Jack Kerouac hat es mit Sal Paradise und Dean Moriarty in »Unterwegs« salonfähig gemacht, Arthur Dent ist so inklusive Handtuch durch die Galaxis gereist und wem auf Fahrt schon einmal bereits beim Kilometer-Zählen auf der Karte die Füße wehgetan haben, hat es vielleicht auch schon einmal in Erwägung gezogen: Die Rede ist natürlich vom Trampen, dem Sich-Mitnehmen-Lassen von freundlichen Motoristen.
Trampen bricht die festgefügte Fahrtengruppe auf.
Dabei wird das Fortbewegen per Anhalter auf Fahrt oft eher kritisch beäugt. Schließlich heißt es ja auf Fahrt »gehen« und nicht »fahren« und viele Pfadfinder möchten ja gerade so weit wie möglich weg von den Annehmlichkeiten des Alltags. Auf vier Rädern ließe sich eben nicht so einfach die Umgebung erkunden sagen einige und so richtig naturverbunden fühle sich auch kaum jemand, wenn eine Windschutzscheibe im Weg ist. Außerdem sei das Ganze ja eh viel zu gefährlich – man wisse ja nie, bei wem man da in den Wagen steigt. Und genau deshalb ist Trampen sowieso nur etwas für erwachsene Rover mit genug Fahrtenerfahrung und keinesfalls etwas für Sippen oder gar einzelne Pfadfinder.
Aber Trampen ist nicht nur ein Risiko, sondern kann unter den richtigen Umständen eine Fahrt sehr wohl auch bereichern. Einige Vorteile werden schnell klar: Per Anhalter lassen sich relativ lange Wegstrecken verhältnismäßig preisgünstig überbrücken – oft sogar umsonst. Außerdem kann in Gegenden mit schwacher öffentlicher Infrastruktur Trampen auch eine weit praktischere Fortbewegungsart darstellen, als stundenlang auf einen Bus oder Zug zu warten. Wer schon einmal in Rumänien oder Griechenland auf Fahrt war, weiß Bescheid.
Nicht ganz so offensichtlich ist jedoch, dass das Trampen einer Fahrt extra Wert verleihen kann. So soll der Autostopp ganz und gar nicht das Wandern ersetzen. Im Gegenteil, die beiden ergänzen sich in vielen Fällen vorzüglich. Da wäre zum einen das Insiderwissen. Schließlich sitzt man auf diese Weise oft mit jemandem im Auto, der aus der Gegend stammt und so andere Perspektiven auf das Fahrtenziel und die Umgebung bieten kann. Die meisten Fahrer werden gesprächig, wenn sie plötzlich Beifahrer haben und können einem oft viel Interessantes erzählen. Das ist nicht zu unterschätzen – wie oft hat man sonst auf Fahrt die Möglichkeit, eine längere Zeit ungestört mit einem Einheimischen zu quatschen?
Wenn’s auch keine Freiheit war In fremden Wagen, während mancher langen Fahrt Wenn der Motor mit mir sang Hab’ ich mich, ganz gleich was vor mir lag Doch frei gefühlt für manche Stunde, manchen Tag
Zum anderen bricht das Trampen für eine kurze Zeit die sonst so festgefügte Fahrtengruppe auf, was eine ganz neue Dynamik in die Gruppe bringen kann. Mit einem Ziel vor Augen ist man auf sich alleine gestellt und hat so die Möglichkeit, sich direkter und oft auch intensiver mit sich selbst und dem Tramppartner auseinanderzusetzen, als es in einer größeren Gruppe sonst möglich ist.
Grundregeln des Trampens
- Sicherheit geht immer vor. Trampen ist nur etwas für fahrtenerfahrene Erwachsene. Sich nicht alleine mitnehmen lassen und ein gesundes Maß an Misstrauen mitbringen. Bei einem schlechten Gefühl lieber auf die nächste Mitfahrgelegenheit warten.
- Immer sauber bleiben. Vor dem Trampen waschen und wenn möglich eine saubere Kluft anziehen.
- Fährt man mit mehreren Trampgruppen, sollten vorher Zielpunkt und Zielzeit aus- gemacht werden, damit man sich nicht verfehlt.
- Im Vorhinein die Trampsignale des Landes erfragen. Die können sich oft grundlegend unterscheiden.
- Nicht zuletzt: Immer freundlich bleiben.
Mitreden!