Die Anleitung
Schritt 1: Die Werkzeug, Material, und Holzauswahl
Zunächst müsst ihr eure Werkzeuge und das Material zusammentragen. Was ihr dafür braucht, seht ihr in der Infobox. Welches Holz am geeignetsten ist und welche Fehler ihr vermeiden solltet, steht im Infotext.
Benötigtes Werkzeug:
• Säge
• Bohrmaschine/Akkubohrer mit Holzbohrern (Durchmesser: 2-9 mm)
• Hammer
• Feilen und/oder Schmirgelpapier
• Nägel und Schrauben
• Tacker und Krampen
Benötigtes Material:
• Hartholzblock beliebiger Größe, mindestens 11 cm tief (wichtig: Schritt 1 lesen, bevor die Auswahl getroffen wird!)
Optionales Material:
• Holz für den Rahmen (4 Stücke: 15 cm tief, 6-7 cm breit, 30 cm lang)
• dünne Holzplatte für die Rückseite (mind. 30 cm x 30 cm)
• Ca. 4 m Bambusröhrchen zwischen 2 und 9 Millimeter Innendurchmesser
• Drahtgeflecht (Maschen mindestens 10 mm Durchmesser)
Schritt 2: Der Rahmen und der Block
Wenn euer Hotel aus mehr als nur einem Block bestehen soll, müsst ihr als erstes den Rahmen bauen. Er sollte ca. fünf Zentimeter über die später eingelassenen Nisthilfen herausragen. Schraubt die einzelnen Teile zu einem Rahmen zusammen. Hier auf keinen Fall Leim benutzen. Eine dünne Holzplatte, wie die einer Schrankrückrand auf 30cm x 30cm kürzen und mit Nägeln als Rückwand an den Rahmen anbringen.
Nun soll der Hartholzblock fertig zugeschnitten werden. Dafür macht ihr am besten zunächst eine Schablone. Die könnt ihr dann zum Sägen und zum Anzeichnen der Löcher benutzen. Wie genau der Block in dem Rahmen arrangiert sein soll und ob er noch eine neue Form bekommen soll, ist ganz euch überlassen. Wichtig ist nur, dass er bündig in den Rahmen passt.
Schritt 3: Vorbereitung der Gänge und Montage
Kürzt nun die Bambusröhrchen auf einheitliche 10 Zentimeter ein. Die gleichmäßige Front reduziert das Risiko von Pilzbefall und macht es Vögeln schwerer zu landen. Sollte eine der natürlichen im Bambus vorkommenden Barrieren, die Knoten, nicht am Ende liegen, müsst ihr sie noch aufbohren. Die Rückseite der Röhrchen müsst ihr noch mit Ton oder Gips verschließen. Jetzt nur noch die Öffnungen abschleifen, damit sich die Tiere nicht verletzten, fertig!
Nun ist der Hartholzblock dran. Die Löcher bohrt ihr am besten senkrecht zur Rinde und den Jahresringen, damit später keine Risse entstehen, in denen sich Pilze niederlassen. Die Durchmesser der Löcher könnt ihr wie im Infotext beschrieben wählen, wobei die Mehrheit 6mm haben sollte. Zwischen den Löchern sollten mindestens zwei bis drei Lochbreiten liegen. Gebohrt wird mit leichter Steigung nach oben, damit eindringender Regen wieder abfließen kann. Bohrt ca. 10cm tief, aber niemals durch den Block, sodass noch ein Zentimeter Puffer bleibt. Ihr könnt die Löcher in einem Muster bohren oder unregelmäßig, das erleichtert den Tieren die Orientierung. Zum Schluss müssen auch hier die Ränder vorsichtig abgeschliffen werden. Nun wird alles im Rahmen angebracht. Den Hartholzblock am besten mit zwei Schrauben befestigen und die Bambusröhrchen mit Druck reinschieben. In noch bestehende Lücken könnt ihr größere Bambusröhrchen mit einem Hammer vorsichtig hineintreiben, um die Stabilität zu erhöhen.
Schritt 4: Schutz und Aufstellung
Zum Schutz vor hungrigen Vögeln wird nun das Gitter angebracht. Das geht entweder mit einem Handtacker oder mit Krampen. Das sind diese U-förmigen Nägel.
Jetzt müsst ihr nur noch einen schönen Platz für euer Insektenhotel finden. Der sollte wind- und feuchtigkeitsgeschützt, aber sonnig sein. Das Insektenhotel sollte also weder frei Baumeln noch direkt auf dem Boden stehen. Wenn ihr einen guten Platz gefunden habt, heißt es nur noch abwarten, bis eure geflügelten Gäste einziehen.
Der Infotext
»Na toll, dann kommen jetzt die ganzen Stechviecher«, antwortet mein älterer Nachbar vom Balkon nebenan, als ich ihm erklärte, was ich da gerade baue. Von dieser Reaktion war ich überrascht. Es hat mich aber auch ein wenig zum Nachdenken gebracht: Welche Insektenarten locke ich denn nun genau an? Wildbienen und einige Hummelarten, die im Gegensatz zu Honigbienen als Einzelgänger leben, werden in das Insektenhotel einziehen. Auch verschiedene Wespenarten, wie Schlupf-, Falten-, Grab- oder Wegwespen, Käfer und Florfliegen nehmen das Angebot gerne an. Die meisten Bewohner leisten einen wichtigen Beitrag in unserem Ökosystem.
Zum Beispiel bekämpfen sie auf biologische Weise Schädlinge oder bestäuben Blüten. Wenige dieser Arten besitzen einen Stachel und Gift zur Verteidigung, keine davon ist für einen Menschen ohne Allergie gefährlich. Das Risiko, überhaupt einen Stich zu bekommen, ist sehr gering. Aber wozu das Ganze? Warum bauen wir in dieser Ausgabe ein Insektenhotel?
Wildbienen und einige andere Insektenarten suchen nach Gängen in Totholz oder in festeren Böden, um dort mehrere Kammern hintereinander anzulegen. In diese legen sie jeweils ein Ei ab oder überwintern dort selbst. Leider werden auch solche Lebensräume immer knapper. Totholz, das circa einem Viertel aller heimischen Waldbewohner eine Heimat bietet, wird nicht nur im privaten Raum schnell entfernt. Böden werden verdichtet und Flächen gerodet. Insektenhotels leisten einen Beitrag dazu, einige dieser Lebensräume zu ersetzen.
Ein Insektenhotel soll möglichst vielen Arten einen Nist- und Winterschutz bieten. Da die verschiedenen Insekten unterschiedliche Anforderungen haben und auch die Optik von etwas Abwechslung profitiert, arbeiten wir mit verschiedenen Materialien. Grundsätzliche möchten wir möglichst viele 8-10 cm lange Gänge mit verschiedenen Durchmessern als Brut- und Nisthilfe anlegen.
Weit verbreitete Nisthilfen sind durchlöcherte Hartholzblöcke. Wenn ihr euch also nicht so viel Arbeit machen wollt, würde bereits ein solcher Block vollkommen ausreichen. In jedem Fall sollten nur Harthölzer wie einige Obsthölzer (Pflaume, Apfel, Birne) oder Eiche, Esche oder andere Hölzer mit einer sogenannten Darrdichte von mindestens 550 kg pro m3 genutzt werden. Wenn ihr euch nicht sicher seid, findet ihr online diverse Tabellen.
Weicheres Holz splittert viel und verletzt so die Tiere an den filigranen Flügeln, Nadelhölzer sind komplett zu vermeiden, da das Harz ebenfalls schädlich ist. Das Holz muss mindestens 11 cm tief sein, damit die Gänge lang genug werden können. Ob ihr Holz aus dem Baumarkt oder aus eurem Holzlager nehmt, ist, wenn die Bedingungen erfüllt sind, egal. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Für Naturholz spricht, dass die Insekten es schneller annehmen, der günstigere Preis und die Optik. Für verarbeitetes Holz spricht die leichtere Montage mit rechten Winkeln. Hier müsst ihr aber aufpassen: Auch eine Kesseldruckimprägnierung ist bereits schädlich und da die Tiere sehr wählerisch sind, besteht das Risiko, dass euer Insektenhotel unbesucht bleibt.
Ein weiterer, häufig genutzter Baustoff sind Bambusrohre. Diese kommen schon natürlich in praktischer Röhrenform vor, existieren in verschiedenen Durchmessern und splittern beim Sägen weniger als vergleichbare Röhren aus anderem Material. Durch ihre Härte schützen sie die Larven oder überwinternden Tiere gut gegen die Angriffe von Vögeln. Außerdem bilden die Knoten einen natürlichen Abschluss nach hinten. Jede Nisthilfe muss hinten geschlossen sein. Der Innendurchmesser der Bambusröhrchen sollte zwischen zwei und neun Millimeter liegen, wobei die drei bis sechs Millimeter dicken Röhrchen mengenmäßig überwiegen sollten. Ein weiterer Vorteil der Bambusstäbe ist, dass ihr sie günstig im Baumarkt kaufen könnt. Wenn ihr die Röhrchen in Zukunft zum Beispiel mit einem Pfeifenreiniger reinigen wollt, ist Bambus robust genug, das auszuhalten. Nach zwei bewohnten Saisons ist das empfehlenswert.
Über die beiden genannten Baustoffe hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer bewährter Materialien wie bestimmten Tonziegeln, verwachste Pappröhren oder Pflanzenstängel. Im Rahmen dieser Anleitung bleibe ich aber bei Hartholz und Bambus. Ihr könnt aber auch eine andere Wahl treffen. Häufig gefundene Materialien wie Tannenzapfen, Stroh oder Lehm sind jedoch nicht nur unbrauchbar, sondern auch gefährlich. Die hier avisierten Insekten nehmen diese nicht an. Andere Arten, wie der Ohrenkneifer hingegen schon. Dieser fällt liebend gern über die Larven anderer Tiere her. Diesem Nützling, der sich auch von Blattläusen und anderen Kleininsekten ernährt, solltet ihr lieber anderswo eine Siedlungshilfe aus Stroh anbieten.
Für alle Materialien gilt: Je nach Gangdurchmesser werden andere Tiere die Behausung nutzen. Folgende Tiere lockt ihr an:
• 2–4 mm Maskenbienen und solitäre Wespen
• 3–5 mm Löcherbienen
• 5–7 mm Mauerbiene
• 5–7 mm Blattschneiderbienen
• 6–9 mm Gehörnte Mauerbiene
Je nach Gangtiefe kann sich zudem die Geschlechterverteilung bei einigen Arten ändern. Die Insekten legen mehrere Kammern in den Röhren an. In denen, die am weitesten hinten und damit am besten geschützt liegen, werden zumeist die weiblichen Larven, weiter vorne die männlichen Larven untergebracht. Je tiefer die Gänge und somit je mehr Kammern, desto mehr Männchen. Die vorderste Kammer bleibt bei vielen Arten leer. Das ist zum Schutz gegen räuberische Vögel, die sich an den mühsam und unter hohem Energieaufwand angelegten Nachkommen laben wollen. Einige Parasiten nutzen die leeren Kammern aus und legen hier ihre Eier ab. Die frisch geschlüpften Parasiten fressen dann die Brut weiter hinten. Auch das gehört in gewissen Maß zum ökologischen Gleichgewicht und muss hier nicht weiter besorgen.
Da die Bedürfnisse verschiedener Insekten sehr unterschiedlich und die Einrichtung von Insektenhotels meist auf die vom Menschen als „nützlich“ eingestuften Insekten ausgelegt sind, können sie in einem funktionierenden und ökologisch ausgeglichenen System allenfalls eine Nischenfunktion einnehmen. Arten auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten profitieren leider kaum.
Insekten, die sich in unseren Hotels häuslich niederlassen, wären auch ohne unsere Hilfe durchgekommen, während die Lebensräume derer, die einen Populationsrückgang dramatischen Ausmaßes zu beklagen haben, nicht so einfach auf unseren Balkonen oder in unseren Gärten nachgebaut werden können.
Die Stärke von Insektenhotels liegt daher im Lokalen. Eine derartige Nist- und Bruthilfe trägt zu einem ausgewogenen und stabilen Ökosystem in euren Gärten, euren Vierteln und auf euren Balkonen bei. In der heutigen Situation können sie für einige Kulturfolger wie die rote Mauerbiene einen entscheidenden Überlebensvorteil bieten.
Während die früheren, bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentierten Insektenhotels, die für die Permakulturen der damaligen Zeit notwendigen Nützlinge beherbergten, sind Insektenhotels heute ein Zeichen von ökologischem Aktionismus und in den rheinländischen Gärten kaum noch wegzudenken. Ihre wichtigste Funktion ist damit seit fast zweihundert Jahren unverändert: Brut- und Nisthilfen für unsere Kleinsten. Sie führen uns näher an unsere Umwelt, regen zur Beobachtung an und wecken Neugier, Faszination und Begeisterung. Kein Insektenhotel der Welt wird das Bienensterben stoppen, aber es wird Menschen motivieren und inspirieren, es zu tun.
Mitreden!