Im letzten Artikel habe ich euch einiges über die René-Pedrozo-Stiftung, das soziale Projekt des Bundes berichtet, unter anderem über die Projekte, wie die Vermittlungen von Patenkindern, das Krankenzimmer und das Waisenhaus.
Diesmal möchte ich den Fokus auf das Waisenhaus legen und euch etwas über die Hintergründe der zurzeit darin lebenden Mädchen erzählen. Es fällt schwer sich die Situation vor Ort vorzustellen, denn vieles ist so grundlegend anders als hier, eben eine ganz andere Kultur. Vielleicht hilft der Artikel ein weiteres Puzzleteil zum Gesamtbild hinzuzufügen.
In Deutschland wirft der Staat ein Auge auf jede Familie. Es gibt z.B. verpflichtende Kindervorsorgeuntersuchungen bei denen Krankheiten, Entwicklungsverzögerungen, mögliche Verwahrlosung oder Misshandlung frühzeitig erkannt werden kann. Werden diese Pflichttermine nicht wahrgenommen, wird das Jugendamt hellhörig. Ein Amt, das eigens für das Kindeswohl und die Unterstützung der Familien existiert. Das Wort ist oft negativ besetzt, ist aber dafür da, Familien, in denen es Probleme gibt, beratend zu unterstützen. Der Staat gibt finanzielle Hilfe und im Extremfall, bei Misshandlung und Vernachlässigung, werden die Kinder aus den Familien geholt und anderweitig untergebracht. Kinder müssen nicht auf der Straße leben und hungern. Auf den Philippinen gibt es eine solche soziale Absicherung durch den Staat nicht, die gewährleistet und überprüft, dass es allen Kindern in den Familien gut geht. Kinder leben oft in ärmsten Verhältnissen, müssen arbeiten gehen statt zur Schule zu gehen. Kinder, die vernachlässigt oder sexuell belästigt werden, die Opfer von Gewalt werden oder in Prostitution verwickelt werden, haben oft keine andere Wahl, als in ihren Familien zu bleiben, denn andere Möglichkeiten gibt es kaum. Großes Glück für die Kinder, die einen Platz im Waisenhaus in Bulacan bekommen. Neben den oben genannten Gründen sind auch Kinder im Waisenhaus, die keine Eltern mehr haben.
Sie erhalten Unterstützung und ein Dach über dem Kopf bis sie die Schule abgeschlossen haben, einen Beruf erlernt und auf eigenen Füßen stehen können. Oder es werden Verwandte ausfindig gemacht, bei denen die Mädchen sicher unterkommen können. Ewig können die Mädchen und jungen Frauen leider nicht im Waisenhaus bleiben, denn es gibt viele Kinder, die einen Platz im Waisenhaus benötigen. Ein gutes Beispiel dafür, dass aber gut bis zum Berufsabschluss gesorgt wird, ist Edna. Sie ist mit 15 Jahren in das Waisenhais gekommen. Und konnte mithilfe der Stiftung studieren. Isabelle, eine Mainzerin, die zurzeit auf den Philippinen im Waisenhaus mithilft war so nett ein Interview mit Edna zu führen und es zu übersetzen. Das möchte ich euch nicht vorenthalten:
Edna: Hallo, ich heiße Edna Mauricio und bin 24 Jahre alt. Zurzeit schreibe ich gerade meine Abschlussklausuren am College, ich mache den Bachelor of Science in Buchhaltung.
Isa: Um eine grobe Vorstellung von deinem Leben, vor allem von den Veränderungen, die mit dem Waisenhaus einhergegangen sind, zu bekommen, könnest du etwas darüber erzählen.
Edna: Im Alter von 6 bis 12 Jahren besuchte ich die Grundschule. Seit ich 8 Jahre alt war, wohnte ich aufgrund familiärer Probleme bei Verwandten meines Vaters. Diese konnten mir wegen mangelnder finanzieller Mittel den Besuch einer High School, welcher nach der Grundschule folgt, nicht mehr finanzieren. So begann ich mit 12 Jahren in einem Straßenladen als Verkäuferin zu arbeiten. Mit 15 Jahren kam ich dann durch die Bemühungen meiner Mutter in das Waisenhaus der René Pedrozo Stiftung. Dies ermöglichte mir mit 15 Jahren (üblich sind 12) die High School zu besuchen. Seit ich 19 Jahre alt bin, studiere ich am College und mache nun mit 24 Jahren meinen Abschluss dort.
Isa: Wie würdest du dein Leben vor dem Waisenhaus beschreiben?
Edna: Ich kam aus einer gebrochenen Familie und wusste nicht wie meine Zukunft aussehen sollte.
Ich kam aus einer gebrochenen Familie und wusste nicht wie meine Zukunft aussehen sollte.
Isa: Wie glaubst du sähe dein Leben jetzt aus ohne die Stiftung?
Edna: Ich denke nicht, dass ich eine Möglichkeit gehabt hätte, eine Schule oder ein College zu besuchen. Vielleicht hätte ich schon geheiratet und ein Baby, ich weiß es nicht.
Isa: Erinnerst du dich wie deine ersten Gefühle waren als du hier ankamst?
Edna: Ich war natürlich sehr aufgeregt und ein bisschen ängstlich, ich war ja schließlich alleine. Aber ich habe von Anfang an gewusst, dass es das absolut Richtige für mich und meine Zukunft war. Ich war sehr glücklich, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde weiterhin eine Schule zu besuchen.
Isa: Was hat die Stiftung für dich verändert?
Edna: Die Stiftung hat mir die große Chance gegeben mein Leben grundlegend anders zu gestalten. Ohne diese Stiftung und das Waisenhaus hätte ich nie das College besucht und nie die Möglichkeiten gehabt einmal den Beruf einer Buchhalterin auszuüben.
Isa: Was hast du für Pläne für die Zukunft?
Edna: Schon während meiner High School Zeit kam mir der Gedanke, dass ich der Stiftung gerne etwas zurückgeben würde. Die Stiftung hat so viel für mich verändert, dass ich mich entschieden habe dort zu arbeiten. Nach meinen Abschlussklausuren werde ich als Sekretärin eingestellt.
Schon seit der High School bis zum 2. Collegejahr habe ich dort ausgeholfen und mich um die Akten philippinischer Patenkinder der Stiftung gekümmert.
Isa: Die Familie Pedrozo bezeichnet dich als einen großen Erfolg, was sagst du dazu?
Edna: Oh wow, das hätte ich nicht erwartet. Ich bin unglaublich dankbar, dass sie so über mich denken und ich hoffe, dass sie das in Zukunft noch über viele andere Mädchen des Waisenhauses sagen können.
Isa: Möchtest du abschließend noch etwas über die Stiftung sagen?
Edna: Ja. Zu allererst möchte ich Herr und Frau Pedrozo danken, welche diese Stiftung gegründet haben. Danken will ich auch jedem deutschen Bürger, der uns mit seinen Spenden unterstützt. Ohne diese Stiftung und ohne die Unterstützung der deutschen Gemeinschaft, hätte ich mein Leben nicht ändern können und niemals meine Träume erreicht. Vielen Dank! Auch im Namen aller Kinder hier!
Falls ihr mit eurer Gruppe eine Aktion starten wollt oder auch einfach Privat spenden wollt. Hier ist die Spendenadresse der Stiftung:
René-Pedrozo-Hilfe e.V.
IBAN: DE47 5519 0000 0402 4280 15
Habt ihr, eure Sipplinge oder Wölflinge Fragen zum sozialen Projekt? Dann schreibt mir einfach an marie@stwilligis.de. Ich freue mich auch zu hören, ob ihr das Projekt zum Thema bei euren Heimabenden gemacht habt oder ob ihr Aktionen plant oder vielleicht sogar schon durchgeführt habt?
Mitreden!