Es ist immer dasselbe mit ihr: Ich kann ihrer Versuchung einfach nicht widerstehen und sie zeigt mir jedes Mal, dass es richtig war, nicht zu widerstehen. Ich sage mir: »Nein, diesmal nicht!« und ende bei »Warum eigentlich nicht?« oder »Wann werd’ ich dich wiedersehen?« Gerade heute hat jemand behauptet, für mich seien Fahrten in der Pfalz »die Mutter aller Fahrten« – Recht hat er!
Die Pfalz, das ist mehr als der zweite Namensteil eines gewissen Landes im Südwesten Deutschlands. Ganz im Gegenteil: Die Pfalz bezeichnet nicht nur eine Region, sondern auch ein Mittelgebirge, den Pfälzerwald. Dabei ist die Region größer, reicht nördlich weit über Kaiserslautern hinaus in das Nordpfälzer Bergland. Der Pfälzerwald erstreckt sich südlich von Kaiserslautern bis an die französische Grenze und von West nach Ost etwa von Pirmasens bis Landau. Auf französischer Seite heißt der Pfälzerwald dann Nordvogesen. Einen Rekord hat der Pfälzerwald auch inne: er ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Da er so riesig ist, soll es nun »nur« um den nördlichen Teil des Pfälzerwaldes gehen. Wo aber zieht man da eine Grenze? Wie üblich, behelfe ich mir dabei natürlicher Gegebenheiten: Es ist die Bundesstraße mit der Nummer 10, die den Pfälzerwald in Ost-West-Richtung teilt. Ein Ort an dieser Bundesstraße, zu der auch eine Bahnlinie (die sogenannte Queichtalbahn) fast parallel verläuft, trägt den unscheinbaren Namen Annweiler am Trifels. Er hat alles, was einen typischen Ort in der Pfalz ausmacht: Einen kleinen Bahnhof, ringsum Wald und zu allen Seiten Wanderwege, die erst einmal steil ansteigen. Würde man in Richtung Süden loslaufen, käme man irgendwann im Dahner Felsenland an, mitten in der Südpfalz. Wir wollen nach Norden und sind nach wenigen Metern mitten im Pfälzerwald auf einem der vielen markierten Wanderwege. Es sind so viele, dass es sogar vorkommen mag, grün-gelb markierte Wege mit blau-gelb markierten zu verwechseln. Während des Anstiegs erblickt man auf der anderen, südlichen Seite, die Burg Trifels – nur eine von vielen Burgen in der Südpfalz. Die erste Nacht verbringen wir in einer Schutzhütte. An dieser Stelle unterbreche ich unsere Wanderung für eine kurze Erklärung: Schutzhütten, das sind unbewirtschaftete, jedermann zur Verfügung stehende, meist für vier bis acht liegende Personen Platz bietende Holzhütten im Wald. Ich habe auf Wochenendfahrten noch nie eine Kohte gebraucht. Schutzhütten gibt es in der Pfalz wie Sand am Meer. Wir verbringen also die Nacht in der Schutzhütte an der Holderquelle und laufen am nächsten Tag durch ganz viel Pfälzer Wald zu einer nächsten Schutzhütte und am dritten Tag nach Edenkoben, dem Ziel unserer Wanderung. Es ist kein Zufall: Auch hier gibt es einen Bahnhof, an dem wir auf den Zug gen Heimat warten. Dieser kurze Abriss einer Wandertour von Freitag Nachmittag bis Sonntag Mittag ist stellvertretend für ein Dutzend verschiedener Touren in der Pfalz zu sehen.
Auch auf die Gefahr hin, unglaubwürdig zu erscheinen, möchte ich bekannt geben, dass ich nicht nur in der Pfalz unterwegs bin. Trotzdem zieht es mich immer wieder in dieses Mittelgebirge. Was unterscheidet den Pfälzerwald von Eifel, Spessart, Taunus oder Sauerland? Die Antwort mag überraschen: Es ist der Wald. Zuerst die schier unendlich große, zusammenhängende Waldfläche: Es ist ein leichtes, fünf oder sechs Tage am Stück zu wandern, ohne einmal den Wald zu verlassen, Ortschaften natürlich ausgenommen. Ganz anschaulich: Wanderkarten aus dem Pfälzerwald sind grün, komplett grün. Eine andere Farbe spielt die zweite, große Rolle: rot. Der Pfälzerwald ist mit rotem Buntsandstein durchzogen, der an vielen Stellen als atemberaubende Felsgebilde Gestalt annimmt. Es ist diese Mischung aus dichtem Wald, rötlichem Schimmer, Felsenmeeren, aber auch die Möglichkeit, beim Wandern einfach frei zu sein, weil es Schutzhütten und gute Wanderwege gibt, die die Faszination für mich ausmacht. In der Nordpfalz gibt es viele weitere Ziele, die es sich anzuschauen lohnt, die aber hier aufgelistet nur langweilen würden. Einige möchte ich dennoch nennen: Das Karlstal bei Trippstadt, etwa 15 Kilometer südwestlich von Kaiserslautern, gehört zu den schönsten Tälern der Nordpfalz. Der Drachenfels mit Drachenhöhle bei Lambrecht ist ein gutes Beispiel für ein Buntsandsteinplateau mit schöner Rundumaussicht.
Zum Schluss möchte ich auf den wortwörtlichen Höhepunkt der Pfalz, nicht aber des Pfälzerwaldes eingehen, da er sich im Nordpfälzer Bergland befindet. Der Donnersberg ist mit 687 Metern Höhe der höchste Berg der Pfalz. Er lässt sich wunderbar an einem Wochenende erwandern. Die sogenannte Donnersbergtour startet traditionell in Rockenhausen, einer Kleinstadt am Fuße des Donnersberg, natürlich mit Bahnhof. Von dort läuft man zur nächsten Schutzhütte, um am darauffolgenden Tag einen der vielen Wege, die auf den Donnersberg führen, zu erwandern. Es ist für mich immer wieder ein bewegender Moment, oben auf dem »Königsstuhl« anzukommen. Der Donnersberg beherbergt eine Schutzhütte, die bei uns im Stamm zurecht nur als »Hütte mit der schönen Aussicht« bekannt ist. Sie liegt am Hirtenfels, der schroff absteigenden Ostseite des Berges. Am Tag danach steigt man den Hirten- und Kosakenfels ins Tal hinab und läuft noch eine zeitlang auf flachem Terrain nach Kirchheimbolanden, um mit dem Zug nach Hause zu fahren. Natürlich ist auch diese Route leicht änderbar, je nach dem, auf was man gerade Lust hat. Genau das ist es: Falls ihr Lust auf Wandertouren habt, ist die Pfalz ein Ziel, in dem man immer wieder etwas neues entdecken kann, in dem man leicht ein Wochenende, eine Woche oder eine ganze Sommerfahrt verbringen kann.
Ich selbst gehe morgen wieder auf Fahrt mit meiner Pfadigruppe, und wir werden eine Tour laufen, die ich auch noch nicht gelaufen bin – in der Pfalz.
Praktische Tipps
Die Pfalz führt gewiss kein Schattendasein unter Wanderführern und im Internet. Dennoch empfehle ich, sich eine sympathische Wanderkarte herauszusuchen und einfach loszufahren. Von welchem Bahnhof kann man gut loslaufen? Zum Donnersberg am besten von Rockenhausen aus. Im Pfälzerwald selbst kann man immer gut von Kaiserslautern, Pirmasens, Annweiler, Landau und Neustadt (a.d. Weinstraße) starten. Für alle, die doch Bilder oder genauere Infos haben wollen, hier drei gute Internetseiten:
- wanderportal-pfalz.de
- pfaelzerwald.de
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