Er hatte neues Gold gefunden. Der unermesslich reiche, berühmte Großgrundbesitzer Don Oro hatte es wieder geschafft. Dieses Mal hatte er jedoch eine solche Menge gefunden, dass schnell klar wurde, dass er die Arbeit nicht alleine bewältigen konnte.
Don Oro sandte also Hilfe. Man sagte, es seien neue, tüchtige Arbeiter_innen. Man sagte, sie würden helfen, wo auch immer sie konnten. Man sagte, sie nannten sich Pfadfinder_innen. An einem Mittwoch im Mai erreichten die ersten Pfadfinder_innen die Stadt „New Hameln Creek“. Es war, als würde eine Welle an Euphorie über die Stadt hereinbrechen. In die vorher leeren, staubigen Straßen brach sich ein Schwall an Gelächter, Gesang und Frische. Pfadfinder_innen aller Altersstufen begannen ihre Zelte zu errichten, den vorher so traurigen Saloon zu beleben und laut von Abenteuern aus aller Welt zu erzählen.
Der Goldrausch begann
Doch bald sollte auch für sie die Arbeit beginnen. Sie waren nicht in den Wilden Westen gekommen,
um zu feiern, sie hatten einen Traum, den jede_r zu dieser Zeit hatte: reich werden. In den frühen Morgenstunden begannen die Pfadfinder_innen, unter Anleitung der von Don Oro ernannten Dorfvorsteher_innen, ihre Dörfer einzurichten.
Es wurden gigantische Tore erbaut, es wurde für Beleuchtung gesorgt und vor allem gelehrt, wie man aus dem wenigen Alten in der Stadt so viel Neues und Schönes machen konnte.
Die ehrgeizigen Arbeiter_innen konnten es aber kaum noch erwarten, nun endlich mit dem Goldschürfen zu beginnen. So zogen 1.000 Pfadfinder_innen zu verschiedenen Claims, erwarben Lizenzen, schürften Gold und tauschten dies wieder in Dollar um. Am Ende des Tages saßen sie alle im Saloon zusammen, jede_r einen Krug mit einem kühlen Getränk in der Hand und tauschten sich über ihren erfolgreichen Tag aus. Es war der unbeschwerteste Abend in der Geschichte New Hameln Creeks. Alle vereinten sich, um ihr Glück zu teilen. Da saß der Postbote zusammen mit dem Banker. Der Wirt betrank sich mit dem Sheriff und Don Oro verteilte mit Donna Oro und seiner Tochter Leia im Arm lachend Freigetränke. Sie alle genossen ihren plötzlichen Reichtum und sahen in eine bessere, glücklichere Zukunft.

Die Euphorie sollte nicht lange anhalten
Am nächsten Morgen als alle langsam aus ihren Zelten krochen und der Postbote seine morgendliche Runde mit der Postkutsche drehte, ertönten laute Schreie in der Nähe des Dorfes Shanty Town.
Fünf maskierte Männer stürmten auf den hilflosen Postboten, rissen ihn um und verschwanden mit einer Kiste Gold im Gebüsch. Die Stadt war gelähmt vor Entsetzen, was Don Oro überhaupt nicht gefiel.
Es ging ein Brief im Dorf herum, indem er mitteilte, dass es Zeit war, wieder an die Arbeit zu gehen, und dass es neue Lizenzregelungen gebe, die vorsähen, dass heute nur zwei Dörfer eine Lizenz für das ertragreiche Südfeld erlangen könnten. 5.000 Dollar sollten sie dafür zahlen. Große Empörung breitete sich in New Hameln Creek aus.
Die Dörfer beratschlagten sich und beschlossen am heutigen Jahrmarkt teilzunehmen, um genug Geld für den Erwerb der Lizenzen zu verdienen.
Die Geldgier wurde nun überall bemerkbar. Die Zufriedenheit des gestrigen Abends war kaum noch zu spüren, Kinder begannen gemeine Wetten um Geld abzuschließen, Paare begannen sich zu streiten, Männer sich zu prügeln, und zwischen alldem stand Leia Oro, das einzige Kind Don Oros
und erkannte ihre Stadt kaum wieder. Schon immer hatte sie die Geldgier ihres Vaters verachtet und nicht verstanden, wie Gold und Geld einen Menschen so glücklich machen konnten, doch nun hatte sie den Beweis dafür, was Gier aus den Menschen machte. Leider konnte sie nur wenige von ihrer Meinung überzeugen.
So kam es, dass der Jahrmarkt stattfand und ganz New Hameln Creek an ihm teilnahm. Leia beobachtete, wie alle mehr und mehr Geld verdienten und dadurch nur noch geiziger und noch gieriger wurden, bis plötzlich Unruhe um die Bank herum entstand. Jemand rief „Falschgeld!“ Der nächste „Betrüger!“ Eine Mutter begann zu weinen und niemand wusste, was geschehen war. Der Banker verkündete die Bank sei geschlossen, bis das gesamte Vermögen der Bank auf Falschgeld überprüft wäre.
Es herrschte Anspannung: Alle spekulierten und verglichen ihre Scheine, um herauszufinden, ob die Gerüchte stimmten. Don Oro stellte indes klar, dass es kein Falschgeld gebe. Langsam beruhigten sich die Bewohner New Hameln Creeks, doch ein unwohles Gefühl blieb. Was sonst hatte die Bank dazu gebracht zu schließen?
Beim Mittagessen sollte es darauf eine Antwort geben. Laut eines offiziellen Rundbriefs der Bank war tatsächlich Falschgeld gefunden worden und davon nicht zu wenig. Bald hatten die Pfadfinder_innen festgestellt, dass ein Großteil ihres Verdienten Falschgeld war und somit ab sofort wertlos.

Die ganze Stadt, außer Don Oro
Der Sheriff war vollkommen fassungslos und nahm die Ermittlungen auf. Don Oro hingegen war immer noch völlig gelassen und sagte, dass nur die Jahrmarktbetreiber_innen einen Grund gehabt hätten, das Geld zu fälschen. Die Ermittlungen sollten sofort fallengelassen und die Jahrmarktbetreibenden zügig festgenommen werden. Die einzelnen Dörfer beschlossen jedoch dem Sheriff bei der Suche zu helfen und begannen die Dorfbewohner_innen nach Hinweisen zu befragen und diese zu verknüpfen. Sie fanden einen Jäger, der von Banditenbanden im Wald wusste, und konnten so einige Fälscher*innen und ihre Lager hochnehmen. Zusammen mit dem Sheriff verhafteten sie die Fälscher*innen, brachten sie ins Gefängnis und freuten sich über ihre gute Tat.
Endlich legte sich wieder etwas Ruhe und Frieden über die Stadt, auch wenn sich noch nicht alle vollkommen sicher fühlten. Leia traf sich mit dem Wirt und einigen anderen Dorfbewohner_innen. Sie versuchten herauszufinden, wie das alles passieren konnte und wer wohl dahinterstecken könnte.
Bald hatten sie einen Verdacht, der sich mehr und mehr erhärtete. Doch als sie gerade auf dem Weg in die verschiedenen Dörfer waren, um ihren Verdacht zu äußern, stürmten 50 Bandit_innen in das Dorf. Sie schossen wild um sich, hatten brennende Fackeln bei sich und rannten auf die Bank und das daneben liegende Gefängnis zu. Einige bewarfen die Bank mit Fackeln, andere zerstörten das Gefängnis, aber die meisten bewegten sich in Richtung der Gruppe inmitten des Dorfplatzes. Der Sheriff versuchte noch Leia zu beschützen, da waren sie aber schon bei ihnen und zerrten sie auseinander. Die Bandit_innen zogen der Gruppe Säcke über die Köpfe und schleiften sie mit sich. Es war zu spät für jede Hilfe. Die ausgeraubte Bank stand in Flammen, die Fälscher waren befreit und 20 Bewohner_innen der Stadt entführt. Und niemand konnte etwas dagegen unternehmen.
Der Sheriff stufte die Lage als zu gefährlich ein und beschloss der Sache selbstständig auf den Grund zu gehen. Er stellte jedoch schnell fest, dass sie ohne die Hilfe der Pfadfinder_innen nicht weit kommen würden, weshalb sich noch in dieser Nacht die ganze Stadt New Hameln Creek auf die Suche nach den Geiseln machte. Die ganze Stadt – außer Don Oro, der seit einigen Stunden nicht mehr auffindbar war.
Nach langer Suche konnten die Pfadfinder_innen alle Geiseln aufspüren, sie befreien und zurück in die Stadt bringen. Was sie dort zu berichten hatten, war erschreckend.

Revolution
Am nächsten Morgen wusste es die ganze Stadt:
Don Oro war derjenige, der für all das Unheil verantwortlich war. Er war derjenige, der die Postkutsche überfallen ließ, das Geld fälschte und letztendlich sogar seine eigene Tochter entführen ließ. Alles nur um reich und reicher zu werden. Als Jonny Bordello, der beste Freund und gefürchtete Handlanger Don Oros, an diesem Morgen auf den Dorfplatz trat, war die Angst in den Augen der Pfadfinder_innen zu lesen. Er hielt eine Nachricht Don Oros in seinen Händen. Diese Nachricht enthielt ein Angebot: Don Oro war bereit sich aus dem Dorf zurückzuziehen und seinen Besitz an die Siedler zu verkaufen. Da seine Ländereien ohne ihre Karte wertlos waren, würde er diese für 1.000 Goldstücke verkaufen. Das Gold solle um 14 Uhr in die Teufelsschlucht gebracht werden.
Durch die gemeinsame Arbeit der Pfadfinder_innen konnten 1.000 Goldstücke verdient und in die Teufelsschlucht gebracht werden. Bei der Geldübergabe kam es aber zu einer Schießerei, wobei der Wirt dann Jonny Bordello tötete. Daraufhin konnte Don Oro von dem Sheriff festgenommen
werden. Nun stand Leia vor der Leiche des besten Freundes ihres Vaters, ihr Vater wurde vom Sheriff gefesselt und davor stand eine glücklich johlende Horde von Menschen. Sie hielt es nicht mehr aus.
Was war geschehen mit ihrer Stadt? Raubüberfälle, Fälschungen, Entführungen. Sollte das die neue Normalität werden? Nein! Sie alle hatten gesehen, was Geldgier aus den Menschen machte. Sie alle hatten Jonny Bordello sterben sehen. Durch die Verhaftung ihres Vaters war klar, dass sie nun das Oberhaupt der Stadt sein würde und sie hatte nur eine Nachricht an ihre Siedler: „Wir in New Hameln Creek brauchen kein Gold, kein Geld. Ab sofort werden wir ohne all das leben. Wir werden frei sein! Frei von Geld! Denn: Nicht jeder Schatz besteht aus Silber und Gold!!“
Bei der Gerichtsverhandlung am Nachmittag wurde Don Oro wegen der Verbreitung von Falschgeld und der Organisation von 20 Geiselnahmen zu insgesamt 366 Jahren Haft verurteilt. Er trägt nun eine Eisenkugel und verbringt seine Zeit im Gefängnis »Gottloser Steinhügel“. Den darauffolgenden Abend verbrachten die Pfadfinder_innen glücklich feiernd im Saloon, wo nun nichts mehr auch nur einen Cent kostete. Was nur niemand wusste, war, dass die Kutsche, die Don Oro zum Gottlosen Steinhügel bringen sollte, nie dort ankam…
Mitreden!