Weg damit, Elektroschrott hat nichts im Wanderrucksack verloren. Es ist eine Unsitte geworden, mehr und mehr elektronische Tools und Gadgets mit auf Fahrt zu schleppen. Klar, ein Notfallhandy ist keine schlechte Idee, aber muss jeder Wölfling eins dabei haben? Und ist es nötig, jede noch so alltägliche Situation mit der Digiknipse festzuhalten? Kann man der Eifeler Wildnis wirklich nur mit einem GPS-Gerät trotzen? Eben.
Da lohnt sich ein Blick auf unsere Pfadfinderregeln. Nummer X.: »Ich bemühe mich, einfach und bewusst zu leben«, steht da. Einfach und bewusst. Beides wird durch Gadgets auf Fahrt unmöglich gemacht.
So kann etwa ein GPS-Gerät die Tippeltour eigentlich nur kurzfristig einfacher gestalten. Die Aufwandsersparnis, die mit automatischer Positionsbestimmung und Routenplanung einhergeht, wird von dem ganzen Drumherum wieder aufgefressen. Wer kann mit dem Ding umgehen? Und wer hat es überhaupt bezahlt? Wer trägt es und wer ist verantwortlich, wenn es kaputt geht? Sich damit rumzuschlagen strengt mehr an, als kurz mit Kompass und Karte loszulegen.
Aber das Hauptproblem ist ein ganz anderes: Hightech- Gadgets verändern die komplette Dynamik einer Fahrt. Anstatt nur Werkzeuge zu sein, werden sie zu zentralen Elementen des Fahrtenlebens. Eine coole Aktion gehabt? Nur wenn die Kamera dabei war! Einzigartige Singerunde? Kein Problem, kann mein iPhone mitschneiden. So wird versucht, aus der Selbst- und Gruppenerfahrung ein durchkalkuliertes, reproduzierbares Erlebnisprodukt zu machen. Dass jede Aktion, Singerunde und jedes Geländespiel einzigartige Erfahrungen sind, wird dabei vergessen.
»Bewusst« auf Fahrt zu gehen, bedeutet eben, den direkten Kontakt mit dem Land, der Gruppe und sich selbst zu suchen. Wer bewusst ist, befindet sich im Augenblick – ohne Zwang, das Erlebte direkt per Smartphone an die restliche Welt weiterzugeben. Und warum eigentlich? Jedes noch so tolle Foto und jede noch so lustige SMS, sind doch nichts weiter als ein krampfhafter Versuch, das flüchtige Fahrtengefühl festzuhalten. Das Ergebnis ist unweigerlich blass und eindimensional. Wer sieht sich schon regelmäßig Bilder von Fahrten an, auf denen er oder sie nicht dabei war? Und wer mit war, ist meist mit einer überschaubaren Auswahl digitaler Souvenirs bedient. Der Rest landet auf der Datenhalde.
Fahrt ist eben Abenteuer, das erlebt werden muss. Wer lieber passiv genießt, kann gleich zu Hause bleiben und die Welt per Google-Maps »entdecken«.
Mitreden!