Wenn man alleine in seiner Wohnung hockt, der Regen an der Scheibe hinunterläuft und man lieber irgendwo in der Sonne läge, gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Entweder man springt sofort in den nächsten Flieger Richtung Sonne und ist im türkisfarbenen Meer, ehe man sich die Füsse am glutheißen Sand verbrennen kann, oder man findet sich ernüchtert mit der drögen Realität ab und sucht nach alternativen Wegen, um wenigstens ein bisschen Sommeratmosphäre aufkommen zu lassen. Wählt man Musik als Mittel der Realitätsflucht, nimmt sie im besten Falle der Wahrnehmung die Kanten und verpasst ihr einen leichten Wärmeschleier. Hört man nun Dota Kehr, kann man den Caipirinha praktisch schmecken.
Dota kommt aus der Berliner Straßenmusikszene, wo sie auch ihren Spitznamen –»Kleingeldprinzessin« bekam. Diese Herkunft hört man ihrem Sound und der Struktur ihrer Musik deutlich an. Sie erzählt in ihren Liedern kleine, feine Geschichten direkt aus dem Leben der meisten Mittzwanziger. »Ich finde es wichtig, dass jeder zum Thema einen Zugang finden kann«, erklärt die Künstlerin. Ob es nun flüchtige Bekanntschaften in der Straßenbahn oder verlorene Lieben sind, immer werden Gefühle ernst genommen ohne in Kitsch zu zerfließen.
Diese Vertrautheit zeigt sich auch in der intimen Atmosphäre der Konzerte. Musik ist Kommunikation und die fließt bei Dota in beide Richtungen: – Die Musik ist ja auch der Spiegel des Publikums- . Weil viele Lieder aus Alltagserlebnissen entstehen, entwickeln sie sich organisch und unaufdringlich. Sie entfalten sich fast ohne Zutun und sind nicht platt oder gezwungen. Das gefällt. So sind sie nicht verpoppt oder mit komplizierten Arrangements überladen, sondern rotieren immer eng um die leichte, klare Performance der Berliner Musikerin. Meistens braucht sie nicht mehr als ihre Gitarre, um ihr Material eindringlich zu präsentieren.
Dota begann eigene Lieder zu schreiben, als sie mit einer Freundin auf einer Reise durch Europa unterwegs war. Dass sie dazu die Gitarre wählte, hatte einen sehr praktischen Grund: – Gitarre ist das beste Instrument, das kann man immer überall hin mitnehmen und sich damit begleiten.- Zum Bossa Nova fand sie später direkt an der Quelle – in Brasilien. Im Rahmen ihres Auslandsstudiums lernte sie einige einheimische Musiker kennen, die in ihr das Bossa-Feuer entfachten. Von da an sollte sie der Bossa Nova nicht mehr loslassen. Dieser Ein- fluss zeigt sich klar in ihren Liedern, in denen sie ihn mit ihrer eigenen Liedermacherkunst verwebt. Dies führt zu einer schwingenden Mischung aus exotischen, eingängigen Rhythmen und eindringlichen Texten, die gerade für die deutsche Musikszene außergewöhnlich sind.
Ihre Musik verlegt sie aus Prinzip im Eigenverlag. »Ich hatte halt keinen Bock, mich bei irgendwelchen Labels anzubiedern« , erklärt sie. Dadurch hat sie natürlich auch eine größere schöpferische Freiheit als ihre Kollegen bei großen Musikverlagen. Zwar werden die CDs heute im Presswerk hergestellt und nicht mehr auf dem Rechner zu Hause einzeln gebrannt, aber das Selbstgemachte ist immer noch präsent. Also, hört doch mal rein, wenn ihr mal wieder etwas Sonne für die Stereoanlage braucht. Wir versprechen: Es lohnt sich.
Mehr Informationen und Hörbeispiele von Dota Kehr findet Ihr auf ihrer Homepage unter www.kleingeldprinzessin.de
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