April 2013 – Die Idee
»Wir bringen den ganzen Bund in ein Boot!« – einmal mit allen eine Fähranreise zur Bundesfahrt machen. Das ist die Schnapsidee, die Sydney und ich auf dem Stammesführungslehrgang an Ostern 2013 mit den Teilnehmern zusammen spinnen. Das wir dann wirklich einmal zusammen die Bundesfahrt leiten ist zu diesem Zeitpunkt allerdings doch eher unwahrscheinlich.
August 2013 – Zum ersten Mal in Montenegro
Sonni und ich sind durch Tipps von Bekannten in Montenegro im Sommerurlaub. Es gefällt uns sehr und der Gedanke entsteht, dass hier auch eine Bundesfahrt möglich wäre – und mit der Fähre könnte man auch von Italien aus hinfahren.
Oktober 2013 – Viel Zuspruch auf dem Meissnerlager
Es ist Herbst. Montenegro scheint mir dann doch wieder zu weit weg und ich habe es als Fahrtenziel fast schon wieder abgehakt. In Gesprächen auf dem Meissnerlager bekomme ich dann aber so viel Zuspruch für Montenegro und Unterstützung für die Durchführung zugesagt, dass ich es wieder auf die Liste nehme. Ich beschließe, mich als Bundesfahrtenleiter zur Verfügung zu stellen und Sydney sagt mir seine Unterstützung als Stellvertreter zu.
November 2013 – Die Wahl auf dem Bundesthing
Aus den ursprünglich sechs möglichen Fahrtenzielen Süddeutschland, Elsass, Italien, Kroatien/Slowenien, Griechenland und Montenegro, werden auf dem Planungsrat drei ausgewählt: Italien, Kroatien, und Montenegro. Kroatien fliegt auf dem Thing als erstes raus, sodass es zur Stichwahl zwischen Italien und Montenegro kommt. Die Montenegro-Befürworter setzen sich am Ende recht eindeutig mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit durch und somit steht fest: im Sommer 2015 fahren wir mit dem Bund nach Montenegro!
Januar 2014 – Das erste Teamtreffen
Cheeeng, Florian, Lars, Louisa, Paula, Pirol, Simeon, Simon, Steini, Sydney, Vollkorn, und ich bilden das Bundesfahrtenteam. In diesem Kreis treffen wir uns im Januar in der Geschäftsstelle in Köln zum ersten Mal. Recht schnell ist der Rahmen abgesteckt und die Arbeitsgruppen verteilt. Bald fahren wir auf Vorbereitungsfahrt nach Montenegro.
Mai 2014 – Vorbereitungsfahrt
Über Wien reisen wir nach Dubrovnik und von dort mit unseren Transportern »Adler« und »Auge« nach Montenegro. Spät abends kommen wir in Cetinje an, wo uns Andrija, der Chiefscout of Montenegro, herzlich willkommen heißt. In den nächsten Tagen durchkreuzen wir einmal das komplette Land und schauen uns viele verschiedene Plätze an. In der Nähe von Plav, ziemlich im Nord-Osten, ist ein Lagerplatz auf knapp 2 500 Metern Höhe gelegen und die letzten Meter nur zu Fuß erreichbar. Hurijetta, eine Dorflehrerin, die für das Zeigen des Platzes von der Schule freigestellt wurde, ist enttäuscht, dass wir den Platz zwar sehr schön, aber leider für ungeeignet halten. Wir müssen uns regelrecht entschuldigen und versprechen, dass wir den Platz unseren Gruppen ans Herz legen.
Letztlich entscheiden wir uns für einen Platz ganz in der Nähe vom Dorf Grahovo. Mit dem Bürgermeister Zdravko Boskovic (den alle nur »Bachio« nennen) und seinen Töchtern Julija, Andjela und Andrea machen wir eine Sightseeing-Tour durch das Tal und verbringen einen legendären montenegrinischen Grillabend zusammen. Überwältigt sind wir von der Gastfreundschaft mit der wir eingeladen und bewirtet werden. Die Familie Boskovic und Freunde schaffen es, dass wir uns nach einem Tag quasi heimisch fühlen und mit einem sehr guten Gefühl zurückfahren. An diesem Abend werden die ersten Freundschaftsbande geknüpft, die später noch so oft beschworen werden.
Januar 2015 – Vorbereitungstreffen
Im Jugendhof Basaltkuppe in Hoffeld treffen wir mit den Fahrtenleitern der Stämme einige wesentliche Entscheidungen. Die Idee, mit dem Bund eine Fährfahrt zu machen, müssen wir leider verwerfen, da das Schiff viel zu teuer wäre. Es wird eine Bundesbusanreise geben, ein Festivalbändchen als Lagerabzeichen und ein Bundesfahrten-T-Shirt. Das Dogadaji-Konzept findet Zustimmung und wir lernen die ersten Lieder, die wir in Montenegro singen wollen. Der Bund ist bereit für »Dobro!«, unsere Bundesfahrt nach Montengro.
Der Bund ist bereit für »Dobro!«, unsere Bundesfahrt nach Montengro.
Juli 2015 – Aufbaulager
Wir kommen am Sonntag eine Woche vor Start des Lagers in Grahovo, Montenegro an. Die zwei Materialtransporter »Lumpi« und »Spritti« waren bereits seit Freitag unterwegs und ich bin mit Sydney, Resi und Louisa mit der Bundesanreise am Samstag losgereist. Auf dem Platz werden wir freudig von der Familie Boskovic und Freunden aus dem Dorf empfangen. Es gibt ein großes »Hallo«, und es fühlt sich nicht so an, als hätten wir uns über ein Jahr nicht mehr gesehen.
Jetzt geht es ans Aufbauen und Organisieren. Über 500 Meter Wasser- und Stromleitungen werden gelegt. Die Lebensmittel bei den Bauern der Umgebung und dem Voli in Niksic bestellt. Das Jurtenrund wird aufgestellt, stürzt ein und wird wieder aufgebaut. Kühlschränke und Gas werden aus Niksic hergeschafft. Die Wiese wird gemäht und die Bäume beschnitten. Milan bringt Holz und Cheeeng darf Milans Laster fahren. Die Toiletten werden bestellt, nicht geliefert und dann doch geliefert. Vollkorn und ich fahren mit einem Jeep den Saintsway ab, nachdem wir Lumpi die dritte Steigung nicht mehr antun wollen.
Alles in allem kommen wir langsamer als geplant voran, was an Wetter und auch an der Mentalität der Montenegriner liegt, und doch steht am Ende alles da und so wie es soll. Wir stellen fest: Der Montenegriner liefert spät, aber er liefert.
Zwischendurch laden wir diesmal unsere montenegrinischen Freunde zu einem zünftigen Grillabend ein und feiern Sydneys Geburtstag mit der Mopedtour. An einem Ausflugtag zum Meer erholen wir uns von den Aufbaustrapazen und sammeln unsere Kräfte für das bald beginnende Lager.
August 2015 – Dobro!
Das Lager geht Sonntagnachmittag mit der Anwanderung los und ab jetzt bin ich im »Flow«. Ankommen der Gruppen, Eröffnungsrunde auf dem Denkmal, Dogadaji, Dorffest (!), Baum pflanzen, Interview mit einem Fernsehsender, Abschlussabend mit Lamm und Montenegrinern, Abbauen, Abschlussrunde mit Foto auf dem Berg, Verabschiedung der Gruppen. Das was wir geplant haben, funktioniert und das, was das Küchenteam zaubert, ist ganz hervorragend. Das Lager ist heiß, intensiv, stimmungsgeladen, aktiv, entschleunigt, lecker, montenegrinisch, freundschaftlich und viel zu schnell wieder vorbei.
Das Bundesfahrtenteam und ein paar Unterstützer bleiben noch zum Einpacken auf dem Platz und wir werden von Bachio zum Abendessen eingeladen. Eine richtige Feierstimmung kommt nicht auf, über allem liegt jetzt der nahende Abschied. Als es dann wirklich so weit ist, fließen hüben wie drüben ein paar Tränchen und wir geben uns das Versprechen, uns wiederzusehen.
Eine Fährfahrt haben wir nicht erlebt, und doch war der Bund in einem Boot. Jeder Einzelne hat zum Erfolg dieser Bundesfahrt beigetragen! Sei es durch ein gelungenes Dogadaj, einen übernommenen Dienst, ein paar freundliche Wort mit unseren montenegrinischen Freunden oder ein anderes kleines Mosaiksteinchen, die solch ein Lager ausmachen. Wir haben ein wundervolles Land nicht nur landschaftlich, sondern mit seiner Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen erleben dürfen. Zu guter Letzt bleiben die Freundschaft und die Erfahrung, dass man große Probleme am besten zusammen löst.
Wir sehen uns…
Mitreden!