Im letzten haddak hat die Redaktion einen Anstoß zur Diskussion über die ganz eigene Dynamik des Busifes gegeben. Als Probleme wurden die stetig steigende Qualität der Beiträge (»durchdrehende Leistungsschraube«) sowie die größer werdende Schere zwischen verschiedenen Stämmen diagnostiziert. Meiner Meinung nach ist das zwar im Prinzip korrekt beobachtet, aber: überhaupt kein Problem.
Das Phänomen verliert seine »Gefahr«, wenn man die Platzierungen nicht zum einzig Heilbringenden erhebt. Auch wenn es wie eine Floskel klingt: ein schöner Auftritt, der dir selbst Freude macht, ist mehr wert als eine gute, aber gezwungene Platzierung. Vielleicht möchten da manche entgegnen, dass sich das als erfolgsverwöhnter Sperber leicht sagen lässt. »Ich glaube allerdings nicht, dass positive Erfahrungen in der Stammeskategorie der ausschlaggebende Grund dafür waren, dass ich meine (früher durchaus vorhandene) Fixierung auf die Platzierung inzwischen verloren habe. Dafür waren andere Ereignisse entscheidender: In der Singekreiskategorie habe ich inzwischen sechsmal teilgenommen. Den ersten Platz habe ich noch nie »gewonnen«. Seit fünf Jahren bin ich in der Rangwertung nur nach unten gewandert. Ist das ein Problem? – Nein. Die Auftritte sind für mich genauso spannend und schön.
Für meine damals 11-jährigen Sipplinge war es bei unserem ersten Busife-Auftritt sicher nicht das schönste Erlebnis nach einem nervösen Auftritt zwischen zwei viel älteren und besseren Sippen nur auf dem letzten Platz zu landen. Ist heute die Erinnerung daran schmerzlich? – Keineswegs. Im letzten Jahr sind wir überraschend auf dem zweiten Platz gelandet. Das war natürlich schöner, als Letzter zu werden. Unser Gewinn war jedoch beim einen wie beim anderen Mal, dass wir neue schöne Lieder gelernt und nach unserem besten Können aufgeführt haben.
Großes Verständnis habe ich also für nichtteilnehmende Gruppen nicht. Es wird von niemandem erwartet, beim ersten Auftritt perfekt zu sein. Ein Problem mit (noch) besser werdenden Beiträgen auf dem Busife sollte meiner Meinung nach auch niemand haben. Hand aufs Herz: Wem schadet’s denn? Den Zuhörern?
Ein Auftritt, der dir Freude macht, ist mehr wert als eine gute Platzierung.
Problematischer finde ich, wenn in Gruppen nur noch aus Platzierungs-Geilheit gesungen würde und nicht aus authentischer Freude am Lied. Wo nur noch die Gesangstechnik und Synchronität bis zum Erbrechen geübt wird, wo man nur noch versucht, sein natürliches Singen dem Gefallen der Jury anzupassen, wo es nur noch darum geht, die Konkurrenz zu übertrumpfen anstatt sein eigenes Lied vorzubringen, dort wird auf Dauer der Spaß am Singen und damit auch die musikalische Qualität abnehmen. Nicht umsonst bezieht eine Jury ja auch die Reaktion eines Publikums sowie den »Gesamteindruck« einer Gruppe in die Bewertung ein. Und dabei geht es ja nicht um perfekt abgestimmte musikalische Nuancen, die kaum jemand erreichen kann.
Im letzten Jahr hat der Stamm Sperber die seit Langem größte Anzahl an Fehlern und Aussetzern in seinen beiden Stücken gehabt. Textanfänge wurden vergessen, Einsätze waren nicht zusammen, Lautstärken waren anders eingeübt, etc. Jeder, der die Aufnahme hat, kann nachhören, wie ein Gruppenführer lauthals eine ganze Zeile lang den falschen Text singt. Trotzdem hat sich die Gruppe in das Lied hineingefühlt, ging mit und hatte Spaß dabei. Für mich war es der bisher schönste Auftritt auf einem Busife.
Mitreden!