Letztes Jahr im Herbst fand die Fahrtombola 2020 statt: Sippen sollten durch die Teilnahme motiviert werden, wieder auf Fahrt zu gehen oder andere Aktionen umzusetzen. Es gab verschiedene Aufgaben, wie beispielsweise eine Aktion mit einer anderen Gruppe zu machen, etwas für das eigene Heim zu gestalten oder auf andere Art und Weise mit der eigenen Gruppe kreativ zu werden. Wer mitmachen wollte, dokumentierte die Aktion und schickte die Nachweise ein. Unter den teilgenommenen Gruppen wurde dann am Ende eine neue Kohte verlost.
Insgesamt elf Sippen haben sich von Corona nicht aufhalten lassen und sind dem Aufruf gefolgt. Die glücklichen Gewinner_innen waren die Mitglieder des Trupps Jeanne Baret. Sie und sechs weitere Gruppen erzählen auf den folgenden Seiten von ihren durchgeführten Aktionen, von schönen und lustigen Momenten, aber auch von Einschränkungen durch Corona und möglichen Plänen für weitere Aktionen.
Sippen Nebelparder und Mauersegler
Im September 2020 brachen wir, die Sippe Nebelparder des Stammes Wildgänse, zum alljährlich stattfindenden Ringsippentippel in die Eifel auf, um dort endlich mal wieder zwei kalte Nächte im Freien zu verbringen. Beim Ringsippentippel des Ringes Bergisches Land treffen zwei oder mehr Sippen aufeinander, um den Austausch zwischen verschiedenen Stämmen zu fördern und gemeinsame Erinnerungen an ein schönes Wochenende zu schaffen.
Wir packten also vier Sipplinge ein und traten den altbekannten Weg an, denn die Reise sollte uns zur selben Bahnhaltestelle wie im Vorjahr führen. Alle kamen erst abends an, weshalb wir die ersten Kilometer im Dunkeln zurücklegten und nach Kohtenaufbau und Essensaufnahme ermattet in unsere Schlafsäcke fielen. Die zwei darauffolgenden Tage verbrachten wir in den örtlichen Bergen, Tälern, Weiden und Wäldern, in welchen wir ein paar super Übernachtungs- und Raststellen vorfanden.
Als eine der wenigen, für einige Beteiligte vielleicht sogar die einzige, Aktionen des Jahres war der Ringsippentippel unbestreitbar ein Highlight unseres Pfadfinder_innenlebens. Dementsprechend dankbar war jede_r für die Möglichkeit, diese Wanderung überhaupt antreten zu können. Mit der Partnersippe haben wir ein paar auf Abstand durchführbare Spiele gespielt und unsere Koch- sowie Baukünste verglichen, wobei unsere Sippe richtig aufblühte.
Die ganze Fahrt war lustig und skurril. Nicht nur sollten wir an der gleichen Haltestelle wie 2019 starten, auch unsere Partnersippe, unser Sippenpate und unser Endziel waren identisch. Als wir dies im Vorhinein erfahren haben, beschlossen wir, auch dieselben Gerichte zu kochen, um eine möglichst vergleichbare Kopie des vergangenen Haiks zu erstellen. Da wir nicht von einem Förster vertrieben wurden, keine durchhängenden Planen in der Nacht zu beklagen hatten und auch unsere Nudeln nicht mehr nach Vakuum schmeckten, konnten wir dieses Mal Erfolge auf ganzer Linie erzielen. 2021 planen wir uns noch zu steigern. Durch Corona war die Stimmung natürlich leider nicht so ausgelassen, wie sie hätte sein können.
Einzelgespräche und kleine Witzeleien mit den anderen kamen aufgrund des Abstands nicht oft zustande. Was wir persönlich aber wohl am meisten vermissten, war die Singerunde, die für uns zu jeder Aktion dazugehört. Am zweiten Abend, als die meisten schon im Bett waren, wurden dann in einem großen Kreis doch noch ein paar Lieder angestimmt, aber das war nicht das Gleiche. Zu leise waren die weit entfernten Stimmen und bei so wenig Teilnehmer_innen wollte die altbekannte Atmosphäre nicht so recht aufkommen.
Aber der Rauchgeruch, die Nächte im Schlafsack und das Essen am Feuer waren eine willkommene und nötige Abwechslung zu dem ungewohnten Alltag, den viele Kinder und Jugendliche zurzeit erleben. Alles in allem also ein gelungener Wochenendhaik.
Jannis für die Sippe Nebelparder, Stamm Wildgänse
Wir haben uns mit dem Ringsippentippel beworben. Dieses Jahr waren wir mit der Sippe Nagual von Draconis und Joto als Sippenpaten unterwegs. Wie eigentlich jedes Jahr war es schön, andere Leute aus dem Ring näher kennenzulernen — dieses Mal besonders, da sonst so viele Aktionen ausfallen mussten. Wir waren eine etwas größere Gruppe, weshalb wir uns in zwei Bezugsgruppen aufgeteilt haben, um Kontakte dennoch gering zu halten. Und genau das war ein bisschen das »Problem«: Wir waren zwar zusammen auf Fahrt, aber so richtig gegenseitig kennengelernt oder längere Zeit ohne Maske gesehen haben wir uns leider nicht.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir von der Aktion, dass wir am letzten Tag hin und wieder unsere Rucksäcke getauscht haben. Das ist wie immer nicht lange gut gegangen. Dennoch war es witzig mal andere mit dem eigenen Rucksack laufen zu sehen und selbst andere auszuprobieren.
Ajes für die Sippe Mauersegler, Stamm Alexander Lion
Sippe Habicht auf Schatzsuche
Wir waren auf der Sippenaktion »Die Sage um Burg Epprechtstein«. Diese wurde vom Stamm König Artus ausgerichtet und fand im Fichtelgebirge statt. Die Legende besagte, dass irgendwo um den Epprechtstein die alten Schätze und Relikte der Burg versteckt sind und vor kurzem neue Informationen aufkamen, wie dieser Schatz gefunden werden kann.
Besonders lustig war schon die Autofahrt dorthin: Mit einem Pizzakarton voll Kuchen, einem vollen Auto mit coolen Leuten und lauter Musik vergingen die 1,5 Stunden wie im Flug.
Am ersten Abend besuchte uns dann bereits der Bürgermeister auf dem Lagerplatz, der von einem Spektakel auf der Burg erzählte, bei dem sich Dämon_innen und Geister zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr versammeln. Kurz darauf wurden plötzlich alle Sippenführer_innen entführt – aber der Bürgermeister brachte uns freundlicherweise hoch zur Burg. So konnten nach einer zweistündigen Nachtwanderung alle Führer_innen gefunden und wieder auf den Lagerplatz gebracht werden.
Den ganzen Samstag zogen wir um den Epprechtstein herum, auf der Suche nach der Sage, die uns zum Schatz führen sollte. An verschiedenen Posten und Stellen konnten wir Dynamit und andere Hinweise finden. Das Dynamit war natürlich nur eine Tarnung – in den Metalltuben befanden sich kleine Kartenstücke. Am Nachmittag konnten wir alle gesammelten Kartenstücke zusammenlegen: So erhielten wir eine Botschaft, die wir entschlüsseln mussten, um herauszufinden, wo der Schatz versteckt war.
Am letzten Tag konnten wir dann gemeinsam ein letztes Mal den Epprechtstein besteigen und mussten ein altes Dynamitlager aufbuddeln, worin wir tatsächlich den Schatz fanden. Die zahlreichen Silber- und Goldmünzen teilten wir unter allen gerecht auf. Damit war unsere Aufgabe am Epprechtstein erledigt und wir mussten nur noch den Lagerplatz besser hinterlassen, als wir ihn vorgefunden hatten.
Insgesamt hatten wir als Sippe Habicht eine Menge Spaß. Das Essen, dass die Küche des Stammes König Artus für uns gezaubert hat, war köstlich. Auch der Lagerplatz mitten im Wald gefiel uns gut. Auch die anderen aus dem Ring Bayern zu sehen und sich über Stammesaktionen auszutauschen fanden wir mal wieder schön. Als Sipplinge haben uns am besten die Spiele gefallen, die wir mit den anderen Sipplingen in der Freizeit spielen konnten. Dass die Teilnehmer_innenzahl auf Grund der aktuellen Situation begrenzt war, war natürlich schade. Es gab auch einige Spiele, die wir nicht spielen konnten. Allgemein war es aber einfach sehr schön, dass wir uns wieder treffen durften. Wir hatten sehr viel Spaß!
Sobald es wieder erlaubt ist, wollen wir auch wieder auf Sippenfahrt gehen. Uns ist eigentlich egal wohin – einfach wieder gemeinsam auf Fahrt gehen.
Julian für die Sippe Habicht, Stamm Raubvögel
Trupp Jeanne Baret
Der Trupp Jeanne Baret fordert euch heraus – Welche Antwort gehört zu welcher Frage?
Was hat euch alles an der Aktion gefallen?
Das Gefühl, stolz auf das sein zu können, was wir gemeinsam geschafft haben!
Was ist euch als besonders schöner Moment in Erinnerung geblieben?
Merken, dass die Aktion keine echte Fahrt ersetzt; den Gedanken an die Situation immer im Hinterkopf haben.
Wie hat Corona die Aktion beeinflusst?
Garten renovieren und entrümpeln, Himbeeren und Flieder pflanzen, Insektenhotel bauen, Hochbeete und Vogelhäuschen basteln und anmalen.
An welchen lustigen Moment erinnert ihr euch?
Rasen säen, Kräuter pflanzen und einen neuen Gartenschuppen bauen.
Was habt ihr überhaupt gemacht?
Sehen, was alles möglich ist und dass jede_r gebraucht wird; für jede_n die richtige Aufgabe zu haben.
Was plant ihr als nächstes?
Beim Schaufeln im Kompost in 1m Tiefe eine Madonna-CD von 1990 finden.
Sophie für den Trupp Jeanne Baret, Stamm St. Willigis
Sippen Vaganten und Landsknechte
Wir Vaganten und Landsknechte haben eine »Cross-Over-Fahrt« zum Walchensee gemacht. In Kochel begann unsere Fahrt, doch direkt, nachdem wir das kleine Dorf verlassen hatten, haben wir uns verlaufen. Aber das war nicht schlimm, da wir so das Walchenseekraftwerk betrachten und Bekanntschaft mit zwei süßen Pferden machen konnten.
Nach einer Mittagspause kehrten wir dann wieder um und gingen auf dem richtigen Weg wieder zurück. Nun ging es immer weiter bergauf und die Trinkpausen kamen in immer kürzeren Abständen. Als wir endlich oben waren, konnten wir auf den Walchensee schauen. Ein Stückchen bergab und wir kamen in Urfeld an. Wir spazierten ein wenig um den Walchensee herum, bis wir zu einer idyllischen Landzunge kamen, wo wir unseren Lagerplatz aufbauten. Nachdem die Kohte stand und wir Feuerholz gesammelt hatten, machten wir uns daran zu kochen.
Das Feuer anzubekommen war wegen des Nieselregens gar nicht so einfach, aber irgendwann köchelte der Reis dann vor sich hin und wir lauschten Geschichten aus einem Buch. Nach dem Essen hielten wir Marshmallows übers Feuer, während wir über dies und das redeten. Dann kuschelten wir uns alle in unsere warmen Schlafsäcke und schliefen mit einer Gute-Nacht-Geschichte ein.
Als wir am nächsten Morgen aus unseren Schlafsäcken gekrochen kamen und die dunkle Kohte verließen, schien uns die Sonne warm ins Gesicht. Nachdem all unsere Sachen wieder in den Rucksäcken verstaut waren, frühstückten wir Wraps mit Nutella und Bananen. Dann sattelten wir wieder auf und machten uns auf den Rückweg. Wir entschieden uns dazu, einen anderen Pfad zu nehmen und entdeckten viele kleine Wasserfälle. An einem, der uns besonders gut gefiel, machten wir Halt und kletterten nach oben. Schließlich gingen wir das restliche Stück und kamen wieder in Kochel an. Dort besuchten wir noch eine Eisdiele und genossen die warme Sonne, bis es schließlich wieder zurück nach Hause ging.
Einer der schönsten Momente der Fahrt war, als wir uns am Morgen wieder auf den Heimweg gemacht haben und durch eine Kuhweide laufen mussten. Ein paar von uns haben sich langsam mit den Kühen angefreundet, mit ihnen geredet und sie gestreichelt. Doch als unsere neuen Bekanntschaften angefangen haben ihre Därme zu entleeren und die Fladen gefährlich weit spritzten, machten wir uns schnell wieder auf unseren Weg.
Da wir nicht vorhatten ins Ausland zu fahren und die Corona-Beschränkungen derzeit nicht besonders streng waren, hat uns die Corona-Situation auf dieser Fahrt nicht wirklich eingeschränkt. Bedauernswert war allerdings, dass besonders aus der Sippe Vaganten sehr wenige Sipplinge mitfahren konnten, da einige in Quarantäne waren, oder die Eltern die Aktion zu heikel fanden. Aber eine Sache, die wahrscheinlich die meisten Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie unterschreiben können, ist, dass man sich wünscht, mal wieder weit weg vom Alltag und den eigenen vier Wänden zu kommen. Unsere Sippenfahrt war zwar nicht besonders lang, jedoch konnte sie den Durst auf Abwechslung ein wenig stillen. Ich denke, dass ich für alle Teilnehmenden sprechen kann, wenn ich sage, dass wir durch dieses kleine Abenteuer etwas gegen den Corona-Blues unternehmen konnten. Somit war es auf jeden Fall eine positive Erfahrung trotz schlechtem Wetter und kleiner Teilnahmezahl.
Olivia für die Sippe Landsknechte, Stamm Schwarze Löwen und Luisa für die Sippe Vaganten, Stamm Schwarze Löwen
Die erste Sippenfahrt der Vagabunden
Wir, die Sippe Vagabunden, haben im letzten Jahr mit einer Sippenfahrt bei der Fahrtombola mitgemacht. Unsere Sippe gibt es erst seit fast einem Jahr, deshalb war diese Aktion unsere erste gemeinsame Fahrt als Sippe. Wir sind an einem Samstagmorgen mit dem Zug nach Murnau am Staffelsee gefahren und von dort aus nach Uffing gelaufen. Nachmittags haben wir uns einen Lagerplatz gesucht und unsere Kohte aufgebaut. Dann haben wir angefangen zu kochen und dabei noch Schafkopf gespielt. Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden, um Kaiserschmarrn mit Apfelmus zu machen und weiter nach Uffing zu laufen. Am Bahnhof angekommen haben wir nochmal Brotzeit gemacht und sind nach München zurückgefahren.
Der schönste Moment auf unserer Fahrt war, abends am Lagerfeuer zu sitzen, sich zu entspannen und Marshmallows zu grillen. Das Feuer im Hintergrund knistern zu hören und sich zu unterhalten, zum Beispiel über Erwartungen an die zukünftige Sippenzeit oder Sippenstunden. Glücklicherweise war die Fahrt eigentlich nicht sehr eingeschränkt durch die Corona-Situation. Allerdings war es sehr schade, dass ein paar Sipplinge aufgrund dessen nicht teilnehmen konnten und wir deshalb nur eine relativ kleine Gruppe waren, die auf Fahrt gegangen ist. Trotzdem hat uns als Sippe die Aktion sehr gefallen – einfach mal rauszukommen nach der ganzen Zeit zu Hause war sehr schön.
Sippe Vagabunden, Stamm Schwarze Löwen
Mitreden!