Mit T.J. Crapper begann der moderne Rückschritt in Sachen Notdurft. Crapper erfand nämlich die Form der Innentoilette wie wir sie heute in unseren Badezimmern kennen. Es ist seither einfacher, bequemer und hygienischer sich morgens, mittags oder auch abends, je nach Gewohnheit zu erleichtern. Im großen Stil versteht sich.
Wie uns allen auf Fahrt aufgefallen sein sollte, steht im Wald typischerweise keine solche Innentoilette, was sich ja bereits aus dem Namen ergibt. Naheliegend ist damit auch, dass wir auf diesen Luxus von Komfort und Hygiene verzichten müssen, wenn wir uns in den Wald zurückziehen um zu kacken. Entschuldigt bitte die Ausdrucksweise, aber ähnlich wie die Autorin will ich mich nicht lange mit beschönigenden Umschreibungen aufhalten und die Dinge beim Namen nennen.
Wo war ich stehen geblieben? Genau. Nicht selten stellt man sich dabei an wie ein tapsiger Einjähriger. Nebst den peinlichen Schweinereien zu denen es hier wahrscheinlich öfter kommt als man denkt, kann der Schiss im Wald gefährlich gesundheitsgefährdend sein. Man erlebt es ja öfter, dass man noch im Morgengrauen den Ruf des Nötigen verspürt und es einem mitsamt dem frisch gebrühten Kaffee in den Wald zieht um zu stuhlen. Wie oft seid Ihr da schon über Klopapierreste andere gestolpert? Beziehungsweise über andere »Rückstände«. Das kann einem schon mal den Ausblick ruinieren. Wie ich nun erfahren habe, handelt es sich nicht nur um ein optisches Ärgernis sondern tatsächlich auch um eine ökologische Leichtsinnigkeit.
Grauenhafte wochenlangen Dünnschiss erregende Bakterien können auf diese Art ins Wasser gelangen, Menschen und Tiere infizieren. Meyer berichtet aus der eigenen Erfahrung ihrer amerikanischen Heimat. Noch Ende der siebziger Jahre empfahlen amerikanische Reiseführer direkt aus den wilden Flüssen der Wildnis zu trinken. Dies sollte ein atemberaubendes Erlebnis sein. Heutzutage ist es aber nur noch ein belastendes Erlebnis. Besonders für Magen und Darm. Was dagegen hilft? Ein Loch buddeln. Klingt jetzt sehr banal und einfach, ist aber eine richtige Wissenschaft. Selbst ein vergrabenes Häufchen liegt wohl noch bis zu einem Jahr herum. Damit dieser Vorgang beschleunigt und ein hygienisch unbedenklicher Abbau gewährleistet werden kann, gilt es das ein oder andere zu beachten. Kathleen Meyer kennt sich aus und gibt Tipps zu verschiedenen Terrains, Werkzeugen, Jahreszeiten, und mehr.
Ein Thema ist auch das Klopapier. Es geht auch ohne. Auch hier finden wir einige Tipps zu verschiedenen Methoden oder einen Ratgeber welche Blätter besonders geeignet sind. Es ist wirklich angenehmer als es sich anhört.
Wie auch immer, Kathleen Meyer hat einen witzigen aber auch informativen Ratgeber rund um das erleichtern im Freien zusammengetragen, der auf den ersten Blickt seltsam und vielleicht auch lächerlich erscheint. Inhaltlich ist aber ein Blick empfehlenswert. Ein Thema bei dem man in der Natur vielleicht mit mehr Bedacht handeln sollte? Auf jeden Fall! Wer nicht mehr weiss warum wir mit dem Spaten in den Wald ziehen sollte sein Wissen rund um den Donnerbalken unbedingt auffrischen! »How to shit in the Woods« wäre eine mögliche Quelle. Kurz gesagt: Eine empfehlenswerte Klolektüre!
Kathleen Meyer: How to shit in the Woods (Wie man im Wald sch…).
Conrad Stein Verlag.
Outdoor Handbuch Band 103.
ISBN 978-3-86686-103-9. 7,90€
Mitreden!