Wie schnell man in eine Situation kommt, in der man verletzten Menschen helfen muss, habe ich letzte Woche erst wieder gemerkt. Wieder einmal hatte ich mich dabei ertappt, wie ich völlig gedankenlos über die Autobahn fahre bis ich plötzlich durch lautes Scheppern und Krachen unvermittelt wachgerüttelt werde. Im Rückspiegel sehe ich, dass der Fahrer hinter mir die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat und von der Fahrbahn geschleudert wurde. Ich bin kein Arzt und kein Sanitäter, aber auch ich habe mal einen Führerschein gemacht, wofür ich vor Jahren mal einen erste Hilfekurs absolvieren musste. Wenn man den durchschnittlichen Verkehrsteilnehmer fragt, ob er noch etwas von dem Erste-Hilfe-Kurs behalten hat, wird er die Frage wohl verneinen und ich glaube, dass sich jetzt auch viele von Euch angesprochen fühlen.
Aus diesem Grund vermitteln wir ja auch in unserer Probenarbeit die wichtigsten Grundlagen der Ersten Hilfe. Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Dinge, die wir vermitteln, nicht auf dem aktuellsten Stand sind. Um dem Abhilfe zu tun, möchte ich im Folgenden ein paar Änderungen vorstellen, die in den letzten Jahren entwickelt wurden:
- Vor nicht allzu langer Zeit wurde noch beigebracht, zunächst eine Unfallstelle abzusichern, anschließend Erste Hilfe zu leisten und erst dann einen Notruf abzusetzen. Nach allgemeiner Erkenntnis ist eine Überlebenschance für einen Verletzten deutlich höher, je eher der Notarzt eintrifft. Deshalb sollte der Notruf unmittelbar nach der Sicherung der Unfallstelle abgesetzt werden. Die bekannten – fünf Ws- bleiben natürlich bestehen: Wo ist es passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte? Welche Verletzungen? Warten auf Rückfragen!
- Bei dem Leisten von Erster Hilfe wird der Verletzte als erstes auf seine Ansprechbarkeit hin überprüft. Sollte er nicht ansprechbar sein, wird inzwischen ausschließlich die Atmung des Verletzten kontrolliert. Der Puls wird nicht gefühlt. Das hat den Grund, dass es statistisch gesehen äußerst selten ist, dass die Atmung ausgefallen ist, das Herz aber noch schlägt. Außerdem ist für den Helfer diese Situation eine Stresssituation, in der er als Laie in der Regel nicht in der Lage ist, den Puls des Verletzten korrekt zu fühlen. Sollte die Atmung funktionieren, wird der Verletzte in die (neue) stabile Seitenlage gebracht. Bei einem Ausbleiben der Atmung, wird sofort mit der (neuen) Reanimation begonnen.
- Die Kontrolle der Mundhöhle wird nur noch dann durchgeführt, wenn ein besonderer Umstand Anlass zur Befürchtung gibt, dass Fremdkörper die Atemwege blockieren könnten. Dies könnte zum Beispiel dann der Fall sein, wenn bereits offensichtlich der Verletzte erbrochen hat. Aber auch Geräusche in den Atemwegen bei einer Beatmung machen eine Kontrolle notwendig.
- Bei dem Versagen des Kreislaufsystems des Verletzten – d.h. wenn das Herz nicht mehr schlägt – sind unverzüglich Reanimationsmaß- nahmen zu treffen. Für die Herzmassage ist der Solaplexus (das ist ein Nervenpunkt, der sich da befindet, wo die untersten beiden Rippen unter dem Brustbein zusammentreffen) des Verletzen zu fühlen und direkt darüber ist mit übereinander gelegten Handballen und durchgestreckten Armen 30 mal auf den Brustkorb des Verletzten zu drücken. Danach erfolgt die Beatmung mit zwei Beatmungsvorgängen. Danach beginnt erneut die Herzmassage. Die Anzahl der Herzmassagen wurde verdoppelt, da festgestellt wurde, dass erst nach einer gewissen Anzahl von Kontraktionen die Massage ihre Wirkung zeigt. Bei Kindern und sehr zierlichen Personen sollte man etwas weniger Druck ausüben, da sonst die Gefahr besteht, Rippen zu brechen.
- Auch die Stabile Seitenlage wurde vereinfacht. Ab sofort wird der Verletzte, sofern sein Kreislauf funktioniert, folgendermaßen in die Stabile Seitenlage gebracht:
- Der Helfer kniet sich auf eine Seite des Verletzten. Der Arm auf der Seite des Helfers wird zur Seite angewinkelt.
- Der Arm auf der anderen Seite wird über den Hals an die gegenüberliegende Kopfseite gebracht und dort festgehalten.
- Mit der anderen Hand fasst der Helfer an das Knie des Verletzten. Dieses wird angewinkelt.
- An Knie und Arm wird der Verletzte in die Seitenlage gezogen.
- Die Hand, die um den Hals des Verletzten gelegt wurde, wird mit dem Handrücken nach oben unter den Kopf des Verletzten gelegt. Wichtig bei der Lage ist, dass der Kopf des Verletzten der tiefste Punkt ist.
Mitreden!