Dem Nachbar seine Nachbarn

Fragte mich doch vor einer Weile eins dieser Blagen, was ich denn so den ganzen Tag machen würde. »Arbeiten« entgegnete ich. »Und am Wochenende?«, fragte dieser Neunmalklug weiter. »Nicht Arbeiten« antwortete ich ebenso patzig wie bestimmt. »Und dann?« , fuhr es fort, »ja wie und dann?« und meine über Jahre strapazierten Nerven spannten sich wieder stärker an. »Ja was machen sie denn dann das ganze Wochenende?« »Das geht dich gar nichts an! Und wenn du es wissen willst, ich genieße das ich endlich Ruhe habe vor euch« –  »Aha«, sagte es nur und lief wieder zu den anderen dieser Fähnleinfieselschweife. Kopfschüttelnd über diese dumme Frage widmete ich mich wieder meiner Hecke. Heckeschneiden ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Ich für meinen Teil liebe es, wenn man die Früchte seiner Arbeit in dicht gewachsenen, grünen und wie mit dem Geodreieck gezirkelten Buchsbaumhecken erntet. Nach einer Weile flog ein Ball mal wieder mutwillig gegen eben jene Perfektion der Natur. »Ja könnt ihr denn nicht Aufpassen?« rief ich geistesgegenwärtig den von jeglichem Schuldbewusstsein befreiten Rotzlöffeln zu. Und nachdem ich wie erwartet keine Reaktion erhalten hatte brüllte ich: »Das ist ne Pflanze und kein Tor!« – »Ach so!« sagte wie aus der Pistole geschossen das gleiche Kind, welches mich schon nach meinem Alltag ausgequetscht hatte,  »und ich dachte schon es wäre eine Grundstücksgrenzmarkierung« – »Ich geb dir gleich Grundstücksgrenzmarkierung« – raunzte ich zurück, und als hätte er die Weisheit mit Löffeln gegessen und dabei auch noch aus versehen einen Clown verschluckt, sagte er: »Das nehme ich jetzt mal als Wink mit dem Zaunpfahl.« Von so viel Respektlosigkeit vorm Alter verwarnte ich ihn dann mit einem erhobenen Finger und dem Hinweis, dass er ja froh sei könne, dass ich heute meinen guten Tag hätte.  »Ja, das ist nicht einfach« sagte er mit einem strahlenden Lächeln und der Zufriedenheit eines Hindu-Rinds, »wir machen sogar jeden Tag eine gute Tat und das sieben Tage die Woche!«

Online ist dir nicht retro genug? Kein Problem, du findest den Artikel auch im haddak 2/2007 auf Seite 44.

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