Im Deutschen Pfadfinderbund Mosaik (DPBM), unserem Bund, hat die Probenarbeit einen hohen Stellenwert: sie wird in der Bundesurkunde, die die Grundprinzipien des Bundes enthält, ausdrücklich als Arbeitsmittel genannt. Trotzdem gibt es starke Unterschiede zwischen den Stämmen, wie mit Probenarbeit umgegangen wird. So wurde auch vor zwei Jahren ein Probenkonzept im Bund ausgearbeitet, um die Probenarbeit in den Stämmen voran zu treiben und den Gruppenleitern geeignetes Arbeitsmaterial in die Hand zu geben.
Diese Proben sind in drei Teile gegliedert: der erste richtet sich an Jungpfadfinder und soll die wichtigsten Grundkenntnisse für Fahrt und Lager vermitteln. Der zweite Teil hat als Zielgruppe die Pfadfinder. Sie sollen sich weiteres Grundwissen aneignen, aber auch zwei oder drei Themengebiete, die sie interessieren, weiter vertiefen. Die dritte Stufe richtet sich an die Rover: sie sollen jetzt ihr erlerntes Wissen verstärkt umsetzen und sich selbst ein paar Aufgaben stellen, die sie zu meistern haben.
Ob und wie es für die Erfüllung der Proben Halstuch oder Abzeichen gibt, ist den Stämmen selbst überlassen. Die Probenhefte der DPBM-Konzeption beinhalten Karten, die das Themengebiet anreißen und Neugier wecken sollen. Das eigentliche Wissen aber muss dann der Jungpfadfinder zum Teil selber zusammentragen oder der Gruppenleiter erstellt eigenes Material. Manche Stämme haben dazu eigene Materialsammlungen entsprechend ihrer Probenschwerpunkte entwickelt – von Lose- Blatt-Sammlungen über Merkhefte bis zur Nutzung diverser Buchklassiker. Mehr und mehr solcher Probeninhalte finden sich inzwischen auch im Internet (siehe Links am Ende des Artikels).
Es liegt in der Hand der Gruppenleiter genau diese Angst, die vielleicht der Begriff »Probenarbeit« erzeugt, nicht aufkommen zu lassen, sondern mit Spaß und Spiel, die Jungpfadfinder für dieses Wissen zu begeistern.
Wenn wir unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unter anderen auf Methoden aus Baden-Powells »Scouting for Boys« zurückführen, so müsste Probenarbeit eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellen, zumal sie für eine zielgerichtete Gruppenentwicklung ein sehr nützliches Werkzeug darstellt: Kinder wollen sich behaupten (auch vor sich selbst), ihre Selbständigkeit beweisen und den Großen nacheifern. Tobias Kleinhanß, St. Willigis: »Es liegt in der Hand der Gruppenleiter genau diese Angst, die vielleicht der Begriff »Probenarbeit« erzeugt, nicht aufkommen zu lassen, sondern mit Spaß und Spiel, die Jungpfadfinder für dieses Wissen zu begeistern.«
Der Respekt vor dem Versprechen und dem eigenen Halstuch – aber auch vor dem der anderen steigt, genauso wie die Bindungswirkung, schließlich mit dem Aufwand, den man selbst investiert hat. So wie auch der Respekt vor Pflanzen, Tieren und Menschengemachtem steigt, wenn man sie bzw. es beim Namen nennen kann.
Proben vermitteln das nötige Wissen, um in wenigen Jahren mit der dann gewonnenen Erfahrung eine eigene Sippe ins Unbekannte zu führen.
Proben vermitteln das nötige Wissen, um in wenigen Jahren mit der dann gewonnenen Erfahrung eine eigene Sippe ins Unbekannte zu führen – im Vertrauen auf sich und das erworbene und nachgewiesene Wissen. Die frischen Kenntnisse der eigenen Sipplinge befördern deren Selbständigkeit und entlasten den Sippenführer. Dann klappt’s auch mit der Fahrt besser. Stefan, St. Willigis: »Die Probenarbeit soll somit auch erreichen, dass man nicht vor jedem Hindernis aufgibt, sondern sein Bestes tut, jede noch so schwierige Aufgabe zu lösen. Und mit jeder schwierigen Aufgabe schiebt man diese Grenzen vielleicht ein Stückchen weiter hinaus. Proben machen bedeutet also in erster Linie Selbsterziehung im Sinne pfadfinderischen Verhaltens: Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Selbständigkeit und Brüderlichkeit.«
An dieser Stelle möchte ich euch ermutigen, diesen Baustein des Pfadfinderseins neu aufzugreifen und – mit überarbeiteten Mittel – anzugehen. Setzt bei dem Bekannten und der Perspektive des einzelnen Wölflings und Jungpfadfinders an, statt bei Brownsea. Nutzt die bekannten (Kreis-)Spiele und die vorhandenen Ausarbeitungen. Fördert die Talente – auch in den Randbereichen des Pfadfinderwissens. Ihr werdet sehen: die Proben, das »Gütezeichen« für Pfadfinder, werden euch und eure Sipplinge motivieren und Neuland entdecken lassen.
Ausarbeitungen zum Loslegen
- Klaus Eicheler: Handbuch für Pfadinder. Erschienen im Gerber Verlag 2003. 9,63 €.
- Walter Hansen: Das große Pfadfinderbuch. Erschienen bei Ueberreuter 1996. 14,90 €.
- Projekt »Logbuch«: http://www.stammsperber.de/logbuch-pfadfinder
- Animierte Knotenkunde: scoutnet.de/technik/knoten/
- Pfadfinder-Lexikon: pfadfinder-lexikon.de
- Komolze™ Pfadi-Links: komolze.de/links/pfadi.htm
Mitreden!