„Er [,der DPB Westmark,] definiert sein heutiges Selbstverständnis aus der klaren und entschiedenen Ablehnung von Tendenzen der Vergangenheit (u.a. nationalistisch-völkische Gesinnung), die mit dem Pfadfindergedanken unvereinbar sind. [..] Wir verwirklichen heute die in unserer Bundesurkunde ausgedrückten Werte.“ (Entscheidung des Bundesthings des DPBW, Mai 1987)
Der siebte Juni Zweitausendundacht: Der Bund feiert sein zwanzigstes Singefest. Der Bund feiert auch: 20 Jahre Mosaik. Pfadfindergeschichte ist in unserem schnelllebigen Jugendbund ein Thema, das wir in seinem ganzen Facettenreichtum nicht wissen können und meist auch nicht wollen. Doch gleichzeitig feiern wir Jubiläen und betonen und leben Traditionen. In welcher Tradition stehen wir als Bund also? Was diejenigen von uns, die eine Sippenführerschulung besucht haben, vermutlich wissen, ist: Im Jahre 1988 wurde unser Bund nicht etwa gegründet, sondern umbenannt.Der vormalige Deutsche Pfadfinderbund Westmark wurde zu unserem heutigen DPB Mosaik, der seinen Namen dem gleichnamigen Bundeslager aus dem Jahre 1980 verdankt: „Mosaik – gemeinsamgestalten wir den Bund“. Dabei ist es wichtig anzuerkennen, dass historische Ereignisse – wie die Umbenennung 1988 – nur als vorläufige Endpunkte eines stetigen Wandlungsprozesses verstanden werden – eines Prozesses, dessen Ursprung schon weit vorher zu verorten ist. Und auch unsere Geschichte ist hier durch die großen Zäsuren der bundesdeutschen Zeitgeschichte geprägt. Denn die großen gesellschaftlichen Umwälzungen, die sich unter den Schlagwörtern „Studentenbewegung“ oder „1968“ verbergen, erfassten auch die Pfadfinderbewegung. Besonders der Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) wurde zu diesem Zeitpunkt durchdrungen von einer Welle reformerischer Ansätze, die es zum Ziel hatten, vieles was bündisch-pfadfinderische Identität ausmacht, dem Konzept einer anti-autoritären und politisch-pädagogischen Jugendarbeit zu opfern. Daraufhin verließ der Gau Mittelrhein mit ca. 600 Mitgliedern den BDP und trat dem DPB Westmark bei. In dieser Fusion liegt ein zentraler Moment unserer Geschichte. Von nun an bestimmte der Wille zur Reform die weitere Entwicklung des DPB Westmark. Immer mehr wurde sich mit der Vergangenheit des Westmark auseinandergesetzt, was schließlich 1976 dazu führte, sich eine neue Bundesverfassung zu geben, die bewusst auf Formulierungen wie – dem Vaterland ein treues Geschlecht heranzubilden- verzichtete. Es folgte nun das allseits Bekannte: Im Anschluss an das Mosaik-Lager 1980 findet die wegweisende erste Bundesfahrt 1981 in Griechenland statt. 1987 beschließt das Bundesthing dann endgültig Bundesnamen und -zeichen abzulegen, um sich ein Jahr darauf (also vor zwanzig Jahren) den neuen und bis heute aktuellen Namen Deutscher Pfadfinderbund Mosaik zu geben. Symbolisch unterstrichen wurde dieser Wandel mit der Ablösung des konservativen Schachbretts durch das Mosaikabzeichen. Und auch das Bundessingefest muss als Kind dieser Ereignisse gesehen werden. Wurden schon zuvor mit den nun regelmäßig stattfindenden Bundesfahrten die Weichen auf das Ideal des Fahrtenbundes gestellt, sollte nun auch das Musische mehr ins Zentrum des Bundeslebens rücken. Hätten wir uns nicht vor zwanzig Jahren einen neuen Namen gegeben, wir hätten auf der Bundesfahrt im letzten Jahr unseren 80. Geburtstag gefeiert: DPB Westmark 1927- 2007. Aber Hand aufs Herz: wer von uns will jetzt schon achtzig sein?