Best of DPBM
In unserer Rubrik Best of DPBM stellen wir Schmuckstücke aus unserem Bund vor: lauschige Heime, regelmäßige Theateraufführungen oder eben Erdkohten. Auch ihr könnt ein Geheimtipp werden. Schreibt uns!
Anfang der 90er Jahre musste unser Stamm sein liebgewonnenes Heim, die Villa Saixalag in der Linder Höhe 4 in Köln-Porz, verlassen. Das DLR als Eigentümer hatte den Pachtvertrag nicht verlängert, da das Grundstück für den Bau eines großen Windkanal-Projektes benötigt wurde. Dank unseres engagierten Fördervereins konnten wir damals jedoch ein kleines Grundstück in der Kleingartenanlage nur wenige hundert Meter entfernt ergattern. Eine gespendete, ehemalige Funkerhütte der Bundeswehr stellte von nun an unsere neue Stammesheimat dar. Unser neuer Stammsitz war zwar sehr beschaulich, mit nur einem Aufenthaltsraum für unsere damals sehr große Mitglieder- und Sippenzahl aber etwas zu klein geraten. Kurzerhand entschied man sich, ein interessantes Bauwerk zu errichten, das im Pfadfinderbuch »Kennen und Können« beschrieben ist: Die Erdkohte.Klingt irgendwie bekannt? Ist es im Grunde auch! Das gesamte Konstrukt ist »kohtenförmig« aufgebaut, wird jedoch aus Holz, Dachpappe und jeder Menge Erde anstelle von Zeltplanen errichtet. Auch das charakteristische Loch im Dach sowie eine Feuerstelle sind natürlich vorgesehen. Nachdem die Grundidee also geboren war, ging es an die Umsetzung der groben Skizzen des Buches. Bei einem DPSG-Stamm in Dormagen fand sich tatsächlich ein Ansichtsexemplar, das nun sorgfältig begutachtet und analysiert wurde. Als Ergebnis wurden zwei wesentliche Abweichungen zu den ursprünglichen Bauplänen beschlossen: Zum einen sollte die Erdkohte über einer ca. 1,5 Meter tiefen Betonwanne errichtet werden, um zusätzlichen Raum zu gewinnen. Zum anderen einigte man sich darauf, dass ein Gruppenraum mit Loch im Dach im Winter trotz Feuerstelle vielleicht doch eher unpraktisch wäre. Das Problem Regen + Betonschale = Badewanne wurde dadurch ebenfalls geschickt umschifft. Als der Plan somit feststand ging es an die eigentliche Umsetzung. Das Material und den Guss der Betonwanne konnten wir den Bauherren des Windkanals durch geschickte Diplomatie als Spende abgewinnen. Bei der kegelförmigen Holzkonstruktion mussten Rover und Eltern selbst Hand anlegen, wobei wir auch hier materialmäßig auf Unterstützung der nahe gelegenen Baustelle zurückgreifen konnten. Anschließend folgten noch drei Lagen Dachpappe, um den gesamten Bau dauerhaft vor Feuchtigkeit zu schützen. Im letzten Arbeitsgang wurde die Erdkohte unter einer ca. 30 Zentimeter dicken Erdschicht begraben und mit Efeu bepflanzt, um ein Abrutschen der Erde zu verhindern. Mit dem Ergebnis waren alle Beteiligten so zufrieden, dass unser Heimgelände direkt noch um eine zweite Erdkohte nach selber Bauart bereichert wurde. Auch wenn es im Inneren manchmal etwas muffig riecht haben sich die Erdkohten absolut bewährt. Auch nach fast zwanzig Jahren trotzen sie der Witterung und sind stabil wie eh und je. Als Gruppenraum tragen sie ein Stück Fahrtenflair in den Heimabend und sind definitiv eine nachahmungswürdige Kuriosität.
Mitreden!