Typisches Lagergefühl in der Küche: An einem Tag fressen sie einem die Haare vom Kopf und am nächsten hat man Tonnen von Essen übrig. Aber wohin damit, wenn am Ende des Lagers noch kistenweise Verpflegung übrig ist?
Altbekannte Methode: Einfach raus stellen, wird schon jemand mitnehmen. Aber irgendwie bleibt ja dann doch immer noch was übrig. Und wenn wir mal ehrlich sind landet die Hälfte des mitgenommenen Essens ja dann doch nicht ordentlich in Mamas Kühlschrank, sondern wird wahlweise im Auto/Bus vergessen, auf dem Lagerplatz liegen gelassen oder nach einer Woche verschimmelt aus dem Rucksack gezogen. Also irgendwie muss es da ja doch eine bessere Lösung geben.
Das dachten wir uns auch nach unserem Jubiläum, zu dem dann doch irgendwie nicht so viele Leute kamen wie gedacht. Wir sind schließlich auf die Idee gekommen, einfach mal bei der Tafel anzurufen.
Ein sehr freundlicher junger Herr erklärte mir dann am Telefon, dass ich gerne alles in seinem Büro im Obdachlosenheim abgeben könne. Gesagt, getan alles ins Auto gepackt, abgegeben und fertig: Wunderbar unkompliziert. Essen los geworden, inklusive dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.
Essen los geworden, inklusive dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.
Später wollte ich nochmal wissen, was genau mit dem Essen passiert. So klingelte ich also am Obdachlosenheim, um festzustellen, dass von der Tafel leider niemand anwesend war. Und wie es sich so ergab, saß ich zwei Minuten später, nach einem kurzen »die ham’s nicht so mit Pünktlichkeit aber kommse rein, wir fressen se schon nicht auf« mit fünf Obdachlosen, die gerade ihr Whiskey-Cola-, Bier-, Tabak- und Nudelauflauffrühstück zu sich nahmen, im Garten.
Eine Dreiviertelstunde später war von einem Mitarbeiter der Tafel zwar immer noch weit und breit nichts zu sehen, aber ich hatte definitiv viel Stoff zum Nachdenken bekommen. Denn die Zusammenlegung des Büros einer Tafel (zu dem man das Essen bringt) mit einem Obdachlosenheim grenzt schon an Ironie, wenn die Bewohner am Ende nahezu nichts davon zu Gesicht bekommen, geschweige denn es essen dürfen.
Der Schilderung des freundlichen Herrn nach, kommt zum Obdachlosenheim nämlich nur das zurück, was die Tafel nicht will. Also alles was abgelaufen oder angebrochen ist.
Ich verließ das Trüppchen mit gemischten Gefühlen. Ehrlich gesagt hätte ich am liebsten erst mal ein ordentliches Frühstück gekauft, um damit zurückzufahren.
Doch was ist nun genau die Tafel: »Die Tafel sammelt überzählige oder überproduzierte Lebensmittel zur unentgeltlichen Weitergabe an Bedürftige«.
Die Tafel nimmt nur originalverpackte Lebensmittel an, davon aber so ziemlich alles und ist auf Spenden angewiesen.
Ich persönlich halte die Tafel für eine sehr sinnvolle Institution und werde auch weiterhin die Führerrunde unseres Stammes dazu motivieren, überzähliges Essen dort abzugeben.
Ich persönlich halte die Tafel für eine sehr sinnvolle Institution und werde auch weiterhin die Führerrunde unseres Stammes dazu motivieren, überzähliges Essen dort abzugeben. Allerdings werde ich dabei in Zukunft auch etwas fürs Obdachlosenheim abpacken und direkt dort abgeben. Dieses nimmt übrigens auch sehr gerne Dinge, die nicht originalverpackt sind, wie zum Beispiel Brötchen.
Aber ganz egal, womit man sich jetzt wohler fühlt oder wo man das Essen letztendlich abgibt, fest steht: Es erreicht jemanden, dem es hilft und es landet nicht in der Tonne und das ist ja nun einmal die Hauptsache.
Mitreden!