Es ist so weit: Der Schnee ist weg und die Sonne scheint, Vögel singen und Blumen sprießen links wie rechts und jedes noch sture Murmeltier hat seinen Schatten gesehen. Bei diesem Trommelfeuer an Frühlingsgefühlen kann man es kaum erwarten, wieder länger auf Fahrt zu gehen. So stellt sich nach der Freude über die ersten Osterglöckchen wie in jedem Jahr die Frage, wohin denn bitte die größeren Fahrten in den nächsten Monaten führen sollen?
Aber was ist mit den uncoolen Gegenden?
Die Antworten sind schnell gefunden. Schließlich hat fast jeder eine Liste der persönlichen Favoriten spontan parat: Tschechien ist hip, Griechenland ist trotz Schuldenkrise immer eine Reise wert und Schottland hat zwar Midges, dafür aber auch atemberaubende Landschaften und den Malt Whisky Trail.
Aber was ist mit dem Rest? Den uncoolen Gegenden, die am Rand der Fahrten-Tanzfläche schüchtern mitwippen und verlegen auf ihre Füsse starren? Viele haben ihren Ruf als langweiliges oder geradezu mieses Fahrtenziel zu unrecht. Deshalb plädieren wir dafür, einmal über den eigenen fahrtentechnischen Tellerrand hinauszuschauen. Als einen kleinen Vorgeschmack haben wir deshalb eine völlig subjektive Top-4-Liste der zu unrecht unbeliebtesten Fahrtenziele in Europa zusammengestellt.
Wales
Für viele Pfadfinder ist Großbritannien nicht erst seit dem Bundeslager in Cornwall 1997 ein beliebtes Fahrtenland. Schließlich ist es gerade in der Ära der Billigflieger einfach und günstig zu erreichen und lädt mit seinen malerischen Landschaften geradezu zum Wandern ein. Nur beschränken sich viele Reisende lieber auf England und Schottland – Wales bleibt außen vor.
Dabei hat das westlich an England angrenzende Land eine Menge zu bieten. Wales kann zwar nicht direkt mit Braveheart-Romantik dienen, doch ist die faszinierende Landschaft und das historische Erbe weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Weitreichende, berühmte Nationalparks warten darauf, entdeckt zu werden. Die weiten Küstenstriche machen den rauen Charme des Landstrichs mit aus und laden geradezu zum Wandern ein. Auch die walisische Kultur mit ihrer offenen und herzlichen Art bietet ein vielseitiges und interessantes Fahrtenerlebnis.
Dänemark
Dänemarks Ruf lässt sich für viele mit einem einzigen Wort beschreiben: langweilig. Das relativ kleine Land über Schleswig-Holstein, das zwischen Schweden und Norwegen eingeklemmt an Nordund Ostsee grenzt, versetzt auf den ersten Blick nur wenige Fahrtenplaner in Aufregung. Schließlich ist es nicht besonders groß, außer bei Nobelpreisverleihungen oder Klimakonferenzrandalen nur verhältnismäßig selten in internationalen Medien vertreten und ist auch nicht Mitglied der Euro-Länder – sprich: Geldwechseln und Umrechnen sind angesagt.
Hinfahren lohnt sich aber trotzdem und das liegt nicht nur an den dänischen Tourismus-Sirenen Lego, Hans Christian Andersen und Kierkegaard. Ein prägendes geomorphologisches Merkmal Dänemarks ist die lange und zerklüftete Küste. Gerade deshalb werden besonders die Küstengebiete von Besuchern geschätzt. Auch Bootstouren zwischen den vielen bewohnten Inseln des Landes versprechen ein vielfältiges und faszinierendes Fahrtenerlebnis auf den Fußspuren der Wikinger.
Bretagne
Frankreich, Frankreich… Baguettes mit Weichkäse, ein leckerer Rotwein und darauf ein Crêpe – schon alles gehabt und deshalb langweilig? Diese Meinung scheint bei so manchem Pfadfinder vorzuherrschen, wenn von einer längeren Fahrt an die französische Westküste die Rede ist. Dabei vergällen jedoch nicht nur die bekannten Landesklischees den Geschmack auf ein Abenteuer in der Bretagne. Auch das fehlende »exotische Element« scheint eine Reise dorthin direkt als prinzipiell lahm zu kennzeichnen.
Das ist jedoch eine schwere Fehleinschätzung, denn die Bretagne präsentiert sich interessierten Pfadfindern als ein lebendiges und facettenreiches Fahrtenland. Dies übrigens auch jenseits von Asterix, dessen kleines Dorf mitsamt Römerlagern ja auch in der Gegend angesiedelt ist – schließlich wurde der Landstrich von den dort lebenden Galliern Aremorica genannt. So wechseln sich wunderschöne Küstenlandschaften mit malerischen Dörfern ab – auch einer Pfadfindergruppe sollte es dort nicht schwer fallen, einen Eindruck der typisch bretonischen Gastfreundschaft zu erhalten. Auch die relative Nähe zu Deutschland spricht für die Bretagne, schließlich ist die Anfahrt leicht zu bewerkstelligen.
Deutschland
Eine lange Fahrt in Deutschland. Vielleicht sogar eine Großfahrt – für viele der blanke Horror. Schließlich ist eine Großfahrt ja eben genau das, was man zu Hause nicht so bekommen kann. Abenteuer, Entdeckungen und das Einlassen auf eine neue Kultur fern der eigenen sind oft zentrale Wünsche vieler Fahrtenplaner und auch der Fahrtengruppen. Und da fällt die Heimat nun einmal ziemlich schnell durchs Raster.
Eines der größten Probleme an dieser Einstellung ist jedoch, dass all diese verschiedenen Kulturen, Landschaften und Eigenarten, die Deutschland ausmachen, in einen Topf geworfen werden. Dass diese Brühe dann keinen appetitlichen Anblick mehr bietet ist ja klar. Dabei haben nur wenige wirkliche Erfahrung mit den Bereichen außerhalb ihrer üblichen Fahrtenumgebung gemacht. So können Stämme aus dem Hohen Norden auf einer Bayern-Großfahrt noch eine Menge entdecken, genauso sicher wie Stämme aus NRW beispielsweise auf einer Kanutour über die Mecklenburger Seenplatte völlig neuartige Erfahrungen machen können. Deshalb gilt: Probieren geht über Studieren und selber entdecken sowieso!
Stimmt! Wales, das Land des roten Drachen, ganz im Westen von Großbritannien, ist wirklich eine Reise wert! Die Waliser sind ein freundliches und sehr offenes Völkchen und sind Fremden sehr aufgeschlossen! Ich habe mal ein Fußballländerspiel zwischen England und Deutschland in Cardiff gesehen und ALLE Waliser haben voll für die Deutschen mitgefiebert!
Gerade zum wandern ist Wales perfekt! Es gibt kaum ein Land in Europa, das auf so kleinem Raum (Wales ist so groß wie Rheinland-Pfalz) eine so abwechslungsreiche Landschaft bietet! Die drei Nationalparks sind landschaftlich völlig unterschiedlich: 1. Brecon Beacons (weltweit der 23. Geopark der UNESCO) mit seinen lieblichen, unbewaldeten Schafweiden und der sanften, hügeligen Landschaft. 2. Pembrokeshire Coast – der einzige Küstennationalpark Großbritanniens mit seinen schroffen Steilküsten, vielen Vogelschutzinseln und dem Klippenwanderweg. 3. Snowdownia Nationalpark. Die majestätischen Berge sind zwar nur bis zu 1.085 Meter hoch, aber diese Höhe erzielen sie direkt ab Meereshöhe! So hat Sir Edmund Hilary z.B. am Mount Snowdown die Erstbesteigung des Mount Everest geübt. Überall gibt es traumhafte Wanderrouten und "Long Distance Walking Trails". Wales ist definitiv ein lohnenswertes Ziel. Besonders jetzt, wo das Pfund gegenüber dem Euro immer noch im Keller ist.