Ich persönlich freue mich immer über jede gute Singerunde, je mehr Leute, desto besser. Deshalb habe ich auch auf jedem großen Lager die Erwartung, eine große Singerunde zu erleben. Gerade bei uns, der wir uns einen sehr musikalischen Bund nennen. Vor allem beim BuSiFe habe ich mich gefreut, nach dem stundenlangen Herumsitzen und Zuhören, auch selber ein paar Lieder schmettern zu können. Doch irgendwie scheint irgendwas in der Dynamik des Bundes defekt zu sein.
Anfangs scheint so eine Singerunde eher aus einem großen Chaos zu bestehen.
Anfangs scheint so eine Singerunde eher aus einem großen Chaos zu bestehen. Zu dieser Zeit sind die meisten Menschen gleichzeitig in der Jurtenburg. Man freut sich über die ganzen Leute, die man tagsüber auf dem großen Lager verloren hat, kann unterbrochene Gespräche fortführen. Wenn ich hinein komme, bietet sich mir folgendes Bild: Die einen sitzen und unterhalten sich, die anderen machen das gleiche, nur stehend. Vereinzelt hört man Gitarren spielen, einige wenige singen.
Nach einer gewissen Zeit werden die Sänger andere und lauter. Das motiviert dann doch noch ein paar Redende und den Rest der momentan Sardegna-Singenden, auch einzustimmen. Leider löst sich dieser laute Kreis meistens schon nach 5-10 Liedern wieder auf, weil sich die Musiker anderen Aktivitäten am anderen Ende des Lagerplatzes zuwenden wollen.
Dieser, aus meiner Sicht, unbefriedigende Ablauf eines typischen Abends im Bund hat mich auf die Idee gebracht, meinen Unmut im haddak offen zu legen und vielleicht eine Diskussion anzuregen. Natürlich ist es nicht meine Absicht, dass der Bund zu etwas gedrängt wird, was er nicht ist, doch denke ich, dass ein Gedankenaustausch sich nicht negativ auswirken würde.
Es gibt in den verschiedenen Gruppen unseres Bundes zweifelsohne unterschiedliche Ansichten, wie eine Singerunde/Abendgesellschaft erfolgreich verlaufen sollte. Manche kennen das Singen am Abend gar nicht, bei anderen gibt es eventuell sogar absolutes Redeverbot während eines Liedes. Bei manchen spielt der Stammesgitarrenspieler die Lieder vor, während andere auf ein vielfältiges Stammesorchester zurückgreifen können. Hierorts werden den ganzen Abend lang ruhige Nordlieder gesungen, während andernorts heiße Südländerbeats geheizt werden und dortorts eventuell sogar versucht wird, gezielte Liedübergange hinzubekommen. Offene Kritiken von Stämmen anderen Gruppierungen gegenüber sind überall zu hören. Teils werden die standardmäßigen, üblichen, einfallslosen „In dem Kerker“-Lieder kritisiert, teils, dass gewisse Gitarrenspieler zwar gut sind, aber beim Anstimmen keinen einzigen Ton treffen und es deshalb überhaupt keinen Spaß machen würde.
Ich stelle mir die Frage, ob man einen gemeinsamen Klang finden kann.
Ich stelle mir die Frage, ob man einen gemeinsamen Klang finden kann. Muss man das überhaupt? Kann man sich einig werden? Ich denke, mit ein bisschen Konversation auch während den Singerunden kann man mit dem Bund bestimmt einen guten Abend hinbekommen. Es müsste viel mehr Leute geben, die sich einfach mal eine Gitarre und ein Liederbuch schnappen und einfach drauf los singen. Es wäre lohnenswert, einen guten Stilkonsens zu finden, sodass man zum Beispiel für die Jüngeren mit den ihnen bekannten Liedern anfangen kann, um die Stimmung nach oben zu treiben, um Mitternacht eventuell bei den schnellen Liedern ankommt, vielleicht über Russland in die langsameren Lieder übergeht und so die Singerunde abebben lässt. Singerunden machen in unserer bündischen Kultur einen wichtigen Teil aus, deshalb sollten sie es auch in unserem Bund tun. Er könnte sich meiner Meinung nach durch eine gemeinsame Bundessingerunde eine stärkere Identität schaffen, er könnte mehr zusammenwachsen, die Fahrten und Abende lohnenswerter machen.
Diese Identität würde es schaffen, dass ich mir während einer Singerunde keine Gedanken über einen doch nicht so kritisierenden –wenn auch schon entschärften- Artikel mache. Das wäre ein echter Fortschritt.
Mitreden!