»1300 Denier Ballistic« und »210 Denier Cordura « – geringer Abrieb, hohe Reiß- und Scheuerfestigkeit. Was sich anhört wie Materialien eines Weltraumanzuges findet vielmehr Verwendung in Trekkingrucksäcken. Wer heute professionell in der Natur wandern geht oder neudeutsch »Outdoor- Trekking« betreibt, schnallt sich dafür meist modernste Technologie auf den Rücken. Antik und idyllisch zugleich wirken Fotos der Wandervögel. Uniforme Lederhosen, ausgeblichen im Alter der Zeit, darüber graue Rucksäcke mit angebrochenen Lederriemen. So begann die deutsche Jugendbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts. Wer heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, in ein Outdoorgeschäft geht, sucht vergeblich graue Rucksäcke ohne Rückenpolster aus ganz normalem Stoff.
Geht es heutzutage noch ohne Rückenpolster mit »Meshgewebe« und höhenverstellbarem Brustgurt? Ein ganzer Bund hat darauf eine Antwort gefunden: Ein Affe, der moderner als der normale Feldaffe ist und dennoch in ihm seinen Ursprung findet. Finder (Michael Steiger) aus dem Pfadfinderbund Mecklenburg-Vorpommern (PBMV) hat aus der Not eine Tugend gemacht: Als sein alter Lowe-Rucksack langsam kaputt ging und es kaum noch normale Feldaffen zu kaufen gab, entwickelte er kurzerhand einen neuen, moderneren Affen.
Der normale Feldaffe wird auch »Schweizer Infanterietornister « genannt. Ihn gab es in etlichen Varianten. Ende des 19. Jh. wurde er populär. Charakteristisch ist das äußere Fell, das über einen rechteckigen Holz- oder Kunststoffrahmen genäht wird. Oben und an den Seiten befestigt man die Affenrolle, bestehend aus Kohtenplane, Poncho und allem, was man sonst noch hinein bekommt.
Wichtig war uns auch, dass er keine Reissverschlüsse hat.
Der von Finder entwickelte Affe mit integriertem Tragegestell ist größer als der Schweizer Affe, den die Schweizer Armee Mitte des vergangenen Jahrhunderts trug. Der neue Affe ist aus schwarzem Stoff – mit gepolstertem Beckengurt. Von aller nützlichen, gewonnenen Bequemlichkeit möchte man sich nicht verabschieden. »Der Rucksack ist sehr stabil und robust, man kann viel dranhängen und der Stoff ist wasserundurchlässig. Ideal also, um auf Fahrt zu gehen. Wichtig war uns auch, dass er keine Reissverschlüsse hat. Die gehen ja immer besonders schnell kaputt«, schildert Finder. Der Rucksack wird von einer Firma in Kalbe an der Saale gefertigt, die auch für die Bundeswehr arbeitet.
Auch der Pfadfinder- und Pfadfinderinnenbund Nord nutzt diesen Rucksack seit über 15 Jahren. Während der teuerste Trekkingrucksack bei Globetrotter rund 480 € kostet, reichen dem eigens entwickelten Affen 110 €. »Der Affe soll nicht schön aussehen, er soll praktisch sein. Und genau das ist er. In meiner Sippe benutzen ihn meine sieben Mädels seit Jahren«, verrät Mupaque (Christine Klötzer) aus dem PBMV. Die 19-Jährige hat ihre eigene Mädchensippe im Alter von 11 bis 13 Jahren. Daneben absolviert die Abiturientin ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Geschäftsstelle des Verbandes in Greifswald. »Der Rucksack ist einfach ideal, um auf Fahrt zu gehen«, erzählt Mupaque. Es muss eben nicht immer der Hightech-Stoff oder die Signalpfeife sein. Schwarzer Stoff ohne Reißverschluss mit stabilen Riemen reicht eben manchmal völlig aus.
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