Alle reden durcheinander und nur bruchstückhaft schwirrt etwas zu mir. Ich bin gerade an unserem Heim angekommen und sehe müde Gesichter. Aber schaut man genauer hin, haben alle ein begeistertes Strahlen in den Augen.
Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Vor etwas mehr als zwei Wochen hab ich den verrückten Haufen noch am Bahnhof verabschiedet und nun sind sie wieder hier. Waren sie wirklich zwischendurch in Polen beim Bundeslager und anschließend in der Slowakei für ein Stammeslager? Die Waldkarpaten von beiden Seiten erkunden, ein anderes Land und fremde Menschen kennen lernen -das waren ihre Ziele. Wie ich das sehe, hat sich der weite Weg gelohnt. Ich freue mich darauf, alles genau zu erfahren. Schließlich ging es ja auch in den Osten und im letzten haddak haben wir über Vorurteile und Ängste geschrieben. Mich interessiert, ob diese wirklich noch nötig sind oder ob sie ausgeräumt und wiederlegt werden konnten. Vor acht Jahren waren wir schon einmal in Polen, nur waren die Großen damals noch zum Teil die Kleinen und die Kleinen noch gar nicht dabei. Hat sich etwas an der Gastfreundschaft, die wir erfahren haben, verändert?
Hat sich etwas an der Gastfreundschaft, die wir erfahren haben, verändert?
Wenn man als Pfadfinder unterwegs ist, wird man ja oft wie ein Tier im Zoo betrachtet oder gar für ein Alien gehalten. Somit wunderte es mich nicht, dass deutsche Pfadfinder in der Slowakei auffallen. Aber hier war es doch irgendwie anders. Man wurde nicht nur angeguckt, sondern auch direkt angesprochen. Zuerst oder überhaupt nur auf Slowakisch, teilweise auf Englisch und überraschend oft auch auf Deutsch. Nicht selten wurden den Pfadis die eigenen Betten angeboten, um dann freiwillig selbst in der Scheune oder im Hobbyraum voll mit Modellflugzeugen zu schlafen. Alle Sippen und die Meute erzählen von ähnlichen Begegnungen, Abenden an denen sie verwöhnt wurden mit selbst gemachten Popcorn und slowakischen Spezialitäten. Jeder fühlte sich wohl und gut aufgehoben.
Aber dank Facebook besteht immer noch Kontakt zu Marec und seinem Stamm.
Und dann gibt es da noch die Geschichte mit Marec aus der Slowakei. Woher sie Marec kennen? Marec und sein Pfadfinderstamm waren im eigenen Land unterwegs und zelteten auch in den Waldkarpaten. Unsere Rover trafen sie auf ihrem Haik und wurden anfangs ebenfalls etwas komisch betrachtet. Man sieht ja auch nicht alle Tage andere Leute mit Kluften und Halstüchern. Habt ihr schon mal auf Feldbetten geschlafen oder slowakische Lieder gesungen? An diesem Abend wurden die Rover zum Essen eingeladen und später zu einer gemeinsamen Singerrunde, in der sie zu dritt unsere Lieder zum Besten gaben und versuchten die Lieder von den anderen auf einer ihnen absolut fremden Sprache mit zu singen. Es war ein unbeschreiblicher Abend, und ihr Fazit dazu war, dass es sich gerade bei solchen Momenten lohnt Pfadfinder zu sein. Am nächsten Morgen bekamen sie wie selbstverständlich noch ein Frühstück angeboten, das sie nicht ausschlagen konnten und anschließend folgte eine lange Verabschiedung mit etwas Wehmut. Aber dank Facebook besteht immer noch Kontakt zu Marec und seinem Stamm.
Vorurteile? Jetzt nicht mehr. Gastfreundschaft? Könnte nicht besser sein. Fazit – ganz viele neue Adressen, Telefonnummern und Mail-Adressen.
Mitreden!