»Komm mit ins Bundesfahrtenplanungsteam«, haben sie gesagt, »das wird Spaß machen!«, haben sie gesagt. Recht hatten sie.
Einblicke in ein verrücktes Team und die Planung der Bundesfahrt nach Norditalien mit den meisten Teilnehmenden jemals. Ich traute mir das eigentlich nicht so wirklich zu und fragte mich, ob die anderen wohl wussten, worauf sie sich da eingelassen hatten. Ob sie sich bewusst waren, dass sie sich intensiver mit Dixis und Pinkelmöglichkeiten auseinandersetzen werden müssen, als man das eigentlich so will. Oder dass man sich die Ohren blutig telefonieren würde, um genug Leute für die verschiedenen Programmpunkte zu finden. Dass man die Hassfigur der Fahrt sein würde, wenn man irgendwelchen Personen ewig hinterherläuft, damit sie ihre Dienste anständig erledigen. Ob den anderen wohl klar war, dass auf so einer Planungsteam-Vorfahrt eine nicht zu stoppende Dynamik des Witzereißens entstehen würde, wir als Team zusammen und alle für sich an unseren Aufgaben wachsen würden oder, wie sich der Moment in der Abschlussrunde anfühlt, wenn der ganze Bund für einen applaudiert. Vermutlich wusste das niemand von uns. Doch wir ließen uns trotzdem darauf ein. Glücklicherweise.
Doch wie fing das alles eigentlich an? Und mit wem? Mit Resi, die sich vorstellen konnte, eine Bundesfahrt zu leiten. Schnell hatte sie Anna überredet, mit ihr die Fahrtenleitung zu übernehmen und auf dem Bundesthing stellten sie Norditalien als Bundesfahrtenziel vor, das dann auch gewählt wurde. Daraufhin ging für beide, zwei Jahre vor der Bundesfahrt, das große Telefonieren und Netzwerken los:
Lina Franke und Florian Weiler traf nach Anrufen von Anna die Erkenntnis, dass sie Gas-Wasser-Scheiße-Beauftragte sein wollten (Wer will das nicht?). Lara, Jens, Manu und Thea wurden als Programmteam mit ins Boot geholt, Martina konnte sich vorstellen, die Anfahrt zu managen, Thorsten erklärte sich bereit, den undankbaren Job der Finanzen zu erledigen, und mit fender und mir war das Team um zwei Köpfe bereichert, die sich um Kreatives und witzige Gadgets
kümmern. Planungsteam zusammenstellen: Check!
Nächster Schritt, anderthalb Jahre vor der Bundesfahrt: Kennenlernen, Pizza essen, Aufgaben und deren Verteilung sichten. Anderthalb Jahre vorher kommt einem diese Bundesfahrt, von der immer alle reden, unheimlich abstrakt und weit weg vor. Diesem Gefühl wurde durch die erste Vorfahrt entgegengewirkt: zwei Mietwagen, Walkie-Talkies, viel Spökes im Kopf und wunderbarste norditalienische Landschaft. Potenzielle Lagerplätze wurden ausgecheckt, wir standen auf weiten grünen Flächen, überlegten, ob hier 500 Leute zusammenkommen könnten, und wägten verschiedene Kriterien und Optionen ab. Noch vor dem Frühstück und nach jedem Abendessen schmiedeten die verschiedenen Teams Pläne und tauschten sich über Gedanken aus, die sich unter der italienischen Sonne in unser aller Köpfe sammelten. Teambuilding: Check! Enthusiasmus und Motivation wecken: Check!
Angefixt von den wunderschönen Eindrücken und dem Vorgeschmack, den wir in den paar Tagen vor Ort bekommen haben, begann daraufhin die tatsächliche Planung: Welches Material brauchen wir? Woher bekommen wir Dixis? Wie soll der Programmplan aussehen? Wie kriegen wir 1000 FRIAUL- Sticker möglichst schnell an jede silberne Fahrtentasse im Bund? Und vor allem: Wir benötigen noch immer einen passenden Lagerplatz!
Ein halbes Jahr später: Lagerplatz ist gefunden, die verschiedenen Ressorts in ihrer Planung ein gutes Stück vorangekommen. Die Telefonate und Treffen waren noch relativ entspannt. Und dann begann die Anmeldephase. Nach 300 Anmeldungen wurden Sektflaschen-Emojis in die TRAMONTI-Whatsappgruppe geschickt, bei 500 schrieb Anna mit einem zwinkernden Smiley, dass das ja genau die perfekte Anzahl an Leuten für den Platz sei. Als die 650-Grenze erreicht wurde, waren wir uns einig, dass das ja schon eine ganze Menge Leute sei und es auch so langsam reichen würde. Als die 700-Personen- Marke geknackt wurde, waren alle zwischen Fassungslosigkeit, Freude und Angst hin-und hergerissen. Den gesamten Bund mobilisieren, auf Bundesfahrt mitzufahren: Check!
Einen Monat vor der Bundesfahrt: Die Tage sind gezählt, die Nervosität wächst. Weniger Witze reißen, mehr konkrete Planung, Problemlösung, Sachen, die vergessen wurden. Wir telefonieren oder mailen quasi täglich. Bundesfahrt: Eine fantastische Zeit genießen und nebenbei dafür sorgen, dass alles rund läuft: Check!
Letzter Tag der Bundesfahrt: Wir stehen im Abschlusskreis, es wird applaudiert. Wir grinsen einander zu und sehen in stolze, erschöpfte, glückliche Gesichter. Sind die letzten fünf Tage wirklich passiert? Sind die letzten anderthalb Jahre Planung nun wirklich in diesem grandiosen Lager gegipfelt, ist die Zeit des exzessiven Organisierens nun vorbei?
Scheint so, doch bis das Wissen wirklich verinnerlicht ist, sind wir alle schon auf der Rückfahrt eingeschlafen.
Mitreden!