Viele Stämme beklagen, dass sie ihre Gruppenführer an Auslandsaufenthalte und ferne Ausbildungs- oder Studienorte verlieren. Aber leiden darunter wirklich nur die Stämme? Die Frage, was mit dem Gruppenführer oder der Meutenführerin ohne Gruppe passiert, wird selten gestellt: Ist da neben dem Zugewinn an Freizeit nicht auch ein Loch an Aufgaben? Fehlt nicht bei all dem Neuen auch der Ausgleich auf einem bekannten Gebiet?
BiPi sagt zu jedem Rover: »A Scout’s duty is to be useful and to help others.« Und »As a Rover your highest aim is Service.« (1930, »Rovering to success«)
Auch am neuen Ort gibt es Kinder und Jugendliche, die den gleichen Impuls brauchen, den man euch vor Jahren gegeben hat. Wenn es keine passende Pfadfindergruppe gibt und ihr keine aus dem Boden stampfen wollt, dann bringt euch woanders ein. Das hilft beim Kontakte knüpfen und beim Heimischwerden. Und es gibt euch Kraft für den Alltag!
Schon in ein bis zwei Jahren kann man einiges erreichen. Das zeigen zum Beispiel die Stadtpfadfinder – ein Projekt in Leipzig, das gerade dabei ist, auf andere Städte überzugreifen. Angesprochen werden Immigranten, Hauptschüler und sportliche Jugendliche auf der einen Seite, und Studenten, die Erfahrung als Pfadfinder oder Sportler haben, auf der anderen Seite.
Die erste Versprechensfeier der Stadtpfadfinder wird es gegeben haben, wenn ihr diesen haddak in den Händen haltet.
Alles begann mit einer Art Roverkundschaft eines älteren Pfadfinders, seinem stammesfernen Studienort und der Freundschaft mit einem Sportler. Gemeinsam wurde eine WG in einem sozial schwachen Viertel gegründet, in der das Gruppenleben geplant wurde. Zum Aufbau von Vertrauen und Anerkennung wurde die Pfadfinderidee um Parkour und Raffball bereichert und so von den Kindern und Jugendlichen in den »Crews« der Nachbarschaft angenommen. Besonders die Fahrt mit der Kohte ins Unbekannte vor der Stadt hat dazu beigetragen. Musische Arbeit gibt es auch – aber hier wird Hip Hop als Ventil und Artikulationsmittel genutzt. Denn trotz aller Unterschiede wurden schnell viele Gemeinsamkeiten zwischen der Jugendkultur der Stadt und der Pfadfinder deutlich.
Die erste Versprechensfeier der Stadtpfadfinder wird es gegeben haben, wenn ihr diesen haddak in den Händen haltet. Die Gründer sind inzwischen um viele Erfahrungen reicher und sportlich topfit. Wir können wahrscheinlich von dem Projekt auch eine Menge für unsere Stämme lernen. Zum Beispiel, wie sich mehr »Migrantenkinder « für unsere Gruppen gewinnen lassen oder wie sportliche Inhalte gerade Jungs motivieren und binden können.
Mitreden!