Ich sitze im Flugzeug und bin tierisch aufgeregt. Was habe ich mir dabei nur gedacht? Klar, man will die Welt entdecken, aber jetzt, wo es ernst wird fühlt es sich doch komisch an, alles zurück zu lassen. Ein halbes Jahr als Au-pair auf Guernsey, so ist der Plan. Jetzt gibt es sowieso kein Zurück mehr. Der Flughafen Guernsey ist winzig und mir fällt sofort auf, dass überall Teppichboden liegt. Sogar auf der Toilette! Sehr hygienisch.

Von meiner Gastmutter werde ich am Flughafen abgeholt und zu Hause in ihrer kleinen Küche hat sie ein Abendessen für uns vorbereitet. Ob es am ersten Glas Wein liegt oder an der Neugierde und Offenheit der Gastmutter – Ich fühle mich direkt wohl hier. Ich glaube, England ist genau mein Ding.
Die Insel lerne ich schnell kennen, sie ist nicht sehr groß und die meisten Dinge lassen sich zu Fuß erledigen. Auch mit dem Bus kann man sich fortbewegen und in ein paar Stunden hat man die kleine Kanalinsel komplett umrundet. Dabei kann man die tollen Plätze an den wunderschönen und sehr unterschiedlichen Stränden erkunden. Alles hier scheint ein Blumenmuster zu haben, feiern geht man im einzigen Club der Insel und auch hier gibt’s den obligatorischen Teppichboden überall!
Ich erkunde die vielen kleinen Gassen der Innenstadt, lerne andere Au-pairs und auch viele Einheimische kennen. Den besten Abend haben wir bei einem von ihnen zuhause: eine Villa mit Pool, Blick auf‘s Meer und ein Kühlschrank, aus dem wir uns nach Herzenslust bedienen dürfen.
Als Pfadfinderin bin ich unendlich angetan von den Menschen, die ich hier treffe. Ich laufe oft etwas planlos durch die Gegend, starre fassungslos das Selbstscan-Kassensystem im Supermarkt an oder suche mal wieder eine Bushaltestelle (die scheinen sich hier durch ein unsichtbares Magnetfeld orten zu lassen, das ich aber einfach nicht spüre). Doch immer findet sich jemand, der mir helfen möchte – und das ohne, dass ich fragen musste, wie etwas funktioniert oder wo etwas ist. Mit engelsgleicher Geduld wird mir erklärt, wo der Bus fährt, wie ich die Lebensmittel bezahlen kann und dass die Punkte, die man hier für den Einkauf sammeln kann, tatsächlich etwas bringen. Diese Offenheit und Leichtigkeit habe ich versucht, mit nach Deutschland zu nehmen. Wenn ein Reisender auf der Suche nach dem richtigen Gleis am Kölner Hauptbahnhof unterwegs ist, braucht er oder sie vielleicht auch nur jemanden, der sich ein Herz fasst und ihm weiterhilft. Und der Ersti an der Uni kann ja auch nicht wissen, wo der Hörsaal ist, den du selber auch erst nach vielen Treppen auf und ab gefunden hast. Einige Jahre später nun soll die Sommerfahrt unseres Stammes nach Irland gehen. Okay, das ist nicht England, aber immerhin ganz in der Nähe! Nicht nur dank meiner Erfahrungen mit dem guernseyschen Inselgemüt, sondern auch dank nützlicher Kontakte anderer aus dem Stamm, wurde die Sommerfahrt ein voller Erfolg. Die Zeit auf Guernsey möchte ich deshalb auf keinen Fall missen.
Mitreden!