Liest man unser Führungshandbuch, so bekommt man einen fundierten Eindruck in die Beweggründe und den Ablauf bezüglich der Umbenennung unseres Bundes. Was dort allerdings zwischen den Zeilen steht, an die ellenlangen und teils nächtlichen heftigen Diskussionen über das Für und Wider des Ablegens alter Werte und Traditionen, kann sich kaum noch jemand erinnern. Es fiel dem ein oder anderen nicht einfach, von den alten, gewohnten Normen los zulassen.Wie lange hat es gedauert, bis alle das Schachbrettabzeichen aus Überzeugung abgelegt hatten? Ich erinnere mich noch vage daran, wie mir unser heutiges Mosaikabzeichen übergeben wurde. Doch die Gründe dafür, warum und wieso ein neues Abzeichen eingeführt wurde, sind mir nur schleierhaft erklärt worden. Warum sollte ich dies damals auch hinterfragen, ich war 14 Jahre alt und das Annähen machte die Mutti! Hätte man nicht damals schon eine solche Veränderung hinterfragen sollen anstatt diese unreflektiert als Selbstverständlichkeit mit zu tragen? Ist es heute anders?Hat doch der ein oder andere Stamm erst vor kurzem Rudimente aus seinem Stammesleben gestrichen, die aus Westmarkzeiten oder früher her rührten. Wir fänden heute immer noch Überbleibsel dieser Wurzeln, wenn wir unseren Bund intensiv auf Alt und Neu untersuchen würden. Tradition ist wichtig.
Doch der Aufgabe, immer wieder kritisch das Vergangene zu betrachten, stellen wir uns heute, nach 20 Jahren, immer weniger. Es liegen meist aktuelle neue Aufgaben und Herausforderungen vor uns, die es in unserem Umfeld mit dem heutigen Zeitgeist zu bewältigen gilt. Jede Veränderung braucht also seine Zeit, dazu hat Toni im letzten haddak sehr schön beschrieben, wie unser Bund in den letzten Jahren spürbar zu einem Mosaik zusammen gewachsen ist und seine Vielfalt auf uns alle Einfluss genommen hat. Vergleicht man die damalige Entscheidung, neue Wege im Bund zu gehen aus der gleichen Sicht, mit der sich unsere Eltern entschieden haben uns zu erziehen – und uns damit die Grundlagen für eine zeitgemäße Entwicklung ermöglicht haben – , wird kaum einer bezweifeln, dass dies der richtige Weg gewesen ist.
Dabei muss man sich vor Augen führen, dass die wenigsten von uns es nicht anders kennen gelernt haben und von Kindesbeinen in den DPB Mosaik hineingewachsen sind. Dazu zähle ich mich im übrigen auch!
So leben wir jetzt 20 Jahre Bund Mosaik in der Gewissheit, dass dies für uns auch persönlich eine gute Entscheidung gewesen ist, diesen Weg zu gehen. Es sind nicht nur die formalen, schriftlich niedergeschriebenen Grundlagen, derer es bedarf, sondern vielmehr die ideellen Ziele, der Geist und Wille derer, die den Wandel eingeleitet und es uns vorgelebt haben. Weiterhin liegt es an uns, die Werte und Ziele, die in unserer Bundesverfassung aufgeführt sind, sowie das gute und freundschaftliche Miteinander weiter zu vermitteln!
Dabei stellt sich mir die Frage, die zur Zeit auch im Bund wieder häufiger im Raum steht: sind jedem im Bund unsere Werte und Ziele bewusst? Leben wir auf einfache Weise das fort, was wir als gut vermittelt bekommen haben und hinterfragen, warum dies so ist? Für mich und auch den ein oder anderen kann ich sagen, dass sich das Engagement oft nach einem mit vielen Aufgaben überladenen Leben bzw. Umfeld anfühlt. Es ist bequemer, nichts zu sagen, keine andere Meinung zu vertreten oder einfach nur zuzuschauen und zu konsumieren. Um sich nicht noch mehr aufzuhalsen, sollen es die anderen richten. Jeder muss in unserer Bundesgemeinschaft ein wachsames Auge darauf werfen, dass man nicht selbst zum gleichgültigen, unverbindlichen und teilnahmslosen “Bundes-Konsumenten” wird.
Die latenten Anzeichen und Auswirkungen auf die manchmal keimende Teilnahmslosigkeit kennen wir alle. Wir nehmen diese oft missmutig zur Kenntnis und schieben sie dann doch meist ein fachanderen zu. Wann hast Du beispielsweise das letzte Mal unaufgefordert einen haddak-Artikel eingereicht? Dich nachdrücklich darum bemüht, eine Aktion leiten zu dürfen? Siehst du es als Privileg an ein Amt bekleiden zu dürfen oder eher als Last? Hast Du Dich selbst aus Eigenmotivation für ein Führungsamt zur Verfügung gestellt?
Ohne diesen Einsatz – die Visionen und die Innovation derer, die es angesprochen, ausgesprochen, hinterfragt und mit Überzeugung die Jahre über vorgelebt haben – könnten wir unser 20-jähriges Bundesjubiläum nicht feiern. Behaltet Euch und unseren kommenden Generationen die bestehende Freude, indem Ihr bewusst Ziele vorlebt und euer Amt und eure Aufgabe ein wenig besser verlasst, als Ihr sie übergeben bekommen habt.
Für Euch vom Feinsten auf 20 Jahre Bund Mosaik und Singefest
Mitreden!