikation mit Fremden kann man dann im Ausland irgendwie intuitiv, wenn man allein dort ist wie ich in Thailand, aber man kann es auch trainieren. Für ein Fazit hier alles noch einmal zusammenzufassen ist ob der Kürze dieses Textes unnötiges Formgehabe, also ende ich hier einfach so. Erinnert euch an das, was ihr aus der Pfadfinderei in andere Lebensabschnitte mitnehmen könnt!
Mitreden!