Untrennbar mit Pfadfindern in Deutschland verbunden und oft wegen ihres Gewichts verdammt: Die Kohte. Wir machen uns auf die Spur des Kultzelts und finden heraus, wie es hergestellt wird. Wenn es ein Symbol gibt, dass neben Fahrtenhemd, Wimpel und Halstuch im allgemeinen Unterbewusstsein laut »Pfadfinder!« brüllt, dann ist es die Kohte. Eigentlich ist es das wahrscheinlich unpraktischste Zelt, das man sich vorstellen kann. Ein schwarzer Berg, dessen Abspannseile sich gerade in der Nacht als tückische Stolperfallen entpuppen. Geknüpft aus Bahnen, die nur durch religiöses Säubern und Imprägnieren annähernd wasserdicht zu halten sind. Kein Zeltboden – dafür müssen Ponchos herhalten. Gestänge müssen erst noch im Wald gesucht werden und ein Feuer macht aus ihr schnell eine Räucherkammer. Gesamtgewicht dieses Monstrums: Etwa 12 bis 14 Kilo – je nach Nässegrad – und üblicherweise aufgeteilt auf vier Träger. Kostenpunkt: Etwa 800 Euro.
Für diesen Preis kann wahrscheinlich eine Handvoll Sippen mit Zelten ausgestattet werden, die nur ein Bruchteil so viel wiegen und wahrscheinlich bedeutend wasserdichter sind. Aber das ist ja egal – eine Kohte ist schließlich mehr als nur ein Zelt. Sie ist auch eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Salon und sogar ein Symbol – je nach Wunsch der Bewohner. »Für Pfadfinder gibt es kaum eine bessere Wahl«, meint Kohtenhersteller Troll aus dem Rhein-Main-Gebiet. Schließlich sei sie ein ideales Gruppenzelt, perfekt geeignet für den Einsatz im Wald, feuerfest und sturmsicher.
Wo die Kohte eigentlich herkommt, wissen dabei meist nur wenige. Sicher: Fragt man rum, bekommt man vor allem vom bündischen Urgestein tusk zu hören, der die Idee des Zelts von einer seiner legendären Lappland-Fahrten mit nach Deutschland brachte. Damit erschöpft sich aber auch das Wissen der meisten Pfadfinder über ihre tragbare Heimstatt. Vor allem wie sie gefertigt wird ist oft nur den wenigsten bekannt. Die handelsübliche Kohtenbahn beginnt ihr Leben als sehr dicke Stoffrolle, die an eine Näherei geliefert wird. Dort wird das bereits gefärbte und imprägnierte Material von vielen Händen auf langen Tischen ausgebreitet und glatt gezogen. Im nächsten Arbeitsschritt werden dann aus dem Stoff grob so viele Kohtenbahn-Rohlinge wie möglich ausgeschnitten.
Dann kommt die Detailarbeit: Mit einer Schablone werden die Rohlinge genau markiert, um sie dann fein auszuschneiden. »Dabei kommt es auf jeden Millimeter an, weshalb die Kohten auch komplett von Hand gefertigt werden«, erklärt Troll. Ist dies geschehen, werden die Mittelnaht und die Randstreifen der Kohtenbahn vernäht. Was jetzt noch fehlt, sind die Schlaufen, Laschen und Ösen. Sie werden nun im letzten Arbeitsvorgang angebracht. Auch hier ist wieder absolute Präzision gefragt, denn wird hier geschlampt, lässt sich die Kohte später nicht sauber aufbauen. Sitzt alles zur Zufriedenheit der Hersteller ist es vollbracht: Eine brandneue Kohtenbahn, bereit für die erste Fahrt. Für ein möglichst langes Leben der eigenen Kohte hat Troll auch noch einen Profi -Tipp auf Lager: »Am besten wird die Kohte gar nicht gepfl egt«, erklärt er. »Nach der Fahrt den Dreck rausschütteln und gut trocknen lassen – das genügt.« Am schlimmsten sei es, feuchte Bahnen nicht sofort zu trocknen. Auch vom Bürsten der Bahnen rät er ab: »Bürsten macht das Material durchlässig.« Sollte die Kohte doch einmal undicht werden, ist Imprägnieren angesagt. Aber nicht nur das: Mit speziellen Mitteln sollte sie auch verrottungsfest gemacht werden. Denn nur so werden Schimmel und Bakterien vernichtet, die das Gewebe schädigen.
Also zum Thema Stoff :
Wir haben uns 2009 für Finnland Kothen aus Mückenstoff genäht. Das war super und hatten immer ruhige Nächte !Der Vorteil war:
a) die sind extrem leicht
b) die sind etwas kleiner als normale (Troll)Kothen (ca 5 cm auf jeder Seite ) und passen so auch in die Kothe. Quasi ne Kothe in der Kothe.
c) man kann sie einzeln aufbauen, wenns zu warm wird für ne normale Kothe.
hier mal ein Bildchen dazu. Wir hatten uns immer mal vorgenommen davon nen Haddak beitrag zu schreiben, aber irgendwie ist nie was draus geworden. Schade eigentlich. Die Idee und umsetzung war echt gut !
http://stamm-rheinfranken.de/galerie/2009/sommerfahrt-finnland/sommerfahrt-finnland4-509
Gut Pfad
Mattes
Mut machen – Gut machen
Gerade die Herkunft und Herstellung der Stoffrolle wäre interessant. Kommt Baumwolle zum Einsatz, die voll von Pestiziden ist? Ist der verwendete Farbstoff einigermaßen umweltverträglich oder eher giftig? Werden bei der Herstellung der Rolle Sozial- und Umweltstandards eingehalten?
Gibts darüber auch Informationen?