Es dämmert. Diese Stunde des Tages scheint noch fast unberührt zu sein. Die Luft ist noch frisch und angenehm kühl, die wenigen Grasbüscheln zwischen den Steinplatten sind noch feucht vom Tau der Nacht. Weit reicht der Blick von der Wegelnburg über den Pfälzerwald und die französischen Nordvogesen bis an den Horizont. In den Tälern liegt noch der Nebel, nur die Bergkuppen gucken heraus. Langsam geht jetzt im Osten die Sonne auf. Und wieder beginnt ein heißer Sommertag im südlichen Pfälzerwald…
Wer seiner Sippe etwas bieten will, der ist in der Südpfalz und den Nordvogesen richtig: neben den riesigen Waldflächen, die so typisch sind für die Pfalz, gibt es hier im Süden zusätzlich jede Menge Burgruinen, die zum Rasten oder Übernachten einladen. Und einen Blick über den Tellerrand kann man auch wagen: Frankreich liegt gleich nebenan. Viele Wanderwege führen über die deutsch-französische Grenze, hinter der die Nordvogesen beginnen. Eigentlich gehören die beiden Naturparks Pfälzerwald und Vosges du Nord auch geologisch und geographisch zusammen. Weshalb wir auch nicht an der Grenze halt machen und später einen Blick ins Nachbarland werfen. Für Ortsunkundige möchte ich zwei mögliche Touren vorstellen:
Die erste führt von Dahn aus Richtung Süden an die Grenze. Mit Dahn als Startpunkt kann man gleich voll ins Mittelalter starten: die Dahner Burggruppe wartet darauf, erobert zu werden. Richtung Südosten geht’s weiter über die Burgruine Drachenfels (nicht zu verwechseln mit dem Drachenfelsen in der Nordpfalz) zur Burg Berwartstein. In ihrer Nähe kann man einen unbeschwerten Tag am See genießen. Auf beiden Seiten der Grenze trifft man dann auf weitere Burgen. Die Wegelnburg – nur 300 Meter von der Grenze entfernt – gehört wohl zum Pflichtprogramm für jeden Pfadfinder, der den südlichen Pfälzerwald aufsuchen will. Zwar gibt es besser erhaltene Burgruinen, aber dafür ist sie mit 572 Meter über Normal Null die höchstgelegene Burg in Rheinland-Pfalz. Und auch diejenige, mit dem besten Ausblick: nachts kann man am Horizont sogar die Lichter von Kaiserslautern sehen. Um die nahe gelegene Burgruine Fleckenstein zu besichtigen, muss man zwar Eintritt zahlen, sie ist aber vielleicht für jüngere Sippen besonders interessant. Über die Froensburg und weitere Burgen geht es in Richtung Westen auf französischer Seite bis Ludwigswinkel. In den kleinen französischen Ortschaften (z.B. Obersteinbach) im Tal kann man an zahlreichen Trinkwasserbrunnen seinen Durst stillen.
Die zweite Tour startet in Frankreich und ermöglicht in unser schönes Nachbarland hineinzuschnuppern. Los geht’s im elsässischen Ort Niederbronn-les-Bains. Er liegt am östlichen Rand der Nordvogesen. Nach einem kurzen, aber steilen Anstieg erreicht man auch hier sehr schnell die erste Burgruine – die Wasenburg. Nun kann man in Schleifen nach Norden wandern: ein Tal Richtung Westen, dann einen Berg überqueren und im nächsten Tal wieder nach Osten. Ein geeigneter Übernachtungsplatz ist die Burgruine Neu-Windstein. Wie in einigen anderen Burgen auch, kann man hier wie die alten Rittersleut schlafen: eine in den Fels gehauene Höhle bietet Pfadfindern und Fledermäusen einen lauschigen Schlafplatz. Kurz vor der Grenze trifft man dann u.a. auf die Froensburg. Sie ist eine typische Felsenburgruine mit vielen Höhlen auf drei Etagen und einem vorgelagerten Felsen, der zum Verweilen einlädt. Ab hier kann man den letzten Teil der oben beschriebenen ersten Route in entgegen gesetzter Richtung nach Deutschland laufen. Übrigens: im nahe gelegenen Kröppen steht auch das Landheim der Pirmasenser Pfadfinder unseres Bundes (siehe Links).
Die vorgestellten Hajkrouten sind natürlich nur zwei von unzähligen Möglichkeiten, die sich einem im südlichen Pfälzerwald und den Nordvogesen bieten. Gerade jungen Sippen kann man hier einiges bieten. Die zahllosen Burgen laden zum Entdecken und Verweilen ein. Wo, wenn nicht hier in der Südpfalz, erinnert man sich an die zahlreichen bündischen Lieder, die von stolzen Burgen und starken Rittern handeln? Das ist auch der Grund, weshalb man hier öfters im Fels eingeritzte Lilien findet oder gar auf eine Wandervogelgruppe beim Frühstück trifft. Darüber hinaus kann man sich im Sommer in mehreren Seen austoben und abkühlen. Und nicht zuletzt: man wandert zum Teil in Frankreich. Ohne sehr weit weg zu fahren, schnuppert die Sippe einen Hauch von Ausland. Es zählt also weniger die Streckenlänge, als die Zeit, die man hier in der Südpfalz verbracht hat.
Die Nacht senkt sich über die Ruine Blumenstein. Das flackernde Feuer wirft Schatten auf die alten Mauern. Vor dem Schlafengehen genießen wir den nächtlichen Sternenhimmel von der ehemaligen Oberburg aus. Außer den funkelnden Sternen ist weit und breit kein Licht zu sehen …
Praktische Tipps
Kartenmaterial:
NP Pfälzerwald, Blatt 8 (Östlicher Wasgau mit Bad Bergzabern) und Blatt 7 (Westlicher Wasgau mit Dahn) hrsg. vom Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz. 3814ET
(Hagenau/Wissembourg), 3714ET (La Petite Pierre) und 3713ET (Pays de Bitche) hrsg. Vom Institut Geographique National.
Start- und Zielorte:
Dahn, Bärenbach-Bruchweiler, Annweiler, Niederbronn-les-Bains, Wissembourg, Ludwigswinkel …
Burgruinen mit Höhlen:
Blumenstein, Drachenfels, Wasigenstein, Froensburg, Wegelnburg, Neu-Windstein.
Einkaufsmöglichkeiten:
Im deutschen Teil einigermaßen, im Elsass eher schlecht (z.T. ganz kleine Läden, Achtung Weißbrot!)
Links:
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