Der DPV hat bei seiner letzten Mitgliederversammlung eine Ernährungsrichtlinie beschlossen (Ein Originalabruck findet ihr unten). Unser Bund setzt bereits viel aus diesem Manifest um; das letzte BuSiFe war fast fleischlos, dafür aber fast ausschließlich biologisch und beim Bundeslager in Montenegro landeten fast ausschließlich Nahrungsmittel aus Grahovo im Koschi. Doch was ist mit den Sippen, den Stämmen oder gar dem Bund? Müssen diese ihre Versorgung jetzt auch umstellen? Ein Kommentar.
Für einen Wölfling oder Sippling ist dieser Gedanke meist selbstverständlich. Für einen Sippenführer ist er eher befremdlich, geht man doch meist mit dem Anspruch auf Fahrt, gleich gutes oder besseres Essen zuzubereiten als es unsere eigene Führung uns vorsetzte. Manchmal gelingt das sogar. Fährt man mit dem Stamm oder dem Ring weg, so gehen schon bald die Diskussionen los: Es gibt Allergien, Intoleranzen und bewusste Essentscheidungen, die die Küchencrew regelmäßig in die Verzweiflung treiben. Man kann es leider nicht allen recht machen. Auf unseren Bundesveranstaltungen ist es ähnlich kompliziert.
Jetzt kann man sich vorstellen, dass es im DPV noch komplizierter ist, kommen hier doch zusätzlich noch die unterschiedlichen Bundestraditionen hinzu. Das dachten sich auch die alten Weisen, die nun einen Leitfaden für Essen auf der DPV-Mitgliederversamlung beschlossen haben. Was? Der DPV als Ernährungsberater? Schreibt man uns jetzt vor, wieviel Gramm Salat und Nudeln wir zu essen haben?
Hier kann man viele Ängste schüren und ein Chor gegrölter Kommentare scheint unausweichlich. Zunächst: Nur weil der DPV sich etwas wünscht, muss man das nicht mit der Sippe geschweige denn Stamm, Ring oder Bund umsetzen. Man möchte damit nur den Planern bestimmter DPV-Aktionen ein wenig helfen und sie nicht alleine im Regen stehen lassen. Inhaltlich wünscht man sich regelmäßiges Essen, dabei einmal am Tag ein warmes Essen. Das sollte nach Möglichkeit vegetarisch oder gar vegan sein. Es sollte darüber hinaus nachhaltig sein, z.B kann man überprüfen, wie nachhaltig der Fisch gefangen wurde, aber auch Produkte aus der Region kaufen und solche die in der betreffenden Jahreszeit geerntet werden.
Gibt es wohlmöglich Leser, die nun trauern: »Aber ohne Fleisch, ohne Erdbeeren im Herbst! Das geht doch nicht!« Ihr könnt gerne weiterheulen – doch bitte: Heult leise!
Ihr könnt gerne weiterheulen – doch bitte: Heult leise!
Als Pfadfinder hätten es im Grunde nicht eines solchen Beschlusses der DPV-Mitgliederversammlung bedurft, um unser Essverhalten zu überdenken. Es ist im Grunde in unseren Pfadfinderregeln längst verankert. Und aus eigener Erfahrung kann ich berichten: Man stirbt nicht, wenn man z.B. für Planungstreffen auf vermeintlich gewohnte Essstrukturen verzichtet und sich einmal im Halbjahr mal mit seiner Ernährung beschäftigt. Für die letzten Heuler: Es schmeckt sogar! Versucht es und lasst euch überraschen. Und wenn das nicht zutrifft: Man lernt ja nie aus und die Sipplinge wollen es ja sowieso viel besser machen als die Sippenführung!
Leitfaden für Essen auf DPV Planungstreffen / Mitgliederversammlungen / BundesführertreffenDie folgenden Zeilen sollen Küchenteams auf DPV-Veranstaltungen eine Richtschnur sein, welche Erwartungen an das Essen gestellt werden. Ihr als Küchenteam entscheidet aber letztendlich was auf den Tisch kommt. Die Küchencrew und ihre Aufgaben Grundsätzlich sollte die Küche nicht von den Teilnehmern gestellt werden. Die Küchencrew soll und darf aber selbstverständlich am Programm teilnehmen. Die Aufgaben der Küchencrew sind die Planung, der Einkauf, das Kochen und das Organisieren der Küche. Sie ist in keinem Fall die Putz- und Spülkolonne der Veranstaltung. Die Teilnehmer sollten z.B. beim Abräumen der Tische oder zum Spülen in die Pflicht genommen werden. Das Budget Als Budget für die Verpflegung könnt Ihr von 6 bis 8 Euro pro Tag und Teilnehmer ausgehen, je nachdem wie aufwändig und ausgewogen gekocht werden soll. Für eine Wochenendveranstaltung von Freitagabend bis Sonntagmittag wären das bis zu 15,- / 16,- Euro als Richtschnur. Auf das Mittagessen Sonntagmittag sollte man regelmäßig verzichten, da sich meist alle schnell auf die Heimreise begeben wollen. Ausnahmsweise sollte man ein Mittagessen Sonntag einplanen, wenn das die Teilnehmer der Veranstaltung wünschen bzw. miteinander verabredet haben. Essenswünsche Auf Essenwünsche, seien sie religiös, medizinisch oder auch persönlich begründet, ist Rücksicht zu nehmen und dies gilt für jede Mahlzeit. Alternativen können mit den betroffenen Personen direkt besprochen werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Teilnehmer sehr über regionaltypische Gerichte und Gewohnheiten beim Essen freuen. Sollten einmal die eigenen Ideen für Gerichte ausgehen, haben die Teilnehmer mit Sicherheit gute Vorschläge. Getränke Wir erwarten, dass es eine Auswahl an nichtalkoholischen Getränken gibt. Dies beinhaltet neben Kaffee und Tees auch Mineralwasser, Schorlen und Säfte. Eine große Auswahl z.B. von Säften ist kein Muss. Stilles Wasser sollte auf Grund der Nachhaltigkeit nicht eingekauft werden. Auf Getränke wie Cola, Fanta, Sprite oder Energiedrinks ist zu verzichten. Alkoholische Getränke werden nicht kostenlos zu Verfügung gestellt. Die Kosten übernehmen die konsumierenden Teilnehmer, Tschai/Chai ist hiervon ausgenommen. Bei der Frage, ob es überhaupt offiziell Alkohol gibt, liegt die Entscheidung beim Veranstalter. Selbstverständlich darf Alkohol zum Kochen gekauft werden. Frühstück Unter einem Frühstück verstehen wir eine Auswahl von Brot/Brötchen, Käse, Weichkäse, Marmelade, Schokoaufstrich, Gemüse (z.B. Tomate, Gurke), Obst und Müsli/Cornflakes. Für Wurst gilt: Lieber Klasse statt Masse, und sie muss auch nur optional gestellt werden. Mittag- und Abendessen Wir gehen von einer warmen Mahlzeit am Tag aus, in der Regel sollte diese das Abendessen sein. Die andere Mahlzeit kann eine Brotzeit, ein Lunchpaket oder eine dem Programm angepasste Alternative sein. Hier gilt ebenfalls: Auf Fleischprodukte sollte lieber verzichtet werden, wenn z.B. aufgrund des Budgets nur zu billigem Fleisch gegriffen werden kann. Vegetarische und vegane Hauptmahlzeiten sind erwünscht. Nachhaltigkeit Versucht bei eurer Essensplanung auf regionale und saisonale Lebensmittel zu achten. Auf Fleischprodukte, deren Qualität nicht gesichert oder zertifiziert ist, sollte verzichtet werden. Für überfischte oder schädlich gefangene Fischarten gilt das gleiche (als Hilfe auf Seite 5: https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/fischratgeber-rezepte-juni- 2014.pdf). Obst und Gemüse kann man oft sehr gut beim Bauer um die Ecke kaufen. Bio- Kartoffeln aus Afrika und Erdbeeren im Winter sind nicht nachhaltig! |
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Wenn man bedenkt, dass die gesamte Fleisch- und Milchindustrie klimaschädlicher ist als sämtliche Petro-Konzerne zusammen, wird klar, dass weniger Fleischkonsum dringend notwendig ist. Daher Danke für eine Diskussion in die (auf Zeit) fleischlose Richtung. ;-)
Jetzt weiß ich aber leider nicht, ob meine weiteren Gedanken – als Vater – hier angebracht sind, oder ob es bei diesem Artikel / Kommentar explizit im die Ernährung anderer Erwachsener geht. Denn so wichtig der Schub in Richtung weniger Fleischkonsum ist, befürchte ich gleichzeitig, dass gerade eine Art „Überschwingen“ in die andere Richtung stattfindet. Es spricht IMHO gar nichts gegen eine vegetarische Ernährung, aber dass in letzter Zeit ‚vegan‘ als das ‚bessere vegetarisch‘ suggeriert wird, finde ich bedenklich. „Erwachsenen-Vegan“ bedeutet, 1:1 bei Kindern umgesetzt, in erster Linie Mangelernährung. Das wird sicherlich nicht passieren, wenn man mal eine Fahrt oder ein Lager lang vegan futtert. Ich finde es auch nicht tragisch, wenn meine Kinder (zumindest eins davon) mit dem Wunsch nach mehr vegetarischen Gerichten von der Fahrt zurück kommt. Frischer Wind „auf dem Tisch“ ist zu Hause immer gut und wird von uns genutzt, um die Kids diese Gerichte auch direkt selbst (mit)kochen zu lassen. Aber vegan & Kinder ist etwas, das ich für sehr bedenklich halte. Nicht, dass es bei entsprechender Vorsorge, Planung und Wissen (nicht Glauben!) nicht machbar wäre – aber eben sehr aufwändig und unter engmaschiger Kontrolle, ob nicht doch kritische, supplementierte Nährstoffe fehlen.
In diesem Sinne werde ich nicht Weiterheulen (wobei ich diesen Ausdruck bzgl. berechtigter Kritik durchaus anmaßend & abwertend empfinde!) sondern weiter mitreden, aber sicherlich auch nicht immer ganz leise. ;-) Denn manchmal sollte die eigene (Ernährungs-) Ideologie hinter dem Kindeswohl zurückstehen.
Just my 2 cents & be prepared,
Pooky
PS: Infos findet der/die Interessierte mit Hilfe der Suchfunktion unter https://www.kinderaerzte-im-netz.de/