Da standen wir und staunten nicht schlecht: Nach einer 4 1/2-stündigen Anreise zum Führungsforum im Kloster Möllenbeck waren wir an einem altehrwürdigen Gebäude angekommen. Die Teilnehmer des Führungsforums wiesen einen Altersschnitt auf, mit dessen Höhe wir nicht ganz gerechnet hatten und waren in ausgelassener Feierstimmung. »Sind wir hier bei euch richtig?«, fragte ich eine junggebliebene Dame Mitte Sechzig. Leicht belustigt und angesäuselt antwortete sie: »Nee, zu den Pfadfindern da müsst ihr da rüber gehen, in das andere Gebäude.«
Wir, das sind Kilian, Crissy (grizzly) und Ich (basti), Mitglieder des neu gegründeten Aufbaustammes Monte Veritá aus Aachen. Beim Führungsforum würde sich eine ideale Gelegenheit bieten den Bund kennenzulernen und herauszufinden, ob die Chemie stimmt. Man könnte sagen ein erstes Date, zwanglos und unverbindlich, zum Beschnuppern.
Man knüpft ja an so ein Treffen immer gewisse Erwartungen und Vorstellungen. Unsere waren: Der Bund ist sehr musikalisch, klang im Vorfeld interessiert, nett und hilfsbereit, ist ungebunden – in politischer und religiöser Form – und besteht aus vielen individuellen Teilen, von denen er gerne und ausgelassen erzählt, und die er als Mosaiksteine beschreibt.
Am verabredeten Treffpunkt angekommen wurde nochmal das Hemd in die Hose gesteckt, die Frisur gerade gerückt und dann, unter starkem Herzklopfen, jedoch mit gerader, selbstbewusster Haltung, rein in den Laden. Die Begrüßung verlief relativ emotionslos, schließlich kennt man sich ja noch nicht richtig. Ein kurzer Händedruck, ein paar warme Worte und dann war man auch schon irgendwie da und damit beschäftigt auszupacken und zu helfen, wo noch Hilfe benötigt wurde. Man hatte ja ein ganzes Wochenende Zeit sich kennenzulernen und musste nichts überstürzen.
Die Bedeutung des Stammesnamens musste alleine ich locker dreißig Mal erzählen.
Und dann geriet man auch schon in den Sog: die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Neben der vorhandenen Musikalität des Bundes fiel uns auch noch eine außerordentliche Herzlichkeit auf. Quasi ständig wurden wir auf unsere nahezu abzeichenfreien Klufthemden und die Gründungsgeschichte unseres Stammes angesprochen. Die Bedeutung des Stammesnamens musste alleine ich locker dreißig Mal erzählen. Und jedes Mal hat es mir mehr Spaß gemacht.
Dabei fiel auch gleich die Hilfsbereitschaft des Bundes auf, die uns immer wieder zum Staunen brachte. Bei jeder zu bewältigenden Aufgaben wurde uns Hilfe angeboten. Auch stellten wir fest, dass Teile des Bundes aus derselben Gegend kommen wie wir. Ein Umzug zwecks Partnerschaft würde also nicht notwendig sein.
Jedoch kann man sich den perfekten Traumpartner nicht backen. Jeder hat seine Ecken und Kanten und manche Eigenschaften wird man an einem Partner sicher niemals zu schätzen wissen. Gleich in der ersten gemeinsamen Nacht mussten wir leider feststellen, dass es auch schnarchende Mosaiksteinchen gibt. Mit Ohropax, eisernem Willen und viel Kaffee ließ sich aber auch dieses Problem ganz ohne Paartherapie lösen.
Die Mosaiksteine, die wir kennenlernen durften, stellten sich, einer nach dem anderen, als starke und individuelle Charaktere heraus.
Die Mosaiksteine, die wir kennenlernen durften, stellten sich, einer nach dem anderen, als starke und individuelle Charaktere heraus, mit denen sich immer wieder neue interessante Gespräche ergaben. Auch in den Workshops, die wir besucht haben, herrschte eine ausgelassene Atmosphäre. Ich persönlich fand die philosophischen und in die Tiefe gehenden Gespräche des »Wer anderen ein Feuer macht« Workshops besonders anregend, was meinen ausgezeichneten Partnergeschmack bestätigte.
Wenn man sich gleich beim ersten Mal so ein ganzes Wochenende lang intensiv kennenlernt, dann fällt es schwer sich anders zu geben als man ist. Vielleicht ist es dieser Tatsache zu verdanken, dass man ganz man selbst war. Dadurch entstand schnell ein Gemeinschaftsgefühl.
Dieses Gefühl wurde noch intensiver, durch Feuer – in Form von Kerzen, Fackeln, und natürlich eines tatsächlichen Feuers. Auch der Gesang, die Gespräche und gemeinsames Trinken sowie das Essen an der langen Tafel mit allen zusammen haben den Ofen der Gefühle weiter angefacht.
Ja, wie den Meisten sicher bereits aufgefallen ist: Bei uns hat es gefunkt! Die Signale, die wir vom Bund bekommen haben, deuten darauf hin, dass es also ein gesteigertes Interesse von beiden Seiten gibt.
Wir sind gespannt, ob der Bund und wir beim zweiten Date den nächsten Schritt machen!
Mitreden!