»Ich stehe noch eine Weile auf der Gangway: auf der einen Seite Shanghai, auf der anderen Berlin. In weniger als 18 Stunden werden wir eine Strecke zurücklegen, für die wir fast sieben Monate gebraucht haben.«
Sieben Monate voller Abenteuer, spannender Entdeckungen, großer Herausforderungen, Rückschläge und unvergesslicher Momente. Paul und Hansen Hoepner starten an ihrem 30. Geburtstag die Tour ihres Lebens. Ein Jahr Vorbereitung liegt hinter und 13600 km vor ihnen.
»Heute sind wir früh aufgebrochen, um endlich wieder ein bisschen mehr Tempo in unsere Tour zu bringen. Selbst wenn wir jetzt in Kasachstan mehr Zeit haben, wollen wir weiter um die 120 km am Tag fahren.«
Ihre Reise erzählen die zwei jungen Männer immer abwechselnd in Form eines Tagebuches. Jedes weitere Kapitel ihrer Tour zieht einen als Leser mehr und mehr hinein. Hinein ins Abenteuer; das eigene Fernweh wird auf’s Maßlose gereizt.
»Ich komme mir vor wie ein Zirkustier. Teilweise kommen die Zuschauer so dicht an uns heran, dass ich ihren Atem im Nacken spüren kann. Es macht mich aggressiv. Wie kann man so distanzlos sein? Keiner von ihnen hat unseren »As-salamu aleykum« Gruß erwidert, …«
Als Pfadfinder lernt man die Gastfreundschaft vieler Menschen kennen, deswegen wundert einen nicht, dass die zwei immer wieder eingeladen werden, zum Essen, Schlafen oder einfach nur, um sich frisch zu machen. Auch, dass sie ein Highlight sind, egal wo sie auftauchen und gründlich begutachtet oder nur neugierig beäugt werden, kennen wir. Doch wer sich mit so viel Kameraausrüstung und Technik bestückt, wirkt wohl in diesen Ländern noch mehr wie ein Außerirdischer oder, wie sie sagen, wie ein Tier im Zirkus.
»Die Räder an den Trucks, das ist ein gutes Bild, um uns im Vergleich zu den Männern zu sehen: Wenn mein Arm nach dem Salz greift, das mir Micail reicht, dann sieht es aus, als würde die Spaghetti auf eine feiste Salami treffen.«
Es wird eine eindrucksvolle Reise beschrieben, die einen fesselt und den Wunsch nach eigenen Abenteuern weckt. Man kann sich die Landschaften, die Menschen und die Strapazen regelrecht vorstellen. Die Filme und Bilder lassen einen dazu glauben, selbst dabei gewesen zu sein. Nur glaube ich nicht, dass ich mich sieben Monate auf ein Fahrrad schwingen kann, jeden Tag – oder zumindest viele Tage – über 100 km strampeln und durch die Wüste schleppen werde. Aber träumen ist ja nicht verboten.
»Ich lasse mein Fahrrad fallen und drehe mich langsam im Kreis. Hinter mir erheben sich die 6000 Meter hohen Berge, […].Man kann 100 km weit schauen und sieht, wie das Hochtal langsam Richtung Yushu abfällt. […] , und wir fallen uns in die Arme. Das ist der Moment, für den wir diese Tour machen, das hier, genau jetzt, das ist es.«
Zwei nach Shanghai, Paul und Hansen Hoepner; Malik Verlag – ISBN 978-3-89029-440-7
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