Rückblick 2002: Die Sippenführerschulung nahte für meine damalige Sippe, das damit immer aufge- schobene Thema »Geschichte der Jugendbewegung« beschäftigte meinen Pfadfinderkosmos. Es sollte kein langweiliger Vortrag meinerseits mit irgend- welchen kopierten Blättern werden! Denn ich wusste aus eigener Erfahrung: dies bleibt 15-jährigen Jugendlichen wenig im Gedächtnis. Also Geschichte zum Anfassen, direkt vor Ort, Bilder, die einem in Erinnerung bleiben. Ich blätterte in Büchern, überflog den Tag der berühmten Meißnerfeier und stieß irgendwann auf die Jugendburg Ludwigstein in der nordhessischen Region zwischen Werra und Meißner. Na klar, die Burg Ludwigstein. Eine Burg aus dem 15. Jahrhundert, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur Jugendburg des Wandervogels werden sollte, dann Schulungslager der HJ war und nach dem Krieg zur Jugendherberge und Bildungsstätte wurde. Dort ist das Archiv der deutschen Jugendbewegung untergebracht. Eine Recherche im Internet machte mich auf das abwechslungsreiche und große Bildungs- angebot der Jugendbildungsstätte der Burg aufmerksam. Projekte und Programme für Schulklassen, z. B. über das Mittelalter, Seminare über jugendbewegte Größen, Kanutouren, bündische Angebote wie das Kirschenfest, Sängerwettstreit usw. Ich kontaktierte Stephan Sommerfeld, den Ansprechpartner der Jugendbildungsstätte, und erklärte ihm mein Anliegen: ca. 15 Jugendliche aus dem Stamm Graf Luckner wollen lebendige Pfadfindergeschichte erfahren.
Kurz & knapp
Die Burg Ludwigstein wurde 1920 von Jugendbewegten erworben und aufgebaut. Heute haben verschiedene Jugendbünde Patenschaften für einzelne Räumlichkeiten übernommen und kümmern sich jedes Jahr darum, dass diese instand gehalten werden. Das Archiv und die Bildungsstätte sind ganzjährig darum bemüht, auch Außenstehenden die Wurzeln und Impulse der Jugendbewegung zu vermitteln.
- Website: www.burgludwigstein.de
- Ansprechpartner der Jugendbildungsstätte: stephan.sommerfeld@burgludwigstein.de
Nach einem längeren Telefonat war alles klar. Er würde sich ein individuelles Programm ausdenken, wir bräuchten nur zu kommen und aktiv mitzumachen. Und das taten wir auch. Neben einer abendlichen Burgführung gab es Rollenspiele, Singen am Kamin, ein wenig Abschalten im Schwimmbad, Besuch der Burg Hanstein, Stöbern im Archiv und ein erstes Herantasten zu einem groben Verständnis von wichtigen Ereignissen und Personen der damaligen Zeit. Pfadfindergeschichte in kompakter und lebendiger Form. Mit vielen Eindrücken und Informationen fuhren wir wieder mit dem Gedanken, nicht das letzte Mal dort gewesen zu sein. Inzwischen haben wir zwei weitere Male den weiten Weg nach Hessen geschafft. Jugendbewegung nicht nur für Anfänger – Altersspanne von 15 bis über 30 Jahre. Trotz unterschiedlicher Vorkenntnisse wurde es Pfadfindern und Rovern nie langweilig. Immer mussten wir neben interessanten Vorträgen selber aktiv werden, haben viel gelacht, diskutiert, Singeabende mit Hein und Oss oder Axi erlebt und viele ernste Gespräche geführt. Auch andere Gruppen aus dem DPBM und dem BdP haben bereits diese einmalige Möglichkeit genutzt, über Geschichte nicht nur zu lesen, sondern sie zu erleben. Aus Wuppertal einen lieben Gruß an den kreativen und fleißigen Kopf der Jubi. Ich glaube, es ist mal wieder an der Zeit, das Telefon zu greifen und ein Projekt auszutüfteln.
Mitreden!