Es ist Freitagnachmittag. Der Transit ist fertig gepackt, die Fahrtentruppe komplett. Wir wollen uns auf den Weg zum BuSiFe nach Reinstorf machen. Unsere kleine Runde besteht aus einer noch im Aufbau befindlichen Roverrunde des Stammes Wikinger – und Francesco. Auch er trägt eine Kluft und ein Halstuch. Aber so ganz anders, als wir das von hier kennen. Das Hemd ist blau, das Halstuch gestreift. Und er spricht kein Wort Deutsch…naja, wenn man mal über »Hallo« und »Guten Tag« hinwegsieht.
Francesco ist ein italienischer Pfadfinder, den Chris in der Uni kennen gelernt hat. Als wir beschlossen, auf das BuSiFe zu fahren, kam spontan die Frage auf, ob er nicht auch mit möchte. Er war von der Idee begeistert.
Im Nachhinein stell ich mir die Frage: Wie sieht er uns eigentlich? Wie wirken wir als »deutsche Pfadfinder« auf einen Italiener? Gibt es gravierende Unterschiede? Oder aber viele Übereinstimmungen? Dies und noch ein bisschen mehr habe ich Francesco mal gefragt, als ich ihn das letzte Mal in Bonn traf.
Francesco, wie hat Dir das Wochenende gefallen?
Als Chris mich gefragt hat, ob ich mitfahren möchte war ich sehr neugierig. Ich bin Pfadfinder, seit ich acht Jahre alt bin, schon meine Eltern waren Pfadfinder und haben mich damals »mitgenommen«. In Italien war ich allerdings schon länger sehr lustlos, ich konnte dem Pfadfinder-Dasein nichts mehr abgewinnen. Umso gespannter war ich, wie es hier in Deutschland sein würde. Und es hat mir sehr gut gefallen! Es war schön, so viele unterschiedliche Pfadfinder aus ganz Deutschland an einem Platz zu sehen, wie sie gemeinsam arbeiteten, spielten und Spaß hatten.
Was, würdest Du sagen, unterscheidet uns von italienischen Pfadfindern?
Eure Zelte sind ganz anders als unsere. Wir haben kleine »Kanadier«. Und auch die Organisation eines solchen Wochenendes ist eine ganz andere. In Italien trifft man sich in so großem Rahmen nur mit einer Altersgruppe, also entweder Wölflinge (die auch hier so heißen), Pfadfinder oder Ältere.
Auch die Zeitaufteilung ist sehr entspannt. In Italien gibt es nicht so viel Freizeit zwischendurch, es ist alles sehr strukturiert und durchgeplant.
Gibt es Gemeinsamkeiten?
Auf jeden Fall! Diese Art zu Leben und mit anderen zusammen mit vielen Leuten ein solches Lager zu gestalten ist nicht nur in Deutschland so. Auch in Italien ist es genau die gleiche Art und Weise. Und ich glaube, dass ist nicht nur hier so. Dieses Gefühl findet man bestimmt überall, bei allen Pfadfindern. Es ist eine Art Verständnis füreinander, was man nur hier kennt und erlebt. Und das gefällt mir sehr gut!
Gab es etwas, was Dir vielleicht nicht so gefallen hat?
Nicht gefallen kann man so nicht sagen. Für mich war es befremdlich, dass man so viel Freizeit hat. Es gab kein organisiertes Programm (An dieser Stelle habe ich ihn dann über das Besondere am BuSiFe aufgeklärt, nämlich dass es tatsächlich nur um den Singewettstreit geht.).
Und was bei uns auch anders ist, was mir dann hier auch nicht so gut gefallen hat, ist, dass die Kinder abends zu einer bestimmten Uhrzeit ins Bett geschickt werden und die anderen noch weiter am Lagerfeuer singen und feiern. Das finde ich sehr schade.
Für Francesco war es eine tolle Erfahrung, bei der er nicht nur viele neue und vor allem nette Leute kennen gelernt hat, sondern vor allem wieder Spaß am Pfadfinder sein entdeckt hat. In Italien war er kurz davor aufzuhören, fühlte sich nicht mehr richtig als Pfadfinder. Die Erfahrung an diesem Wochenende hat ihm gezeigt, warum er eigentlich Pfadfinder ist, und was er daran so toll findet, nämlich die Tatsache, dass man sich überall auf die gleiche Art und Weise versteht und verständigt und immer Leute trifft, die man auf Anhieb mag. So war es auch für ihn. Es war ganz egal, dass wir deutsche Pfadfinder sind, für ihn war es eine Art Familie.
Mitreden!