Also ich hätte ja auch gerne ein »Dangerous Book for Boys«. Ein dickes rotes Buch, auf dessen Einband die Buchstaben des Titels goldgelb eingeprägt sind. Die äußere Aufmachung des Buches ist üppig und es sieht ganz und gar nicht so aus, als sei es erst 2007 erschienen, sondern als hätte man es in Papas altem Bücherregal entdeckt. Dieser Eindruck ist Absicht. Die beiden Autoren haben ihrem Buch zudem den Untertitel »Das einzig wahre Handbuch für Väter und ihre Söhne« gegeben. Ah, okay. Ich bin aber ein Mädchen! Heißt das jetzt, ich darf das Buch nicht lesen? Doch klar! Mädels, macht es einfach: Seid dangerous!
Dieses Buch ist ein netter Schmöker, der seinen Lesern und Leserinnen (!) in fast hundert kürzeren Texten, Bildern und Zeichnungen die unterschiedlichsten Themen nahe bringt. Da gibt es praktische Anleitungen, wie für den Bau von Steinschleudern, für marmoriertes Papier oder eine Bauanleitung für eine »Seifenkiste«. Daneben werden auch allgemeine Themen angesprochen, die zwischen Wissen und Spiel wechseln. Die Artikel sind durchweg bunt gemischt. Auf »Pfeil und Bogen bauen« folgt »Grundkurs in Grammatik – Erster Teil«, auf »Schach spielen« folgt »Ein Fell gerben «, wir finden Erklärungen zu Wolkenformen, Sternenbildern, Breitengeraden usw. Trotz dieser großen Fülle an Wissen, die dieses Buch vermitteln möchte, ist es in seiner inhaltlichen Aufmachung auf jüngere Leser ab zehn Jahren ausgerichtet. Die Idee, die hinter diesen dreihundert Seiten steht, legen die Autoren gleich in der Einleitung offen: »Wir hatten in unserer Jugend noch viel mehr Zeit als die Kinder heute. Doch auch im Zeitalter der Videospiele und Handys muss Zeit sein für Baumhäuser, Seemannsknoten und spannende Geschichten.
Dieses Buch zeigt, wie man sich die Sonntagnachmittage zurückerobert: Wenn man weiß, was man mit ihnen alles anfangen kann, werden sie spannend und abenteuerlich.« Ein Jahr nach Erscheinen des ersten Buches folgte zudem die weibliche Antwort: Das »Secret Book for Girls« liefert allen Mädchen nun ihren eigenen Band, in dem sie nachlesen können, wie man eine Pfeife aus Weiden schnitzen und mit zwei Fingern pfeifen kann.
Beim ersten Lesen der Bücher fallen ziemlich bald etliche Parallelen zu den Dingen auf, die wir aus unserem Pfadfinderalltag kennen. Die Vermittlung von Knoten, die Erklärung, wie man ein Zelt aufbaut und wie man ein Lagerfeuer macht. Schon der allererste Eintrag beider Bücher über »Nützliche Dinge, die man unbedingt braucht« lässt uns gleich an unser kultiges AB-Päckchen denken. Dies alles bedeutet aber nicht, dass wir nun unsere Probenausarbeitungen wegpacken oder die Probenarbeit gleich einstellen können, sondern das Gegenteil: Dass das bewährte Wissen von Draußenspielern neuerdings auch bei Drinnenhockern wieder zum Trend wird! Das »Dangerous Book for Boys« ist eine charmante Lektüre, die man häppchenweise oder an einem Stück lesen kann; sie macht sich auf dem Heimklo ebenso gut wie in der Bücherkiste auf Winterfahrt.
Conn Iggulden, Hal Iggulden: Dangerous Book for Boys. Aus dem Englischen von Martin Kliche. Random House 2007. 296 Seiten. Taschenbuchausgabe: 9,95 €.
Miriam Peskowitz, Andrea Buchanan: Secret Book for Girls. Aus dem Englischen von Martin Kliche. Random House 2008. 296 Seiten. Taschenbuchausgabe: 9,95 €.
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