Es folgt die sehr traurige Geschichte von einer der Waisen. Die junge Frau war einverstanden mit der Veröffentlichung. Der Name wurde geändert. Dies ist nur eine, der vielen traurigen Geschichten der wundervollen, starken Mädchen.
Als Daau mit sechs Jahren erfährt, dass ihre Mutter einen Hirntumor hat, ahnt sie noch nicht, was auf die Familie zukommt. Sie spürt nur, dass etwas gewaltig nicht in Ordnung ist. Was macht man mit einem Hirntumor, in einem Land wie den Philippinen, wenn man arm ist und keine Krankenversicherung hat? Langsam dahinsiechen…richtig!
Die Beule am Hinterkopf der Mutter wächst, die Bewegungen und ihre Kraft schrumpft, bis das kleine Mädchen ihre Mutter nur noch auf der Liege besuchen und umarmen kann. Daau und ihre fünf Geschwister tun alles, um es ihrer Mutter möglichst gutgehen zu lassen. Sie wird täglich mehrmals gewaschen und hat immer Gesellschaft.
Doch die Familie weiß nichts über Pflege und Bewegungen und so verkrampft ihre Mutter mehr und mehr. Das Waschen wird immer schwieriger. Die Glieder steifer. Bis sie ihr eines Tages beim Versuch sie zu Waschen den Arm brechen. Was machen mit einem gebrochenen Arm, wenn man arm ist und keine Krankenversicherung hat? Langsam dahinsiechen…richtig! Keine Medikamente, keine Therapie, kein Schmerzmittel, kein Arzt, kein fließendes Wasser im Haus. Es gibt keine Möglichkeit dem ganzen auszuweichen. Vater, Mutter und die sechs Kinder schlafen gemeinsam in einem Raum, denn sie haben nur diesen. Stöhnen vor Qual hört man allabendlich von einem Menschen, den man sehr liebt.
Der Vater hat den Alkohol, um seine Sorgen zu betäuben. Was haben die Kinder? Wie kann eine sechsjährige mit solchen Erfahrungen umgehen? Kein Wunder, dass die kleine Daau anfängt Geister zu sehen. Eine Frau mit langen Haaren im weißen Gewand, die sie immer vom Baum aus beobachtet. Auf Daaus Weg zum Kiosk reißt ihre Haut. Blutende Wunden am ganzen Körper. Sie hat Angst, rennt schneller und schneller. Vater braucht seinen Reisschnaps! Tränen laufen über die Wangen. Das kleine Herz pocht so stark, dass es fast aus der Brust springt. Sie rennt und rennt und rennt und rennt. Zurück zu Hause, ihre Wunden sind verschwunden, alles wie durch Geisterhand verheilt.
Dafür hat ihre Mutter Wunden. Vom ständigen liegen auf dem harten Krankenlager. Und zuletzt gibt es etwas Neues. Kleine Würmer fressen sich in ihre Haut, als sei sie bereits tot.
Ein knochiges Häufchen Mensch, mit schmerzverzerrtem Blick. Das kleine Mädchen liebt ihre Mutter so sehr. Vermisst ihre gesunden, starken Umarmungen doch es weiß für sie ist es das Beste zu gehen und so betet sie zu Gott er möge sie erlösen und zu sich holen. Immer starrer der Blick der Mutter, bis er letztendlich vollkommen ins Leere geht. Daau ist acht, als ihre Mutter stirbt. Mit der Mutter hört auch das kleine Mädchen auf zu atmen. Sie kann es nicht mehr, vor schluchzen, läuft blau an. Zwei Jahre voller quälender Erfahrungen. Bilder, die sich ihr fest ins Gedächtnis gebrannt haben und die sie heute, 10 Jahre später, noch im Schlaf verfolgen. Die weiße Frau hat sich schon lange nicht mehr blicken lassen. Doch die Türen werden sicherheitshalber am Abend gut verschlossen, die Dunkelheit wird nur in Gesellschaft betreten.
Mitreden!