Letzten Sommer hat es unseren Stamm in den Norden gezogen. Genauer gesagt begaben wir uns auf ein fünftägiges Abenteuer auf dem Ijsselmeer. Das folgende Interview soll allen Interessierten einen Einblick in die Planung eines Segeltörns gewähren. Vielleicht fühlt ihr euch für die nächste Großfahrt inspiriert!
Richard, wie kamst du denn auf die Idee für eine Segelfahrt und was hast du vorab davon erwartet?
Unser Stamm hatte bereits im Jahr 2010 den Traum, eine Woche mit dem gesamten Stamm auf einem Schiff zu verbringen, in die Tat umgesetzt. Von den damaligen Teilnehmern mischen nur noch wenige im aktiven Geschehen des Stammes mit, deshalb kam der Wunsch aus unserer Führerrunde, eine Neuauflage einer Segelfahrt zu veranstalten. Die Erwartungen waren natürlich hoch und vor unserem inneren Auge hissten wir schon die Segel und schlenderten über holländische Nordseestrände.
Mir waren letztlich zwei Sachen wichtig: Mit allen Schwarzen Löwen aktiv mitzusegeln und sich nicht durch die Gegend fahren zu lassen und idyllische Inseln zu erkunden.
Wie sehr wird man denn als Mitreisender in den Segelprozess eingebunden?
Zunächst gibt es da Routineaufgaben, wie z.B. die Hilfe beim Ab- bzw. Anlegen. Die Handgriffe werden einem zu Beginn erklärt und dann wird man auch regelmäßig damit beauftragt. Während der Fahrt auf See wird man aber von Zeit zu Zeit gebraucht, wenn beispielsweise eine Wende ansteht. Darüber hinaus hängt aber sehr viel vom eigenen Engagement und der Beziehung zu seiner Crew ab. Zeigt man Interesse und stellt Fragen, so kann einem sehr viel mehr gezeigt und erklärt werden.
Du sprachst gerade von der Crew. Welche Leute sind denn da noch auf dem Schiff?
Unseren Segeltörn haben wir zusammen mit unserem Skipper Vincent und der Matrosin Dorette verbracht. Beide waren sehr erfahren im Umgang mit unserem Schiff Mare Marike und konnten uns das Segeln etwas näherbringen. Für viele Aufgaben an Deck brauchten Sie auch unseren Einsatz, da es zu zweit gar nicht möglich ist, das Schiff zu segeln. Wir waren auch im ständigen Austausch mit der Crew über die Wetterlage und die möglichen Routen, die sich aufgrund der Winde ergeben haben. Grundsätzlich waren die beiden sehr zuvorkommend und hatten Freude daran zu beobachten, wie sich einige von uns für das Schiff und das Segeln interessiert haben.
Was geschieht denn den restlichen Tag über?
Bei uns war an dieser Stelle viel Zeit zur Selbstbeschäftigung. Es wurde gelesen, gezeichnet und Musik gemacht. Es wäre allerdings auch vorstellbar, in dieser Zeit Programm wie beispielsweise AGs oder Diskussionskreise anzubieten. Dabei muss man sich aber gut mit dem Skipper absprechen, da jederzeit Hilfe gebraucht werden könnte. Außerdem kamen wir jeden Abend in einem anderen Hafen an, weshalb die Besichtigung kleiner Hafenstädte auch auf dem täglichen Programm stand.
Anders als gewöhnlich gestaltet sich wahrscheinlich auch das Kochen auf dem Schiff. Wie regelt man das denn?
Prinzipiell bietet sich durch das tägliche Anlegen so gut wie immer die Möglichkeit einkaufen zu gehen. Außerdem besaß unser Schiff eine voll ausgestattete Küche – ganz anders als auf einem gewöhnlichen Hajk. Unsere Crew hatte übrigens eine eigene Küche, was uns weniger Zeit mit den beiden, aber mehr Intimität im Stamm brachte. Es ist nämlich durchaus üblich, dass man für die Crew mit kocht.
Wer jetzt Lust bekommen hat, wird sich nun sicher fragen: Wo finde ich denn überhaupt geeignete Skipper mit Schiff?
Für uns hat sich die Suche im Internet angeboten. Dazu nutzten wir die Seite Aquatours, auf der viele Skipper ihre Schiffe zur Buchung anbieten.
Wie weit im Voraus sollte man denn mit der Planung einer Segelfahrt beginnen?
Als Verantwortlicher sollte man sich natürlich frühzeitig um ein geeignetes Schiff kümmern. In unserem Fall haben wir dieses knapp vier Monate vor Beginn unserer Sommerfahrt gebucht. Länger sollte man nicht warten, da die Schiffe sonst schnell ausgebucht sein könnten.
Wie unterscheidet sich so ein Segeltörn eigentlich finanziell von einer „normalen“ Großfahrt?
Natürlich fallen bei einer solchen Fahrt andere Kosten an als üblich. Unser Segeltörn hat beispielsweise für fünf Tage und 32 Teilnehmer 5.200 Euro gekostet, was in der Planung berücksichtigt werden sollte. An dieser Stelle ist es besonders wichtig, frühzeitig mit einer fixen Anzahl an Teilnehmern rechnen zu können, damit das Schiff nicht „unterbesetzt“ ist, aber auch genug Plätze bietet, damit jeder, der möchte, mitfahren kann. Aus diesem Grund sollte man früher als gewöhnlich Einladungen und verbindliche Anmeldungen rausschicken.
Und nach den fünf Tagen Segeln, ging es dann wieder zurück nach München?
Nein, fünf Tage wären sicher zu kurz gewesen für die größte Fahrt im Jahr. Danach haben unsere Sippen noch mit dem Fahrrad Holland erkundet. Landschaftlich gab es da so einiges zu entdecken, von malerischen Dünen bis Frachthäfen in Rotterdam. Jedoch gestaltete sich die Lagerplatzsuche zum Teil etwas schwierig, da Holland recht dicht besiedelt ist.
Vielen Dank, Richard, für das umfängliche Teilen deiner Erfahrungen!
Wem würdest du abschließend einen solchen Segeltörn empfehlen?
Für alle Abenteurer, die sich gerne den ganzen Tag mit Wasser im Gesicht in Schieflage befinden würden, ist dies wohl leider nichts. Zu entspannt lebt es sich dazu auf dem Schiff im ruhigen Ijsselmeer. Wer mehr Action sucht, sollte eher auf einem richtigen Meer segeln und eine windige Jahreszeit wählen. Stämme, die aber einfach gerne einmal etwas Neues ausprobieren wollen, sollten sich die Segelfahrt auf jeden Fall noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Mitreden!