Alle Jahre wieder, irgendwann zwischen Pfingsten und Sommerfahrt trifft sich nun schon seit über 20 Jahren der Bund zum Singen – genauer gesagt: zum Bundessingefest. Fast schon rituell beschwört die Jury vor der Preisverleihung, dass es ein Fest sei, für das wir uns treffen, und kein Wettstreit. Die Freude am gemeinsamen Singen stehe im Vordergrund und nicht so sehr der Wettkampf. Dabei sein ist alles – der DPBM war halt immer schon ein wenig Hippie. Aber wie auch die Olympiade von dem Blick auf den Medaillenspiegel lebt und nicht nur von der guten Stimmung im olympischen Dorf, so ist auch das Busife – wenn wir mal ganz ehrlich sind – ein DSDS, ein Contest, ein Battle of the Year.
Man hat Angst, dass die Leistungsschraube bald durchdreht.
Und manchmal ist es schon unheimlich, wie perfekt ganze Stämme auf der Bühne auftreten. Keine Patzer und Ausreißer und keine Person mehr dazwischen, die nur so tut, als ob sie den Text könnte und stattdessen den Mund einfach nur auf und zu macht. Manchen Eltern oder Musiklehrern würde die Kinnlade runterfallen. Von Jahr zu Jahr werden die Gruppen besser, die Stimmen synchroner und die Instrumente vielfältiger. Von Jahr zu Jahr versuchen die Gruppen, ihren Vorjahresauftritt und natürlich auch die Konkurrenz zu toppen. Noch vor ein paar Busifes gab es oft nur Gitarren – meistens bloß eine –, vielleicht noch eine Blockflöte und eine quietschige Geige. Heute sind es vier Gitarren, ein Akkordeon, unterschiedlichste Perkussionsinstrumente, eine Flöte, eine Geige und hier und da ein Kontrabass.
Seit einer ganzen Weile kann es einem schon im Februar passieren, dass Freunde aus den Stämmen fragen, ob wir schon wüssten, was wir denn so singen würden, ja gar, ob wir denn schon angefangen hätten zu proben. Dann antwortet mancher mit »Ja, schon längst!« oder mit »Äh nein, aber demnächst! « und bald düsen alle wieder wöchentlich zu den Proben am Heim und üben was das Zeug hält – und natürlich ist das gut! Dies wird schließlich kein Plädoyer für den Dilettantismus. Und ganz ehrlich: Viele andere Bünde erblassen bei der dargebotenen Vielfalt und Qualität. In jedem Lied, das das Publikum und die Jury an diesem einen Tag im Jahr dargeboten bekommt, steckt unheimlich viel Arbeit. Doch so toll diese Leidenschaft ist, die aufzubringen die Menschen im Stande sind, um solche Leistungen zu vollbringen, so sehr fragt man sich, wie weit dieser Wille zur Überbietung noch gehen kann und ob dabei auch wirklich alle mitgenommen werden. Ein Dilemma liegt in der Luft. Die einen Gruppen drehen immer weiter an der Leistungsschraube, sodass man Angst bekommt, dass sie bald durchdreht und verschleißt, andere Gruppen sind verschüchtert und irritiert und wissen nicht so recht, wie ein erster Schritt auf die Bühne zu machen ist, ja, ob er sich denn überhaupt lohnt. Dass drei Stämme die Medaillenplätze in der Stammeswertung unter sich ausmachen,
Von Jahr zu Jahr werden die Gruppen besser, die Stimmen synchroner und die Instrumente vielfältiger.
dass ein und dieselbe Meute Jahr für Jahr gewinnt, dass erfolgreiche Newcomer-Singekreise mit einem vierten Platz überglücklich sein müssen ist kein Geheimnis. Einen Vorwurf möchte man den erfolgreichen Gruppen nicht machen. Was sollen sie schon tun? Weniger üben? Schlechter singen? Gar nicht mehr antreten? Das klingt wenig überzeugend. Verständnis haben sollte man aber auch für die vielen Gruppen, die nicht antreten. Einem sechzehnjährigen, musikalischen Gruppenführer kann man vielleicht noch erklären, warum man an einem Wettstreit teilnimmt, um dann mit einem vierten Platz zu »gewinnen«. Bei einem zehnjährigen Wölfling verkommt dies zur Unmöglichkeit.
Hat der haddak eine Lösung für das Problem? Nein! Wollen wir auch gar nicht haben. Aber wir wollen, dass über die Schere, die musikalisch zwischen den Stämmen aufgeht, geredet wird. Dass nicht nur in einem kurzen Gespräch mit dem Mitsänger die Qualität der Anderen gut- oder schlechtgeredet, sondern, dass die Diskussion im Bund geführt wird. Darum möchten wir Eure Meinung hören, um den Stimmen des Bundes in dem auf dem nächsten Singefest erscheinenden haddak Gehör zu verschaffen.
Mitreden!