»Ich bemühe mich, einfach und bewusst zu leben.« Das ist eine unserer Pfadfinderregeln. Und ich schreibe hier einen Artikel über eine Smartphone App. Passt das überhaupt irgendwie zusammen? Ich denke schon, denn mittlerweile hat doch fast jeder ein Handy, wenn nicht sogar ein Smartphone. Und im Alltag nutzen wir diese Dinger ja auch ohne Ende.
Zum anderen – so die Vorabinfo – soll mir die besagte App jeden Tag eine gute Tat zeigen die ich erfüllen soll. Und das stimmt auch. In der Beschreibung steht, dass die App Menschen jeden Tag zu einer »Guten Tat«, einem »DailyGood«, inspiriert. Na das ist doch mal was. »Täglich eine Gute Tat.« Pfadfinderisch, würde ich sagen. Für mich ist also ein klarer Pluspunkt.
Die App: »Doonited« ist schnell gefunden. Aber auch nur auf meinem iPhone und demnach nur für iOS geeignet. Das ist schon mal ein Minuspunkt.
Ich bin ganz gespannt, mein erster Tag mit der App. Was ist mein erstes DailyGood? »Kaufe Obst aus der Region!« Gut das ist leicht. Da ich eh in die Stadt wollte kaufe ich mir auf dem Markt doch direkt einen Apfel für Unterwegs. Ich überlege kurz was das Gute an der Tat war. Ja klar: Ich habe die Bauern aus der Gegend damit unterstützt. Nicht viel, aber immerhin. Jetzt kann ich in der App den Button »Erledigt« antippen und anschließend sehen was Andere gemacht haben. Ich habe sogar die Option selbst zu schreiben, wie ich das DailyGood umgesetzt habe, wie es war und was es bewirkt hat.
Am Ende des ersten Tages schaue ich mir die App mal genauer an. Ich habe Zugang zu den Beiträgen andere Teilnehmer – der »Doonited-Community«. Ich kann sogar ein kleines Herzchen bei den Beiträgen anklicken. Das kenne ich doch irgendwo her. Hinter dem Button »Historie« verstecken sich viele DailyGoods, die vor einiger Zeit dran waren. Das finde ich gut. Wenn mir zum Beispiel meine heutige »Gute Tat« nicht gefällt oder ich einfach nicht dazu in der Lage bin, diese umzusetzen, dann suche ich mir aus der Historie eine aus und mache einfach diese. Somit habe ich meine Gute Tat trotzdem erledigt.
Im nächsten Bereich: »Ich«, kann ich meine Privatsphäreneinstellungen vornehmen. Es gibt auch eine »Reminder-Funktion« mit der ich einstellen kann an welchem Tag und um wie viel Uhr ich an meine »Gute Tat« erinnert werden möchte. Das ist echt klasse. Ich stelle mir die Erinnerung für jeden Tag auf 9:00 Uhr ein.
Da fülle ich mir die Wasserflasche von Gestern doch einfach noch einmal auf, anstatt mir in der Uni eine neue zu kaufen.
2. Tag, pünktlich auf die Sekunde: »Use recycled materials instead of buying new!« Wieso ist das denn auf einmal in Englisch? Naja, schwer zu verstehen ist es nicht und der Hintergedanke ist auch glasklar. Das ist wirklich mehr als leicht. Da fülle ich mir die Wasserflasche von Gestern doch einfach noch einmal auf, anstatt mir in der Uni eine neue zu kaufen. Auf die Idee scheinen auch viele Andere gekommen zu sein. Das gefällt mir.
Ein neuer Tag, ein neues »DailyGood«. Was soll denn bitte das? »Besuche eine Infoveranstaltung zu einem aktuellen Thema!« Da reicht die Mathevorlesung in der Uni heute aber nicht aus. Wie soll ich das denn bitte anstellen? Zeit hätte ich schon, nur wäre es echt klasse gewesen das irgendwie ein bisschen früher zu wissen. Man stelle sich vor jemand Berufstätiges nutzt diese App auch – wovon bei der Fülle von Einträgen definitiv auszugehen ist – der kann das doch in keiner Weise so spontan umsetzen. Außerdem erschließt sich mir das Gute an dieser Tat auch nicht wirklich. Sorry, aber das ist Humbug.
Am nächsten Tag geht’s weiter. Schließlich heißt es »täglich« eine gute Tat. Und auch von der gestrigen Pleite möchte ich mich entmutigen lassen. Hoffentlich wird’s heute besser. »Sage drei Mal das Wort Liebe und meine es auch so!« Auch das ist machbar. Aber so eine richtige Gute Tat scheint mir das auch nicht zu sein. Es erfreut zwar meine Mitmenschen und hebt die Laune, aber so richtig irgendwie auch nicht. Oder?
Mich interessiert was denn die Community dazu sagt, dass hier nur so halbherzige »DailyGoods« vorgeschlagen werden. Doch die erscheinen bei einem Blick auf die Beiträge alle ganz unbeeindruckt und machen fleißig mit.
Tag 5. Heute muss jetzt aber mal ein Knüller her. Nach dem was da die letzten Tage abgelaufen ist. »Stelle beim Duschen das Wasser ab während du dich einseifst!« Das ist doch mal eine Gute Tat nach meinem Geschmack. Alles kein Problem, das mache ich eh immer so.
Endlich mal wieder ein richtig schönes DailyGood.
Und siehe da! Heute wird auch in der Community Kritik geäußert. »Endlich mal wieder ein richtig schönes DailyGood.« wird da gepostet. Daraus schließe ich, dass ich nicht alleine mit meiner Meinung bin.
Die Tage vergehen und die »DailyGoods« sind eigentlich ganz gut umsetzbar. »Sage etwas Nettes zur ersten Person die du triffst!« Kein Problem. »Schreibe zwei Dinge auf die du gemacht hast und die gut waren!« Hä? Da steige ich nicht hinter. Klar, das ist schnell und leicht gemacht. Aber was ist der Sinn dahinter? Vielleicht, dass ich mich daran erfreue, dass gute Dinge geschehen? Womöglich ist es das, denn etwas Anderes fällt mir nicht ein. »Bringe deinen Kollegen Frühstück mit ins Büro!« Da freuen sich bestimmt einige. Vor allem da heute Freitag ist. Da startet man richtig gut ins Wochenende. Klasse Idee.
»Iss heute besonders viel Obst! Mindestens 2 Sorten.«, lese ich als ich noch im Bett liege. Es ist Samstagmorgen, da mache ich mir doch direkt ein leckeres Müsli mit Banane und später esse ich noch einen Apfel. Der Gemeinschaft tut das jetzt eher weniger gut. Aber dafür mir. Die Gute Tat für heute ist also auch erledigt.
Heute ist die letzte Gute Tat dran die noch in diesen Artikel kommt. Hoffentlich was schönes: »Sing your favorite love song to the person you love the most!« Auch das ist machbar. Allerdings überlege ich auch hier in wie weit das der Gemeinschaft nützt. Mir tut das gut, das weiß ich. Und meinem Gegenüber auch. Aber sonst?
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die App: »Doonited« für das iPhone ganz nett ist und auch schöne Inspiration für Gute Taten liefert. Allerdings sollte man nicht zu viel erwarten, da die »DailyGoods« manchmal etwas weit her geholt sind. Für sich selbst tut man in jedem Falle etwas Gutes und vielleicht reicht das ja auch manchmal schon aus.
Ich werde die App auf jeden Fall weiterhin jeden Tag nutzen und schauen, was ich Gutes für mich, meine Mitmenschen oder was/wen auch immer tun kann.
Mitreden!