„Eine schöne Glosse habt ihr da!“ – eine Glosse? Wir haben es immer bloß „Der Nachbar genannt“. Und überhaupt: Dass es so viele journalistische Darstellungsformen gibt, war uns gar nicht klar. Gebannt sitzen wir im Café Mosaik am Tisch und lauschen Ingo Lamberty, der uns über Spaltenbreiten, Fotoschnitt, Textformen, Spannungsbögen und Covergestaltung aufklärt. Auf dem Tisch vor uns stehen mehrere Kannen Kaffee und selbstgebackene Brownies. Zwischen den Stiften und Notizblöcken tippt jeder auf seinem Laptop rum oder blättert in einem alten haddak.
Was Ingo dabei berichtet, saugen wir auf wie Löschpapier und entwickeln dabei einen Haufen neuer Ideen.
Ingo ist eigentlich Redakteur bei der ARD und hat sich bereit erklärt, uns zu helfen. Wir haben uns für ein Wochenende in die Eifel zurückgezogen, um den haddak noch schöner werden zu lassen. Ingo macht das ARD-Morgenmagazin und hat bei verschiedenen Hörfunk- und Zeitungsredaktionen gearbeitet. Ein paar von uns haben ihn auch schon mal im Fernsehen gesehen und André meint, er sehe aus, wie Jürgen Klopp, der Trainer von Borussia Dortmund. Er habe auch schon mal überlegt, Autogramme in dessen Namen zu geben, es dann aber wieder verworfen, sagt er selbst scherzhaft. Es fühlt sich auch an, wie im Trainingslager: Wir blättern Tageszeitungen und Magazine durch, versuchen herauszufinden, was schön aussieht: Die Überschrift eher mittig, oder an der Seite, stärkere Kontraste, Infospalten und Texte, die um Fotos herum geschrieben werden. Abgucken sei erlaubt, sagt Ingo. Die Welt müsse nicht neu erfunden werden. Was wir gut fänden, könnten wir auch ruhig selber verwenden. Den gesamten Samstagnachmittag verbringen wir damit, den Haddak zu bewerten, zu verbessern, umzuwerfen, alles wieder zurück zu drehen und dann doch wieder neu zu gestalten. Was Ingo dabei berichtet, saugen wir auf wie Löschpapier und entwickeln dabei einen Haufen neuer Ideen.
Bei Lasagne und Traubensaft geht es dann beim Abendessen um Fußball, Pfadfinder und Zeitungen. Ingo muss Rede und Antwort zum Thema Fernsehen stehen. Vor allem, wann man da für das Morgenmagazin eigentlich so aufstehen müsse. Er selbst interessiert sich für das Café Mosaik und die Pfadfinder im Allgemeinen. Die Fotos der vergangenen Bundeslager an den Wänden hat er sich bereits angesehen. Wir berichten ihm von unserem morgendlichen Ausflug ins Kriminalhaus in Hillesheim: Neben „Schwarzem Tod“ und „Chocolat Poirot“ (Kaffee- und Kakaospezialitäten) gibt es hier die fantastischsten Nussecken und Kekse der ganzen Eifel. In dem historischen Gebäude erstreckt sich auf vier Etagen eine kunterbunte Welt der Kriminalgeschichte. Das größte Krimibucharchiv Deutschlands auf dem Dachboden bietet von Hitchcock über Sherlock Holmes bis zu den berühmten Eifelkrimis alles, was Gänsehaut hervorruft. Der Eifelkrimiautor Jacques Berndorf lässt sich hin und wieder mal persönlich zu Lesungen im Café blicken, das thematisch nach verschiedenen Krimifilmen eingerichtet ist. Keine Lampe und kein Stuhl gleichen dem Anderen. Inmitten von Mordwaffen und antiken Koffern scheint es einem so, als reise man selbst mit dem Orientexpress nach Paris. Und das, obwohl man in der Requisite eines Londoner Pubs sitzt. Eine Zeit lang bleiben wir unterm Dach in der Krimispiele-Ecke hängen und lassen uns zu einer Runde „Scotland Yard“ hinreißen. Zu guter Letzt können wir auch dem Kauf des Gebraucht-Krimis „Vor Redaktionsschluss“ nicht widerstehen, der nun im Bücherregal des Café Mosaik steht.
Am Sonntag geht es ohne Ingo Lamberty und mit viel Tatendrang weiter: Wir planen die nächste Ausgabe. Mit ins Heft soll natürlich der Bericht über das Batiken, das wir noch am gleichen Morgen ausprobiert haben. Bei strahlendem Sonnenschein sitzen wir vor den Färbewannen und rühren die Baumwolle durch das bunte Wasser. Das mitgebrachte Flipchart wird auf die Wiese geschoben und wir sammeln darauf für das neue Heft Termine, Aktionen und Bildgeschichten, überlegen, was wie viele Seiten braucht und wer sich um was kümmert. Nach gestern Abend brennt es uns unter den Fingern und die Sonne auf den Schädel. Wir sind hochmotiviert den Haddak noch schöner und größer zu gestalten. Kurz vor der Abreise machen wir ein schnelles Foto in den noch nassen, gebatikten T-Shirts. Ein guter Artikel erfordert schließlich auch vollen Einsatz des Redakteurs. Zumindest haben wir das am Tag vorher so mitgenommen.
Café MosaikDas Café Mosaik ist ein Selbstversorgerhaus in der malerischen Vulkaneifel. Als Bildungs- und Begegnungsstätte ist das Haus großzügig eingerichtet. Der Kamin im Aufenthaltsraum lässt einen auch an kalten Wintertagen wieder auftauen, wenn man in den Wäldern rundherum zu lange wandern war. Auf der unteren Etage gibt es einen lichtdurchfluteten Tagungsraum, in den sich Arbeitsgruppen zurückziehen können. Das Haus ist besonders ruhig gelegen, dadurch wird konzentriertes und ungestörtes Arbeiten ermöglicht. Die Bilder der letzten Bundesfahrten an den Wänden vermitteln einem sofort ein heimatliches Gefühl.
Neue Maastrichter Straße 5-7 50672 Köln Tel.: 0221-524018 Bilder und Infos findet ihr unter: www.dpv-nw.de Kriminalhaus in Hillesheim In Filmkulissen zwischen Mordwaffen und Kaffeeduft den selbstgebackenen Kuchen genießen. Tipp: Unbedingt nach oben gehen und im Krimiarchiv stöbern! Auch für Nicht-Krimi-Fans aufgrund seiner skurrilen und zugleich liebevollen Einrichtung absolut sehenswert.
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