Sicherlich erinnert sich noch jeder an den Tag, an dem er sein erstes Fahrtenmesser bekommen hat. Ein elementarer Schritt auf dem Weg des »Pfadfinder- Werdens«. Hatte man doch schon damals das Bild des adrett gekleideten BiPis im Kopf, der neben etlichen Bändern, Abzeichen und Wimpeln sein prunkvolles Fahrtenmesser stolz am Gürtel trug.
Allerdings will das Messer auch gut gepflegt sein. Zu diesem Zwecke hier ein kurzer Ratgeber: Zunächst ist »Fahrtenmesser« ja ein Überbegriff. Allerdings kann man das, was sich in Sachen Messer bei uns tummelt, in drei Kategorien unterteilen. Sehr populär ist zum einen das Opinel aus Frankreich, das Takelmesser aus der Seefahrt und das Jagdmesser aus den nordischen Gefilden.Der wesentliche Unterschied liegt natürlich in der Klinge. Diese unterscheiden sich in ihrem Gehalt an Kohlenstoff. Hierbei gibt es Stähle mit mehr Karbon (Kohlenstoff), wie zum Beispiel die ursprüngliche Klinge des Opinels. Der Nachteil liegt in der höheren Sprödigkeit und daher Bruchgefahr und dem Anlaufen der Klinge, also der Gefahr von Rost. Allerdings kann man bei diesen Klingen eine höhere Schärfe erzielen. Die INOX-Klingen haben einen geringeren Kohlenstoffgehalt. Sie sind daher rostfrei. Zudem zeichnen sie sich durch eine höhere »Standzeit« aus, was bedeutet, dass man sie seltener schärfen muss.
Wie geht das aber, das Schärfen? Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten. Wer glaubt, beim Messerschleifen müssten Fontänen von Funken sprühen, kann diese spektakuläre Vorstellung erst einmal begraben. Beim »Schnellschleifen« wird die Klinge so heiß, dass der Kohlenstoff im Stahl verbrennt und die Klinge dadurch zerstört wird. Meiner Meinung nach ist die einzig wahre Technik das Abziehen mit Wassersteinen: Wassersteine gibt es in verschiedensten Körnungen, Farben und Preisklassen. Allerdings gibt es Kombinationssteine mit zwei Lagen. Optimal ist ein Stein mit einer 250er und einer 1000er Körnung. Zunächst muss der Stein ca. 15 Minuten in Wasser eingeweicht werden. Daraufhin kann die Klinge in einem Winkel von ungefähr 15° gegen die Schneide über den Stein gezogen werden. Hierbei ist zu beachten, dass nur die Fase geschliffen wird und nicht die gesamte Oberfläche der Klinge verkratzt wird. Nach dem Bearbeiten auf der groben Seite wird die Fase noch einmal in kreisenden Bewegungen auf der feinen Seite des Steins abgezogen. Hierbei ist es wichtig, den Winkel der Klinge zum Stein nicht zu verändern.
Wie merke ich aber, dass die Klinge scharf ist? Hierzu gibt es drei Methoden. Die beste ist die Fingernagelprobe. Man zieht die Klinge einfach ganz ohne Druck ein paar Millimeter über die Kante des Fingernagels. Wenn sich die Klinge einfach darüber ziehen lässt, ist es mit der Schärfe noch weit her. Wenn sie aber regelrecht am Fingernagel haftet, ist sie scharf. Wem das zu gefährlich oder zu unästhetisch ist, kann auch die Papierprobe machen. Hierbei schneidet man einfach in ein Blatt Papier, welches man in der anderen Hand hält. Wenn das Papier geschnitten und nicht gerissen wird, war das Schärfen erfolgreich. Die letzte Probe ist die Hollywood-Probe. Man bittet einfach ein hübsches Mädel, ihr Seidenhalstuch über die Klinge zu werfen. Wenn die Klinge das Tuch zerteilt seid ihr absolute Überflieger, was das Schärfen von Klingen anbelangt und habt sicherlich alle Voraussetzungen, ein guter Bodyguard zu werden.
Mehr zum Thema: Carsten Bothe: Messer schärfen wie die Profis. Kosmos- Verlag. 8,50 €
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